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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene
Autoren: Ulrich Hefner
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Thomas Lee. »Sie wissen, dass ich Ihre Fragen nicht zu beantworten brauche.«
    »Eine andere Frage«, fuhr der Vorsitzende unbeeindruckt fort und hielt das Dokument in die Höhe, das der Beamte schweigend auf seinem Tisch platziert hatte. »Was wissen Sie über das Militärcamp im Cibola National Forest in New Mexico?«
    Der Senator verzog das Gesicht und wandte den Kopf zum Fenster. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Der Vorsitzende griff in einen Aktenordner und hielt ein Foto in die Höhe. Das Bild des Senators vor dem Hubschrauber auf dem Dach des Bunkers im Camp 08.
    Der Senator warf einen flüchtigen Blick darauf. Schließlich erhob er sich. »Ich sehe nicht ein, warum ich mir weitere Anschuldigungen anhören sollte«, sagte er. »Ich berufe mich auf mein Recht als Senator der Vereinigten Staaten und mein verfassungsmäßiges Recht auf Immunität.«
    »Setzen Sie sich, Senator!«, forderte ihn der Vorsitzende auf. »Wir sind noch lange nicht am Ende. Und was Ihre Rechte betrifft, so darf ich Ihnen die Erklärung des Weißen Hauses übergeben. Ihre Schutzrechte als Senator wurden vom Präsidenten höchstpersönlich aufgehoben. Also, Senator, nehmen Sie wieder Platz und beantworten Sie unsere Fragen. Sonst sehe ich mich gezwungen, Sie in Arrest nehmen zu lassen.«
    Senator Lee starrte mit aufgerissenen Augen auf das Dokument, das ihm der Vorsitzende durch einen Justizbeamten übergeben ließ und auf dem das Siegel des Präsidenten prangte.
    »Die von Ihnen geschaffenen Strukturen während der Amtszeit von Präsident Burk waren nicht leicht zu durchschauen«, fuhr der Vorsitzende fort. »Ohne fremde Hilfe wären wir womöglich nie hinter Ihre verwobenen Aktivitäten gekommen. Der Regierungsfonds, die finanziellen Machenschaften der Worth-Gesellschaft, Ihr Engagement bei der Navy, dieses geheime Camp des Naval Research Center in New Mexico, das Sie zu einem autarken System entwickelten und das selbst Jahre nach Ihrem Ausscheiden aus der Regierungsverantwortung unter Ihrer Führung weiterarbeitete: All diese subversiven Unternehmungen sind Verrat an diesem Land. Sie haben Ihre eigenen Interessen über die Interessen unserer Nation gestellt. Das ist Hochverrat.«
    Das Gesicht des Senators verfärbte sich blutrot. Er sprang auf. Seine Hand fuhr durch die Luft, als ob sich die schweren Anschuldigungen des Vorsitzenden einfach wegwischen ließen. »Was wissen Sie von dieser Welt!«, herrschte der Senator den Vorsitzenden an. »Sie haben keine Ahnung. Während Sie hier in diesem warmen und trockenen Saal sitzen und von Verrat sprechen, sind noch immer Hunderte von Atomraketen auf unsere Städte gerichtet. Noch immer sterben unsere Jungs im hinterhältigen Feuer von feigen Bastarden, die angeblich einen heiligen Krieg führen und nicht den Mumm haben, sich einem offenen Gefecht zu stellen. Und die Russen lachen über uns und warten nur auf ihre Chance. Nicht ich habe die Vereinigten Staaten verraten, sondern Präsident Cranford und sein ganzes liberales Gesindel. Nichts wissen Sie, nichts. Sie stochern im trüben Wasser und hoffen darauf, einen Fisch zu fangen. Aber nicht mit mir, nicht mit mir. Von mir erfahren Sie kein Wort.«
    Der Vorsitzende gab dem Justizbeamten ein Zeichen. Der Beamte verschwand kurz im Nebenzimmer.
    »Ich denke, wir wissen bereits mehr, als Sie ahnen«, sagte der Vorsitzende.
    Als der Justizbeamte wieder auftauchte, befand sich Senator Luther Thornton an seiner Seite. Mit offenem Mund starrte Thomas Lee zur Tür. »Luther, du?«, sagte er ungläubig.
    »Es tut mir leid, Thomas«, antwortete Thornton.
    Lee griff sich an die Brust. Sein Atem setzte aus, und seine Augen traten aus den Höhlen. Er sank auf einen Stuhl. »Luther, über all die Jahre … von dir … von dir hätte ich es am wenigsten erwartet«, stammelte Senator Thomas Lee, bevor er sich kurz aufbäumte, um schließlich wie leblos zusammenzusacken.
    »Schnell, einen Arzt!«, rief der Vorsitzende. »Der Senator hat einen Herzanfall.«
NRC-Camp 08, Mount Withington, New Mexico
    Sie passierten die letzte Schleuse. Dr. Stillwell hatte es offenbar eilig. Er schaute nervös auf seine Armbanduhr.
    »Kommen Sie, uns bleibt nur noch eine Stunde!«, sagte er.
    »Und was ist dann?«, fragte Dwain.
    Stillwell zog einen Schlüssel aus seiner Tasche hervor. Der Gang war nach der letzten Sicherheitsschleuse deutlich schmaler geworden. Sie befanden sich in einem Schacht unter dem Berg. Es war kühl hier unten. Dwain schaute sich um. Ein dünnes
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