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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
Autoren: Tad Williams
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hast du diesen Waschlappen her, Sammy?«
    »Ich war gerade droben im Haus. Die haben ihn mir ans Bein gebunden.« In seiner Tasche vibrierte es. »Shit. Kundschaft, jetzt schon?« Er starrte missmutig auf sein Handy, kippte dann den Bitter-Cocktail und sog Luft durch die Zähne, als hätte man ihm Kerosin auf seine edelsten Teile gekippt. »Kommst du mit?«, fragte er mich. »Tu mir den Gefallen. Du kannst unserem Engelazubi Clarence hier alles erklären.«
    »Clarence?« Ich zuckte zurück. »So heißt er doch nicht wirklich, oder?«
    »Das ist nicht mein Name!« Zum ersten Mal zeigte der Youngster ein bisschen Mumm. So gefiel er mir schon etwas besser.
    »Yeah, aber den Namen, den sie mir gesagt haben, weiß ichnicht mehr, also nenne ich dich Clarence«, erklärte Sam. Er leerte sein Root Beer und wischte sich dann den Mund mit dem Handrücken, so wie einst, als er seinen vorigen Körper zu Tode gesoffen hatte. »Gehen wir.«
    »Lassen Sie das. Ich heiße nicht Clarence, ich heiße Haraheliel.« Das Bürschchen war jetzt gaaanz tapfer – ein richtiger kleiner Soldat. »Mein Arbeitsname ist Harrison Ely.«
    »Okay. Also bleibt’s bei Clarence«, sagte ich. »Sam, meine Kutsche oder deine?«
    »Ich stehe halb auf dem Gehweg, und bis jetzt hat’s noch keiner gemerkt, also sollten wir wohl lieber meinen nehmen.«
    Es war nicht so leicht, Sams langweiligen Dienstwagen auszuparken – ein Lkw stand schräg davor, und bis wir den Wagen rausgezwängt hatten, hing einiges von Sams Lack an der Stoßstange des Lasters. Wenn es meine Karre gewesen wäre, hätte ich getobt, aber Sam macht sich nicht viel aus Autos.
    »Wo ist es?«, fragte ich ihn, als wir in die Main Street einbogen, eine der belebtesten Straßen von Downtown-Jude, geprägt durch das Aufeinandertreffen von Handel und Wandel, miserabler Straßenkunst und Weltklasse-Bettelei. Der Junge mühte sich, den lange nicht mehr benutzten Gurt zwischen den Rücksitzen herauszufummeln. Der größte Teil der bekannten Skyline erhob sich hinter uns, aber die glitzernden Türme der Küstenstraße zeichneten sich ein Stück weiter nördlich ab, und vor uns ragten die Silhouetten der Hafenkräne auf, grell illuminiert und so bizarr wie eine Flotte außerirdischer Landefähren.
    »Am Wasser«, sagte Sam. »Pier 16, genau gesagt.«
    »Wasserleiche?«
    »Wasserleiche, quasi. Erst vor ein paar Minuten im Wasser gelandet. Wahrscheinlich gerade erst hinübergegangen.«
    »Jemand, den ich kenne?«
    »Alte Schachtel namens Martino. Sagt dir das was?«
    Noch während ich den Kopf schüttelte, meldete sich dasBürschchen vom Rücksitz. »Es ist schrecklich, so über ein einzigartiges menschliches Wesen zu reden.«
    Engel , rief ich mir in Erinnerung. Wir sind Engel. Und Engel sind geduldig .
    Der Hafen von San Judas nimmt etwa zehn Quadratmeilen an der Südwestküste der San Francisco Bay ein. Der Wagen lag im öffentlichen Gebiet, ein durchbrochenes Holzgeländer markierte die Stelle, wo er in die leere Verladebahn gerauscht war. Scheinwerfer bohrten sich durchs Dunkel, malten Lichtkleckse auf die Wände der Hafenmeisterei und ließen das Bay-Wasser leuchten wie Jade.
    Auf dem Pier sah es aus, als wären Hafenpolizei und normale Polizei in ziemlicher Hektik eingetroffen, auch zwei Abschleppwagen und ein Feuerwehrauto standen da rum. Drunten im Wasser war soeben ein Hafentaucher aufgetaucht, der Drahtseile an irgendetwas befestigt hatte; auf sein Daumenzeichen hin begannen die Winden der Abschleppwagen zu arbeiten. Die Drahtseile spannten sich, die Windenmotoren jaulten, und nach langen Sekunden tauchte das Heck eines klobigen weißen Wagens an der Wasseroberfläche auf, doch im selben Moment stotterte einer der Motoren und erstarb. Der andere mühte sich ächzend und spuckend noch ein bisschen weiter, gab dann aber ebenfalls auf. Die Abschleppwagenfahrer und ein paar Hafenpolizisten verständigten sich mit lauten Zurufen, als wir aus Sams Wagen stiegen.
    »Warum ziehen sie ihn nicht ganz raus?«, fragte Clarence mit geweiteten Augen. »Die arme Frau!«
    »Wahrscheinlich, weil er zu schwer ist – voll Wasser«, erklärte ich. »Aber die Fahrerin ist sowieso schon tot, sonst hätten wir den Anruf nicht gekriegt, also kommt es nicht mehr drauf an, wie lange sie noch drin sitzt. Weißt du Bescheid über den Übergang ins Außerhalb?«
    »Klar!« Er war beleidigt.
    »Oh, ein ganz Fixer, unser Kleiner.« Sam war schon auf dem Weg zu dem Flimmern in der Luft – ein bisschen wie eine
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