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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
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Weitem nicht so schnell gewesen wie auf dem Hinweg.
    »Ist es noch weit?«
    Karn schloss kurz die Augen, rief die Erinnerung hervor.
    »Nein, hinter diesem Hügel liegt ein Tal, und dort gibt es einen Eingang. Dann müssen wir durch die Berge, aber der Weg verläuft hauptsächlich eben.«
    Ruk brummte zufrieden, doch Karn spürte, wie sein Bruder ihn aus dem Augenwinkel beobachtete.
    »Woher weißt du das?«
    Es hatte lange genug gedauert, bis die Frage gestellt wurde. Und es geschah nicht aus böser Absicht, sondern aus Neugier. Ruk vertraute ihm, vertraute seinem Wissen.
    Lügen zogen durch Karns Gedanken. Zwergenkarten. Elfenwissen. Eine alte Trollin hat es mir erzählt. Aber er wollte nicht wie Israk werden, wollte nicht lügen und betrügen, um seine Ziele zu erreichen.
    Er atmete langsam aus, sammelte all seinen Mut.
    »Weißt du noch, wie ich Zega und Ong gefunden habe?«
    »Dein Bad im Fluss? Natürlich.«
    »Ich habe … Es ist so ähnlich. Ich habe den Weg gesehen. Nein, ich habe sogar alle Wege gesehen. Und das Land, in das sie führen. Ich kenne es so gut, als hätte ich mein ganzes Leben dort verbracht.«
    Zu seiner Erleichterung nickte Ruk langsam. Sagte aber dann: »Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht«, gab Karn zu. »Ich beginne langsam, es zu verstehen, aber es ist sehr schwierig.«
    Er wollte seinen Bruder fragen, was er dachte, ob er ihn jetzt verachtete, aber kein Wort kam über seine Lippen. Sein Herz raste.
    »Du bist dir sicher, dass es stimmt?«
    Karn nickte stumm.
    »Das genügt mir«, erklärte Ruk fest. »Aber wenn du es verstehst, erklärst du es mir, ja?«
    Erleichtert grinste Karn. Es war, als fiele ihm ein Stein vom Herzen. Seine größte Furcht war es gewesen, seinen Bruder durch diese Sache mit den Geistern zu verlieren.
    Schweigend gingen sie nebeneinander weiter. Der Pfad führte sie durch ein letztes Tal auf einige große Felsen zu. An diesen teilte sich der Zug der Trolle. Einige Stämme zogen im Osten den Berghang empor und kehrten auf langen und verschlungenen Pfaden zurück in die Felsmassive des Hochgebirges. Es gab keine großen Abschiede; das war nicht die Art der Trolle.
    Die anderen blieben bei Karn und Ruk. Der Höhleneingang sah genau so aus, wie Karn ihn kannte, obwohl er noch nie an diesem Ort gewesen war. Eine gähnende Öffnung zwischen zwei schiefen Felsen, breit genug für ein Dutzend Trolle nebeneinander, aber kaum zwei Trolllängen hoch. Karn wusste, dass die Höhle bald schmaler werden würde, kannte die Abzweigungen, die sie nehmen mussten, die Orte, wo es Wasser gab, wo sie vielleicht sogar jagen konnten.
    Sinneseindrücke wuschen über ihn hinweg, zeigten ihm seine Umgebung. Je näher sie den Bergen kamen, desto stärker wurden sie. Wie wird es erst jenseits der Berge sein?
    »Hier ist es«, erklärte er noch einmal mit fester Stimme. »Wer mit uns hineingeht, wird auf der anderen Seite eine neue Heimat finden. Dies ist eure letzte Möglichkeit, umzukehren.«
    Niemand antwortete darauf. Nichts anderes hatte Karn erwartet. Die Trolle mit ihren dicken Schädeln blieben bei einmal getroffenen Entscheidungen, zum Guten wie zum Bösen.
    Ruk hob eine der Fackeln, von denen sie auf ihrem Weg viele hergestellt hatten, und trat in das Dunkel. Die Flammen vertrieben die Finsternis, und als wäre dies ein Zeichen, folgten ihm die Trolle in einem schier endlosen Strom.
    Auch Karn betrat die Welt unter den Bergen. Obwohl er den Weg kannte, war es ein großer Schritt für ihn.
    Die Fackeln warfen ein gespenstisches Flackern an die Wand, ließen die Schatten der Trolle tanzen. Die Höhle war gewaltig, Hunderte Trolllängen hoch und viele breit, mit Felssimsen auf mehreren Ebenen und abfallenden Hängen, fast eine kleine Welt in sich. Sie verlief mäandernd durch die Berge, wurde mal schmaler, mal breiter, kreuzte einen unterirdischen Bach, an dem die Trolle ihre Wasserschläuche aufgefüllt hatten. Sie war nicht der schnellste Pfad, wohl aber der sicherste, weshalb Karn sie gewählt hatte.
    Die Jäger, die ihnen vorausschlichen, hatten keine Beute machen können, aber sie hatten auch keine Feinde gefunden. Karn wusste, wo die großen Hallen der Zwerge lagen, und sie kamen ihnen nicht allzu nahe, aber es war besser, vorsichtig zu sein. Wann immer er konnte, ging er selbst den Weg vor. Sein neuer Sinn half ihm, sich ohne Fackel zu orientieren, was den anderen Trollen nicht möglich war.
    Natürlich wusste er bereits, wie vielfältig diese Welt weit unter der
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