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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
Autoren: Tad Williams
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Laden.«
    Wir verstummten, als wir uns auf der Großen Promenade den halbverfallenen Attraktionen Merrylands näherten wie zwei Seelen, die nicht einem neuen dritten Bestimmungsort entgegenstrebten, sondern außerhalb von Zeit und Raum durch den guten alten Limbus drifteten. Ich fragte mich, ob Sam und ich je wieder so Seite an Seite gehen würden. Und keine gemeinsamen Mahlzeiten im Boxer Rebellion mehr? Wirklich?
    Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt gleich tun würde. Ich wollte nicht darüber nachdenken.
    Der Mond war immer noch da, versilberte die rostigen Relikte der gewundenen Super-Snake-Bahn und die zusammengebrochenen Buden verschiedener Art. Jetzt, da mir nichts mehr den Kopf abzubeißen versuchte, konnte ich die Bizarrheit dieses Ortes würdigen. Sie werden bemerkt haben, dass ich nicht »die bizarre Schönheit dieses Ortes« sage – der Shoreline-Park mag vieles sein, aber schön mit Sicherheit nicht. Aber er roch hier am Nordende besser, entweder sorgte der Seewind auf dieser Seite der Insel für reinere Luft, oder aber die Obdachlosen hatten keine Lust, den ganzen weiten Weg hierher zu machen, nur um zu scheißen. Auf jeden Fall war es eine angenehme Abwechslung.
    Die abgeblätterte Fassade einer Bude grinste uns an. Das hiermochte mal ein Clownsgesicht gewesen sein, bestand jetzt aber nur noch aus zwei verschmierten Augenflecken und einem Ohr-zu-Ohr-Grinsen, von dem nichts übrig war als lippenlose Zähne.
    »Aber wenn du nicht wusstest, dass ich als Habari auftrat«, sagte Sam unvermittelt, »woher wusstest du dann das mit dem Friedhof?«
    »Fatback hat mir geholfen. Er hat mir gesagt, dass Habari tot ist, und als ich herausfand, dass er auf dem Friedhof begraben worden war, auf den du mich immer mitgenommen hast – na ja, das schien doch ein bisschen zu viel des Zufalls. Außerdem war ich schon hinter eine Lüge gekommen, die du mir aufgetischt hattest.«
    »Es waren etliche. Welche?«
    Das machte mich trauriger, als ich erwartet hätte. »Als du gestern Abend in mein Zimmer im Ralston gekommen bist. Du hast gesagt, du hättest Alice angerufen und meine Zimmernummer von ihr bekommen.«
    »Aber ich hatte sie angerufen. Ich bin nicht blöd, Bobby.«
    »Ja, aber sie hatte dir die falsche Zimmernummer gegeben. Sie hat mir’s erzählt – war ganz zerknirscht, weil sie dachte, du würdest mich nicht finden. Aber du hast sie natürlich nur pro forma gefragt. Kephas oder wer hat dir gesagt, wo ich war, stimmt’s?«
    Er nickte nur, ohne mich anzusehen.
    So langsam fügte sich alles zusammen. Ich hatte richtig getippt, dass in Anbetracht der engelhaften Kräfte, die Habari dem guten Walker demonstriert hatte, einer der zentralen Akteure in diesem ganzen Spiel nicht nur von unserer Seite, sondern wohl auch hier aus der Gegend sein musste, da Habari der Magianer von dem Gewerberaum an der East Charleston aus operierte. Es gibt nicht so viele Leute mit Heiligenschein in San Judas, also hatte ich mir gesagt, dass es vermutlich jemand war, den ich kannte, was ja auch Habaris Reaktion gezeigt hatte, als wir unsmit den Autos begegnet waren. Er hatte mich sofort erkannt, trotz meiner Wunden und blauen Flecken und Verbände. Aber ich hatte mich von meiner Phantasie hinreißen lassen und, statt vor meiner Nase nach dem wahren Habari zu suchen, darüber spekuliert, ob Locho Leo seinen Tod vielleicht nur fingiert hatte.
    »Was ist mit den Körpern, Sam?«
    Er sah mich verdutzt an. »Welchen Körpern?«
    »Denen, die ihr getragen haben müsst, du und die anderen Magianer. Schließlich würdest du normalerweise nicht gerade für einen afrikanischen Geistlichen durchgehen, Sam.«
    »Die hat uns der Dritte Weg gegeben – sie funktionieren nicht ganz so gut wie die regulären Erdenkörper, die der Himmel ausgibt, aber man kommt wesentlich leichter wieder raus. Ich habe den Habari-Körper in einer sicheren Wohnung versteckt, aber ich kann dir weder die Adresse noch den Körper geben, Bobby, ich brauche alles, was ich den Bossen gegenüber einsetzen kann, um mein Urteil runterzuhandeln. Hey, vielleicht komme ich ja mit ein paar Millionen Jahren in den Flammengruben davon.«
    Jetzt wurde mir ganz mulmig. Er wusste so gut wie ich, dass es so einfach nicht sein würde. Wie hatte mich mein bester Freund so böse hinters Licht führen können? Und was sollte ich jetzt mit ihm machen? »Das heißt, nachdem du mich in die Scheiße geritten hast, willst du jetzt auch noch den Dritten Weg verraten?«
    »Shit, Bobby, das sollte
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