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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe
Autoren: Melanie Gideon
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vergrößere das Foto. »Es ist seine Hand. Er hätte irgendeine Hand nehmen können. Irgendeine Hand aus dem Internet. Sogar eine Hand aus den Clipart-Alben. Er hat seine eigene genommen.«
    Â»Dieser verdammte, dämliche Idiot«, flucht Nedra.
    Â»Genau!«
    Â»Ich fasse es nicht!«
    Â» Genau!«
    Sie schüttelt ungläubig den Kopf. »Wer hätte so etwas von ihm gedacht? Das ist das Allerromantischste, was ich je gehört habe.«
    Â»O Gott, du nicht auch noch.«
    Â»Was meinst du damit, ich nicht auch noch?«
    Â»Bunny hat genauso reagiert.«
    Â»Tja, das sollte dir dann ja wohl zu denken geben.«
    Ich nestele meinen Verlobungsring aus meiner Tasche. »Ach, Nedra, ich weiß einfach nicht, was ich fühlen soll. Ich bin so durcheinander. Sieh mal.« Ich zeige ihr den Ring. »Der kam heute mit der Post.«
    Â»Was ist das?«
    Â»Mein Verlobungsring.«
    Â»Der, den du vor fünfzig Millionen Jahren aus dem Autofenster geschmissen hast?«
    Â»Mein Vater hat ihn bei einem Pfandleiher entdeckt. Jemand muss ihn dort versetzt haben.« Ich halte mir den Ring direkt vor die Augen und kneife sie zusammen. »Da ist eine Gravur, aber ich kann sie nicht entziffern.«
    Â»Alice, deine Weigerung, dich mit deiner altersbedingten Presbyopie zu beschäftigen, wird langsam zu einem echten Problem«, sagt Nedra. »Gib mal her.«
    Ich gebe ihr den Ring.
    Â»Ihr Herz flüsterte ihr zu, er habe es für sie getan« , liest sie vor. »Du liebe Güte.«
    Â»Das steht da nicht.«
    Â»Doch.«
    Â»Das hast du dir ausgedacht.«
    Â»Nein, versprochen. Es kommt mir bekannt vor. Gib mir dein Handy.«
    Sie tippt das Zitat bei Google ein. »Jane Austen, Stolz und Vorurteil «, quiekt sie los.
    Â»Also, das ist echt irre.«
    Â»So was von irre. Total irre. Du musst ihm verzeihen. Das ist ein Zeichen.«
    Â»Ich glaube nicht an Zeichen.«
    Â»Ach ja, stimmt, nur Romantiker glauben an Zeichen.«
    Â»Weicheier«, sage ich, »Warmduscher.«
    Â»Und du bleibst dabei, dass du auf keinen Fall zu denen gehören möchtest, mein Schatz?«
    Â»Was habt ihr beide da zu flüstern?«, fragt Kate, die plötzlich hinter Nedra auftaucht. Kate trägt ein gelbes Kleid, bei dem ich mir sicher bin, dass Nedra es für sie ausgesucht hat. Zusammen bilden sie eine Sonnenblume. Kate ist die Blüte, Nedra der Stängel.
    Â»Himmel noch mal, du siehst wunderschön aus.« Nedra streichelt Kates Wange. »Nicht wahr, Alice? Sie sieht aus wie eine irische Salma Hayek.«
    Â»Okay, ich glaube, das ist ein Kompliment. Hört mal, ich finde, wir sollten uns bald hinsetzen, ungefähr in einer Viertelstunde. Wann willst du denn deine Rede halten, Alice? Kurz bevor das Essen kommt? Oder danach?«
    Â»Sie wird die Rede nicht halten«, sagt Nedra.
    Â»Nein?«, fragt Kate.
    Â»William übernimmt das für sie.«
    Kate runzelt die Stirn.
    Â»Es tut mir leid. Es tut mir so leid, aber ich bin heute Abend einfach nicht in Form. Aber William wird brillant sein. Er kann so etwas sehr gut. Viel besser als ich. Ich stelle mich furchtbar an vor Publikum. Ich fange an zu schwitzen, und meine Beine …«
    Â»Das reicht, Alice«, sagt Nedra und hakt Kate unter. »Komm, Kate, lass uns eine Runde drehen.«
    Ich schnappe mir mein Glas Chardonnay und setze mich an einen leeren Tisch im hinteren Teil des Raums. Ich entdecke Zoe und Jude in einer Ecke, die Händchen halten und sich innig in die Augen schauen. Peter ist auf der Tanzfläche unterwegs, führt den Robot Dance auf und hat sichtlich eine Menge Spaß dabei. Jack, Bunny und Caroline haben an einem Tisch Platz genommen. Und William steht an der Bar, mit dem Rücken zu mir. Ich nehme mein Handy aus der Tasche. John Yossarian ist online. William hat offensichtlich vergessen, sich abzumelden.
    Ich hab’s mir anders überlegt. Ich möchte mich mit Ihnen treffen, Forscher 101.
    Ã„h – im Moment kann ich wirklich nicht chatten. Ich stecke in einer Sache fest.
    Wann können wir uns treffen?
    Ich dachte, Sie wären durch den Wandschrank in Ihr richtiges Leben zurückgekehrt.
    Das richtige Leben wird den Erwartungen auch nicht gerecht.
    Das verstehe ich nicht. Was ist passiert?
    Wann können wir uns treffen?
    Ich kann mich nicht mit Ihnen treffen, Ehefrau 22.
    Warum nicht?
    Weil ich mit meiner Frau zusammen bin.
    Sie kann mir nicht das
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