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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe
Autoren: Melanie Gideon
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Wasser reichen.
    Sie kennen Sie nicht.
    Sie ist eine echte Memme.
    Das stimmt nicht.
    Sie sind eine echte Memme .
    Möglicherweise.
    Sagen Sie mir die Wahrheit, wenigstens das sind Sie mir schuldig: Sind Sie glücklich in Ihrer Ehe?
    Das ist keine unbedeutende Frage.
    Ich musste sie auch beantworten. Jetzt sind Sie dran.
    Ich beobachte William dabei, wie er sein Handy auf den Tresen legt, wieder in die Hand nimmt, wieder ablegt und einen großen Schluck von seinem Drink hinunterkippt. Schließlich nimmt er das Handy erneut in die Hand und beginnt zu tippen.
    Na gut. In Ordnung. Also, wenn Sie mich das vor ein paar Monaten gefragt hätten, wäre die Antwort ein Nein gewesen. Sie war so unglücklich, genau wie ich. Ich war entsetzt darüber, wie sehr wir uns auseinandergelebt hatten und wie distanziert wir miteinander umgingen. Ich hatte keine Ahnung mehr davon, wer sie war, was sie sich wünschte oder wovon sie träumte. Und es war so lange her, dass ich sie danach gefragt hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde, dieses Gespräch zu führen, zumindest nicht von Angesicht zu Angesicht. Also habe ich etwas getan, worauf ich nicht stolz bin. Ich habe sie hintergangen. Ich dachte, ich käme damit durch, aber jetzt glaube ich, dass ich es ihr beichten werde.
    Erinnern Sie sich daran, wie Sie sagten, dass die Ehe so paradox sei wie die Catch-22-Regel, ein echtes Dilemma? Dass genau die Dinge, die Sie am Anfang an Ihrem Ehemann so attraktiv fanden, genau die waren, warum Sie sich quasi entliebt haben? Ich fürchte, ich bin in einem vergleichbaren Catch-22-Dilemma gefangen. Ich habe etwas aus Liebe getan, um meine Ehe zu retten. Aber das, was ich getan habe, führt möglicherweise direkt dazu, dass sie endet. Ich kenne meine Frau. Sie wird sehr wütend sein, wenn sie herausfindet, was ich getan habe.
    Wozu dann überhaupt die Beichte?
    Weil der Augenblick gekommen ist, mich zu zeigen.
    Â»Entschuldigt bitte, alle mal herhören«, sagt Nedra. Sie steht mit einem kabellosen Mikrofon in der Hand ganz vorne im Lokal. »Wenn sich jeder jetzt bitte einen Platz sucht.«
    Ich beobachte William, wie er mit dem Handy in der Hand von seinem Barhocker aufsteht. Er entdeckt mich, winkt mir zu und deutet auf den Tisch, an dem bereits Bunny, Jack und Caroline sitzen. Unglaublich. Er sieht kein bisschen verunsichert aus.
    Als ich den Tisch erreiche, rückt er einen Stuhl für mich zurecht. »Wie lief’s mit Nedra?«
    Â»Gut.«
    Â»Ist es in Ordnung für sie, wenn ich die Tischrede halte?«
    Ich zucke mit den Achseln.
    Â»Ist es für dich in Ordnung, wenn ich sie halte?«
    Â»Ich muss aufs Klo.«
    Auf der Toilette tupfe ich mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und lehne mich über das Waschbecken. Ich sehe furchtbar aus. Im Neonlicht wirkt mein Hosenanzug pink, wie in einem Cartoon. Ich atme ein paarmal tief durch. Ich verspüre keine Eile, an den Tisch zurückzukehren.
    Ich bin todunglücklich.
    Warum, Ehefrau 22?
    Weil Sie mir das angetan haben.
    Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Wir haben beide unseren Teil dazu beigetragen.
    Ich war verletzlich. Ich war einsam. Ich war bedürftig. Sie haben mich ausgenutzt!
    Auch ich war verletzlich, einsam und bedürftig – haben Sie das schon mal in Erwägung gezogen?
    Ich fürchte, das bringt alles nichts mehr. Wir sollten das Chatten sein lassen.
    Und warum ist das Ihre Entscheidung? Sie wollen mich doch bloß wieder hängen…
    Der kleine grüne Punkt neben seinem Namen wird zu einem Halbmond. Er hat sich abgemeldet.
    Ich bin fuchsteufelswild. Wie kann er es wagen, mich einfach so abzuschmettern! Ich stürze aus den Toiletten und stoße fast mit einem Kellner zusammen. »Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragt er.
    Ich spähe ins Restaurant und sehe, wie Nedra an unseren Tisch kommt. Sie überreicht einem sichtlich nervösen William das Mikro, küsst ihn auf die Wange und geht anschließend an ihren Tisch zurück, wo sie ihren Stuhl so nah wie möglich an den von Kate rückt.
    William steht auf und räuspert sich. »Also, man hat mich gebeten, eine Rede zu halten …«
    Â»Mir nicht, aber sehen Sie den Mann mit dem Mikrofon? Das ist mein Ehemann. Er hätte gerne eine Piña Colada«, flüstere ich dem Kellner zu.
    Â»Kein Problem, ich bringe sie ihm dann nach seiner Rede.«
    Â»Nein, mehr als alles auf der Welt wünscht er sie sich
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