Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
würde die Weisen aufsuchen, um mit ihnen über ihre Erlebnisse zu sprechen. Aber das lag alles in der Zukunft. Jetzt war sie hier.
    »Und er?« Karn nickte in Regvalds Richtung. Er hatte ihr schon erklärt, wie ernst die Trolle es mit ihrer Beute als persönlichem Eigentum nahmen. Sie hatte den Zwerg gefangen genommen. Somit war er ihre Beute, und sie konnte mit ihm machen, was sie wollte.
    »Er wird für alles zahlen«, erklärte sie grimmig. Der Dolch in ihrem Gürtel drückte hart und kalt gegen ihre Hüfte. Regvalds und seiner Herren wegen waren so viele gestorben. Es war nur passend, dass sie nun seine Klinge besaß. Die Klinge, mit der er Narem ermordet hatte. Ein letztes Mal würde sie Blut kosten, danach würde Deilava sie in den Fluss werfen, damit die verfluchte Waffe auf ewig verloren wäre.
    »Gut. Das ist gut.«
    Trolle mochten keine Trolle töten; bei anderen hatten sie weniger Bedenken, wie Deilava wusste.
    »Ich habe dir niemals gedankt«, sagte Karn. »Du hast mich gerettet, nach allem, was mein Volk dir und den Deinen angetan hat. Ohne dich …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Ohne dich wäre alles viel schlimmer geworden. Israk hätte die Trolle in den Krieg für die Zwerge gestürzt, und unendlich viele mehr hätten ihr Leben verloren. Der mächtige Geist, der Weiße Bär, hat mich zu dir geführt, und es war gut und richtig. Das ist alles, was ich wissen muss.«
    Karn nickte lächelnd. Er schien seinen Frieden mit den Geistern gemacht zu haben oder zumindest zu akzeptieren, dass er den Lauf der Welt nicht mehr ändern konnte. Und doch hat er es schon getan , erkannte Deilava. Er hat die Pfade aller Trolle verändert und damit die Pfade aller, die im Schatten der Berge leben.
    Sie sah zu den Bergen hinüber. Mysteriös gaben sie sich nun mit ihrem Wolkenschleier, doch für Deilava bargen sie keine Geheimnisse mehr.
    Aber dann blickte sie nach Osten, dorthin, wo jenseits der Ebene der Große Wald lag, ihre Heimat, der Ort, an dem und für den ihr Herz schlug. Er rief sie heim.

56
    D er Ausblick war atemberaubend. Und Karn genoss ihn, wusste er doch, dass es eines der letzten Male sein würde, dass er dieses Land mit eigenen Augen sah. Er ahnte, dass er niemals zurückkehren würde, wenn die Trolle erst einmal in ihrer neuen Heimat angekommen wären.
    Durch die schnell über den Himmel ziehenden Wolken waren Wald und Ebene in ein Fleckenbild von Sonnenlicht und Schatten zerteilt. Hier und da funkelte das helle Wasser des Flusses zwischen den Hügeln. Die Ebene war weit, ein wogendes Meer aus Gräsern und Sträuchern, hin und wieder von kleinen Hainen durchbrochen. Daneben die dunkle Präsenz des Großen Waldes, seine Geheimnisse unter einem dichten Blätterdach verborgen. Schon mochte Deilava ihn erreicht haben, in seinem Schatten ausruhen, an dem Ort, der ihre Heimat war. Karn wünschte ihr stumm alles Glück der Welt.
    Direkt unter ihm lagen die Hügel des Vorgebirges mit ihren Felsen und Klippen. Grauer Stein und blühende Pflanzen, saftige Wiesen und rauschende Bäche.
    Für ein Frühjahr war dies die Heimat fast aller Trollstämme gewesen. Sie hatten gekämpft und getötet, hatten mächtige Gegner überwunden. Es war ein gutes Land, da war Karn sicher, und doch waren nur wenige Trolle geblieben. Die weitaus meisten marschierten um ihn herum den Hang empor, eine große Masse von Leibern, mehr Stämme, als er benennen konnte.
    Einige würden weiter emporziehen, die Höhlen hier nicht betreten, sondern dorthin zurückkehren, woher sie gekommen waren. Karn konnte es ihnen nicht verübeln. Der Pfad, den er eingeschlagen hatte, führte in eine ungewisse Zukunft, in ein ihnen fremdes Land. All seinen Beteuerungen zum Trotz konnten die anderen Trolle nicht wissen, ob es sie willkommen heißen würde. Tatsächlich wunderte es Karn jeden Tag, dass so viele auf sein Wort vertrauten.
    »Willst du zurück?«
    Ruks Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er grinste seinen Bruder an. »Nein, du?«
    »Nie mehr. Es würde mich immer an Israk erinnern, und je eher ich diesen Bastard vergesse, desto besser.«
    Karn wandte sich von dem weiten Land ab und fiel mit seinem Bruder in Marschtritt. Die Übernahme des Stammes war einfach vonstattengegangen. Kaum jemand trauerte Akken als Anführer nach, am wenigsten die Jäger. Der Rest hatte sich ihnen angeschlossen, als sie die Stadt der Eleitam erreicht hatten. Seitdem kam ihr Zug etwas langsamer voran, aber schon vorher waren sie durch die vielen Verwundeten bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher