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Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit

Titel: Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit
Autoren: Stephen R. Covey
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zwischenmenschliche Beziehungen. In manchen sozialen Umfeldern kommt man schnell zum Erfolg, indem man die »Spielregeln« lernt. Man hinterlässt etwa durch seinen Charme einen günstigen ersten Eindruck; oder man kommt durch Einschüchterung zum Ziel. Aber sekundäre Persönlichkeitszüge alleine haben in langfristigen Beziehungen keinen dauerhaften Wert. Wenn nicht gleichzeitig eine tief verwurzelte Integrität und fundamentale Charakterstärke vorhanden sind, treten früher oder später die wahren, eigennützigen Motive ans Tageslicht, und die Beziehungen scheitern.
    Vielen Menschen mit sekundärer Größe – also sozialem Status, Ruhm, Reichtum oder Talent – fehlt es an primärer Größe oder Charakterstärke. Dieses Defizit wird gerade in ihren langfristigen Beziehungen deutlich, unabhängig davon, ob es sich um einen Geschäftspartner, Ehepartner, Freund oder ein eigenes Kind handelt. Der Charakter eines Menschen lässt sich nicht lange verbergen, denn er offenbart sich über viele Wege, nicht nur über Worte.
    Natürlich können Menschen auch Charakterstärke besitzen, ohne über wichtige Kommunikationsfertigkeiten zu verfügen – auch das berührt die Qualität ihrer Beziehungen. Letzten Endes teilt sich das, was wir sind, jedoch weit deutlicher mit als alles, was wir sagen oder tun.
    Wirkliche Selbstachtung erwächst aus Selbstbeherrschung, aus wahrer Unabhängigkeit und Orientierung nach dem Win-win-Prinzip. Wenn unsere Motive, Worte und Handlungen letztendlich mehr durch Interaktionstechniken (Persönlichkeitsethik) als durch unser wahres Ich (Charakterethik) bestimmt sind, bleibt die zugrundeliegende Unsicherheit nicht unbemerkt. Wir sind nicht fähig, effektive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
    Der Ausgangspunkt für jede Beziehung liegt in uns selbst. Auf dem Weg zur Unabhängigkeit üben wir uns darin, pro-aktiv zu sein, die richtigen Prinzipien zu finden, uns von Werten leiten zu lassen und als integre Menschen das Wesentliche vom Unwesentlichen in unserem Leben zu trennen. Wenn wir diese Stufe erreicht haben, können wir uns dafür entscheiden, interdependent zu werden: Dann sind wir in der Lage, erfüllte, dauerhafte, produktive Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.
    |44| Akuter und chronischer Schmerz
    Einerseits bieten zwischenmenschliche Beziehungen enorme Chancen, produktiver zu leben, sich für andere einzusetzen, zu wachsen und zu lernen; andererseits halten sie aber auch Schmerz und Frustration für uns bereit. Störungen in zwischenmenschlichen Beziehungen verursachen akute Schmerzen, denen wir uns nicht entziehen können.
    Chronische Schmerzen entstehen, wenn es uns an Vision und Führung mangelt. Sie äußern sich in einem oft jahrelang anhaltenden, vagen Unbehagen. Gelegentlich unternehmen wir etwas gegen diesen Schmerz; weil er aber chronisch ist, gewöhnen wir uns daran und lernen, mit ihm zu leben.
    Die akuten Schmerzen, die durch Beziehungsstörungen entstehen, können wir jedoch nicht ignorieren, weil sie zu intensiv sind. In der Regel greifen wir deshalb nach Mitteln, die uns vorgaukeln, unsere Symptome ließen sich im Schnellverfahren kurieren – mit einem Heftpflaster für die Persönlichkeitsethik. Wir begreifen nicht, dass der akute Schmerz einem tieferen, chronischen Problem entspringt. Wenn wir aber nur an den Symptomen herumdoktern, gehen die besten Bemühungen ins Leere. Bestenfalls wird der chronische Schmerz nur noch mehr verdeckt.
    Die persönliche Effektivität bildet die Grundlage für die zwischenmenschliche Effektivität. Vor dem öffentlichen Sieg steht der persönliche Sieg. Charakterstärke und Eigenständigkeit sind das Fundament für authentische, effektive Interaktionen mit anderen Menschen.
    Dag Hammarskjöld, der frühere UN-Generalsekretär, veranschaulichte diesen Gedanken einmal in einem sehr wichtigen Satz: »Es ist edler, sich ganz und gar einem anderen Menschen hinzugeben, als unermüdlich an der Rettung der Massen zu arbeiten.«
    Mit anderen Worten: Jemand kann acht, zehn oder zwölf Stunden am Tag, fünf, sechs oder auch sieben Tage in der Woche für unzählige Menschen und Projekte arbeiten und trotzdem keine tiefe, sinnerfüllte Beziehung zum Ehepartner, zum heranwachsenden Sohn oder zu einem langjährigen Arbeitskollegen haben. Er würde weit mehr Charakterstärke benötigen – mehr Demut, Mut und Stärke –, um eine einzige dieser Beziehungen neu aufzubauen, als dafür, sich weiterhin für die vielen anderen einzusetzen.
    Vor
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