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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe
Autoren: Melanie Gideon
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sofort. Er ist am Verdursten. Wirklich. Sehen Sie, wie er ständig schluckt und würgt? Er braucht sie, um die Rede durchzuhalten. Können Sie sie so schnell wie möglich bringen?«
    Â»Aber selbstverständlich«, sagt der Kellner und hastet zur Bar.
    Â»Ich kenne Nedra und Kate nun seit – warten Sie – seit dreizehn Jahren«, setzt William an, »und als ich Nedra zum ersten Mal traf …«
    Ich nehme das Surren des Mixers wahr. Ich sehe dem Barmann dabei zu, wie er den Cocktail in ein Glas füllt. Ich beobachte, wie er ihn mit einer Scheibe Ananas und einer Kirsche dekoriert.
    Â»Und ich wusste es«, sagt William. »Wir wussten es alle.«
    Der Kellner macht sich mit Williams Cocktail auf den Weg durch das Lokal.
    Â»Wissen Sie, warum man es sofort weiß? Wenn zwei Menschen füreinander bestimmt sind?«
    Der Kellner schlängelt sich an den Tischen vorbei.
    Â»Und Kate – Kate, lieber Himmel, Kate. Was soll ich über Kate sagen?«, brabbelt William vor sich hin.
    Der Kellner wird von einem Pärchen abgepasst, das etwas zu trinken bestellen will. Er nimmt ihre Wünsche entgegen und geht weiter.
    Â»Also wirklich, bitte sehr! Schaut euch die beiden an. Die Braut und – nun ja, die Braut.«
    Der Kellner erreicht Williams Tisch und stellt den Cocktail geschickt vor ihm ab. William blickt verwirrt auf das Glas hinab. »Was ist das? Ich habe nichts bestellt«, flüstert er, aber jeder kann ihn hören, weil er das Mikro in der Hand hält.
    Â»Das ist eine Piña Colada, Sir. Ihre Kehle ist doch völlig ausgetrocknet«, sagt der Kellner.
    Â»Sie haben mir die Bestellung eines anderen Gastes hingestellt.«
    Â»Nein, das ist für Sie«, sagt der Kellner insistierend.
    Â»Ich sagte Ihnen doch bereits, ich habe nichts bestellt.«
    Â»Aber Ihre Frau«, flüstert der Kellner ihm zu und deutet auf mich.
    William sieht mich quer durch das Lokal an, und ich winke ihm kurz zu. Über sein Gesicht zieht in Nanosekunden eine Vielzahl unterschiedlicher Gefühlsregungen. Ich versuche sie einzuordnen: Fassungslosigkeit, Verwundbarkeit, Schock, Scham, Wut und dann etwas anderes, etwas, worauf ich nicht vorbereitet bin. Erleichterung.
    Er nickt. Nickt noch einmal, dann trinkt er einen Schluck seiner Piña Colada. »Schmeckt gut. Überraschend gut«, sagt er ins Mikro und verschüttet dann aus Versehen das ganze volle Glas über sein weißes Hemd. Bunny und Caroline springen mit ihren Servietten in der Hand auf und tupfen Williams Hemd ab.
    Â»Sodawasser, bitte!«, ruft Bunny. »Schnell, bevor die Flecken einziehen!«
    Ich rase in den Flur, der zu den Toiletten führt. Dreißig Sekunden später stellt sich William mir in den Weg.
    Â»Du weißt Bescheid?«, flüstert er und drückt mich gegen eine Wand.
    Ich starre auf sein nasses, fleckiges Hemd. »Offensichtlich.«
    Seine Kiefermuskeln arbeiten. » Das richtige Leben wird den Erwartungen auch nicht gerecht ?«
    Â»Du hast mit mir gespielt. Monatelang. Warum sollte ich nicht das Gleiche mit dir tun? Nur ein bisschen.«
    Er atmet tief durch. »William hatte ein sehr schlimmes Jahr. William versucht erst gar nicht, sich zu entschuldigen. William hätte seiner Frau von dem schlimmen Jahr erzählen sollen.«
    Â»Warum sprichst du über dich in der dritten Person?«
    Â»Ich versuche nur, zu reden wie du. Wie auf Facebook. Von Angesicht zu Angesicht. Sag was.«
    Â»Gib mir dein Handy.«
    Â»Warum?«
    Â»Willst du nicht wissen, wie ich es herausgefunden habe?«
    William gibt mir sein Handy.
    Â»Jedes Mal, wenn du ein Foto machst, werden dein Breiten- und Längengrad abgespeichert. Dein letztes Profilbild – das von deiner Hand – wurde bei uns zu Hause fotografiert. Du hast mir eine Fährte hinterlassen, die mich direkt zu dir geführt hat.«
    Ich schalte die Ortungsdienste in seinem Handy ab. »So, jetzt kann dich niemand mehr aufspüren.«
    Â»Und was, wenn ich aufgespürt werden will?«
    Â»Dann solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.«
    Â»Wie lange weißt du es schon?«
    Â»Seit heute Nachmittag.«
    William fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Mensch, Alice, warum hast du nichts gesagt? Weiß Bunny auch Bescheid?«
    Ich nicke.
    Â»Nedra auch?«
    Â»Ja.«
    Er zieht eine Grimasse.
    Â»Es muss dir nicht peinlich sein. Sie himmeln dich an. Sie finden, das
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