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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
Autoren: Tad Williams
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das Gesicht zu zerfetzen. Nachdem wir uns ein paar Sekunden lang auf dem Teppich gewälzt hatten, war so viel klar: Sie war genauso stark wie ich, kampftechnisch vermutlich besser und – jedenfalls nach den verrückten Sachen zu urteilen, die ihre Augen machten, während wir am Boden herumrollten und ich ihre Zähne von meinem Hals fernzuhalten versuchte – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein menschliches Wesen. Soll heißen, das Aas jagte mir Angst ein.
    Sagte ich schon, dass Dämonen kein Silber mögen? Das ist
    eins der wenigen alten Notfallrezepte, die funktionieren. (Weihwasserzum Beispiel nützt gegen die Diener der Hölle so viel wie Pepsi light.) Silber tötet sie nicht immer, aber es tut ihnen weh. Da in dieser Woche jedoch eins zum anderen gekommen war, hatte ich unseligerweise keine Silbermunition mehr, also rammte ich ihr, als ich die Hand mal kurz freibekam, den Revolver ins Gesicht und feuerte einfach drei normale Kugeln ab. Ich hatte den Schalldämpfer drauf, also war der .38er nicht allzu laut, sie aber wohl. Wie eine Elektrosäge kreischend, taumelte sie rückwärts, krallte an den Überresten ihres Gesichts herum wie jemand, der sich Seifenlauge aus den Augen zu wischen versucht, und ging wieder auf mich los. Jeder normale Dämon in einem Reale-Welt-Körper wäre von drei Schüssen ins Gesicht zu Boden gegangen, aber sie war einer von der sturen, mörderischen Sorte – selbst wenn man ihr Arme und Beine abgehackt hätte, wäre sie immer noch wie eine Schlange weitergekrochen und hätte versucht, einem ihre Zähne ins Fußgelenk zu schlagen.
    Ich hasse die sture Sorte.
    Sobald sie sich das Blut aus dem noch verbliebenen Auge gerieben hatte, sprang sie mich an und tat ihr Bestes, die Arme um mich zu schlingen und mich zu Boden zu ziehen. Ich wollte meine letzten paar Kugeln nicht verbrauchen, also versuchte ich sie mit dem Griff meines Smith & Wesson k.o. zu schlagen, schaffte es aber lediglich, ihren Unterkiefer unnatürlich weit seitwärts zu verschieben, was ihr das extrem irritierende Aussehen eines Popeye-Cosplay-Girls gab, sie aber nicht im mindesten bremste. Sie war schon wieder über mir und krallte mit ihren Nägeln nach meinen Augen, sodass ich ganz damit beschäftigt war, mein Gesicht zu decken. Gleichzeitig verfolgte sie aber auch das Ziel, mir ihr Knie über die Schrittgegend bis hinauf in meine Brusthöhle zu rammen, sozusagen meine Eier mit meinem Herzen zusammenzubringen, was nie passieren sollte. Diese Frau war ein verdammt harter Brocken, und jeden Momentwürden die Wachleute hereingestürmt kommen, und das wäre das Ende Ihres neuen Freunds Bobby Dollar.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich mich unter einem vor Wut heulenden weiblichen Wesen wiederfand – und es würde bei Gott auch nicht das letzte Mal sein –, doch während das schiefe, reißzahnbewehrte Maul von Kenneth Valds Sekretärin nach meinem Gesicht schnappte und mich mit blutigem Schaum beregnete, konnte ich nicht umhin, darüber nachzudenken, wie ich schon wieder in eine derart unangenehme Situation gekommen war.
    Wie immer lag es an meiner eigenen Blödheit.

1
SO SICHER WIE DAS AMEN
IN DER KIRCHE

    F angen wir mit dem Anfang an. Dann wird es klarer. Nicht gerade glasklar, aber wohl doch klarer.
    An dem Abend, als alles begann, waren so ziemlich alle in der Bar – Monica Naber, der hünenhafte Sweetheart, Jung Elvis und überhaupt der Ganze Kaputte Chor. Na ja, mal davon abgesehen, dass Kool Filter wegen der neuen Verordnung drunten bleiben und auf dem Gehweg rauchen musste. Ja, manche von uns Engeln rauchen. (Ich hab’s auch mal getan, hab’s aber aufgegeben.) Unsere Körper sind schließlich nur geliehen, und unsere Angst vor dem Sterben hält sich in Grenzen. Jedenfalls war es ein ziemlich normaler Februarabend im Compasses , bis mein Freund Sam hereinkam, im Schlepptau einen Mantel voll Frischfleisch.
    »Scheiß auf die Armen und ihre ewigen Ausreden«, begrüßte er die gesamte Gaststube. »Spendier mir jemand einen Drink!« Er schleppte dieses junge Bürschchen, das ich noch nie gesehen hatte, zu uns rüber und drückte es auf den Stuhl neben mir. »Hier ist jemand, den du kennenlernen musst, Kid«, sagte er. »Darf ich vorstellen, Bobby Dollar, König der Arschlöcher.« Sam ließ sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Bürschchens fallen. Der Jüngling war eingeklemmt, aber noch keineswegs panisch.Er zeigte mir so ein Freut-mich-Lächeln – breit, dümmlich und ein bisschen zu
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