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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)
Autoren: Wolfgang Burger
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Sorge.«
    Wir gingen am Haus entlang zum breiten Garagentor. Kies knirschte unter unseren Schritten. Frau Kamphusen zückte eine Fernbedienung, das Tor schwang leise brummend auf. Mein Rad lehnte an der Seitenwand. Das Rücklicht war kaputt, und wir brauchten uns nicht zu bücken, um festzustellen, dass das, was Theresa gefunden hatte, das fehlende Teil war.
    »Wer wohnt in dem großen Haus unterhalb?«, fragte ich meine Retterin.
    »In der Villa? Eine Frau von Brühl.«
    »Allein? In dem riesigen Anwesen?«
    »Zurzeit wohl, ja.« Frau Kamphusen nickte eifrig. »Wir wissen aber wenig über sie. Man sieht sie so gut wie nie. Als wir hier vor zwanzig Jahren gebaut haben, war da unten eine Firma drin. Etwas mit Werbung haben die gemacht, mehr weiß ich nicht. Das Haus gehörte aber wohl schon damals Frau von Brühl.«
    Frau Kamphusen lächelte abwechselnd Theresa und mich an. Sie schien sich zu freuen, dass ihr jemand so aufmerksam zuhörte.
    »Stelle ich mir gruselig vor, ganz allein in so einem Riesending«, meinte Theresa.
    »Sie hat eine Zugehfrau, die jeden Tag kommt. Sie war mehrmals verheiratet, wenn stimmt, was man hört. Aber inzwischen ist sie wohl auch in dem Alter, in dem die Männer nicht mehr Schlange stehen. Einige Zeit soll sie in Frankreich gelebt haben. Aber wie gesagt, das weiß ich alles nur vom Hörensagen. Sie hat sich nicht in der Nachbarschaft vorgestellt, als sie eingezogen ist.«
    »Sagt dir der Name was?«, fragte ich Theresa, als wir wieder im Wagen saßen. »Von Brühl?«
    »Nie gehört. Wie sicher bist du eigentlich, dass dich jemand gestoßen hat?«
    »Überhaupt nicht. Ich habe es ja nur geträumt.«
    Am Ende unserer kleinen Spazierfahrt war ich froh, wieder im warmen Bett zu liegen, gehorsam Theresas Kamillentee zu schlürfen und von ihrem selbst gebackenen Marmorkuchen zu essen, auf den sie stolz war. Ich schaffte drei dicke Stücke, lobte ihre neu erworbenen Backkünste, und sie freute sich wie ein Teenager. Schließlich verabschiedete sie sich, weil sie um halb zwei einen Termin beim Zahnarzt hatte.
    »Kommst du später noch mal vorbei?«
    »Später hole ich Egonchen von der Direktion ab. Wir wollen in die Stadt, ein paar Kleinigkeiten besorgen.«
    Egonchen hieß mit vollem Namen Dr. Egon Liebekind und war als Chef der Heidelberger Polizeidirektion zugleich mein direkter Vorgesetzter. Ein gemütlicher und ungewöhnlich kluger Zweimeterriese, der, wie ich noch nicht lange wusste, irgendwann im Lauf seiner Ehe mit Theresa seine homosexuellen Neigungen entdeckt hatte. Aus diesem Grund hatte er – was mich sehr beruhigte – nichts dagegen einzuwenden, dass Theresa ihre sexuellen Bedürfnisse im Bett eines anderen auslebte. Früher hatte ich oft feuchte Hände gehabt, wenn ich überraschend zum Chef gerufen wurde.
    Sönnchen tauchte entgegen ihrer Ankündigung nicht gegen Mittag auf, um mir die Akte zu bringen. Nachdem sie mich ordentlich lange hatte warten lassen, rief sie immerhin an und entschuldigte sich mit zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch. Sie versprach jedoch, das ersehnte Schriftstück nach Feierabend vorbeizubringen. Ich vermutete eine erzieherische Absicht hinter der allzu durchsichtigen Aktion.
    Anschließend versuchte ich, ein wenig zu lesen, ließ es aber bald wieder bleiben, da es meinen Augen nicht guttat. Einige Zeit lag ich still in meinem Bett, starrte an die Decke, wo der Lichtkreis meiner Leselampe leise zitterte, wenn ich mich bewegte. Ich fand heraus, dass ich die Richtung des Zitterns steuern konnte, indem ich mich in verschiedene Richtungen bewegte, und fand diese Beobachtung interessant. Eine Weile rang ich mit mir, ob ich das Radio einschalten sollte. Aber ich hatte heute keine Lust auf deutsche Schlager.

5
    Als Sönnchen spätnachmittags an meiner Tür läutete, hatte ich gründlich gelüftet und schon ein wenig im Internet geforscht. Die Berufsbezeichnung »Filmschauspielerin« war im Zusammenhang mit Viktoria Hergarden pure Hochstapelei. Im weltweiten Netz hatte ich so gut wie nichts über sie gefunden. Wäre sie tatsächlich in nennenswerten Filmen oder auf respektablen Bühnen aufgetreten, dann hätte es irgendwo vermerkt sein müssen. Es gab Datenbanken, in denen anscheinend jeder aufgelistet war, der einmal bei einer Filmproduktion das Mikrofon gehalten, Scheinwerfer justiert oder ein Kabel abgerollt hatte. Lediglich im liebevoll gepflegten Onlinearchiv einer Viernheimer Firma für Kunststoffspritzgussteile fand ich eine kleine Notiz, in der ihr Name
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