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Die drei ??? und der magische Kreis

Die drei ??? und der magische Kreis

Titel: Die drei ??? und der magische Kreis
Autoren: M. V. Carey
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Hinter dem Treppenhaus fand Justus die Toilette. Er trat ein, schloß die Tür, drehte den Wasserhahn auf und öffnete das Medizinschränkchen über dem Waschbecken. Da gab es nichts außer einem Töpfchen mit ein paar getrockneten Blättern, die nach Pfefferminz rochen.
    Justus machte das Schränkchen wieder zu, wusch sich die Hände und trocknete sie an dem Handtuch, das an einem Wandhaken hing. Das Tuch war aus grobem Leinen und von Hand gesäumt.
    Als Justus wieder aus der Toilette trat, schaute er kurz in die Küche – und blinzelte verdutzt beim Anblick der altmodischen Gerätschaften, die er dort sah. Das Uraltmodell von Kühlschrank hatte oben ein freiliegendes Kälteaggregat, und der alte Gasherd hatte nicht einmal Kontrollämpchen. Die Hähne über dem Ausguß waren aus abgewetztem Messing. Justus erkannte, daß die Küche schon eingerichtet worden war, als man das Haus vor vielen Jahren gebaut hatte.
    Auf einer Anrichte neben dem Spülbecken waren Vorratsgläser aufgereiht. Justus ging hin, um die Etiketten zu lesen. Da gab es Gänsefingerkraut, Lupine, Hagebutte, Pfefferminze und Thymian.
    Bei einem Glas war er betroffen, denn der Aufschrift zufolge enthielt es Tollkirsche.
    In einem großen Gefäß am Ende der Reihe lagen Streichholzbriefchen. Justus sah sich einige davon an; sie stammten alle aus verschiedenen Restaurants. Dann wandte er sich zum Fenster. Aus dem Augenwinkel hatte er eine Bewegung hinter dem Haus wahrgenommen.

    Nun, welche auffällige Einzelbeobachtung ist wohl für Justs Scharfblick verdächtiger: die etwas unzeitgemäß erscheinende Lebensart der  Madeline Bainbridge oder eine gewisse Differenz zwischen der Aussage des Managers Marvin  Gray, auch er habe kaum Kontakt zur Außenwelt, und der Zündhilfen beim Herd?

    Sein Blick fiel auf einen großen Eichenhain. Die Bäume waren alt und knorrig, mit krummen Stämmen, deren Äste sich weit ver-zweigt über das Dachgeschoß des Hauses reckten. Die dunkelgrünen Blätter verschatteten den Himmel und ließen das Tageslicht grau erscheinen. Die Eichen waren in Reihen mit weiten Abständen gepflanzt worden, und zwischen den Bäumen gingen zwei Frauen spazieren. Sie trugen Kleider aus dunklem Stoff, eher Gewänder, die um die Taille eng eingezogen waren und dann in weite bodenlange Röcke ausschwangen. Beide Frauen hatten langes Haar, das am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen war. Ein schlanker Dobermann schritt hinter ihnen her.
    Während Justus hinausschaute, blickte eine der Frauen zum Haus herüber. Justus stutzte. In Büchern über Filme hatte er Fotos von Madeline Bainbridge gesehen, und nun sah er sie selbst unter den alten Bäumen in diesem trostlosen grauen Wald. Ihr blondes Haar war fast weiß, aber ihr bildschönes Gesicht wirkte noch immer auffallend jung. Im nächsten Augenblick drehte sie sich um und ging weiter. Bestimmt hatte sie ihn nicht gesehen.
    Er trat noch einen Schritt näher ans Fenster und spürte, wie er sich nach einem Sonnenstrahl sehnte. Er fröstelte. Eine gespenstische triste Düsternis umgab die Bäume und die Frauen, die mit diesen dunklen, altmodischen Gewändern bekleidet unter den Zweigen einherschritten.
    Schritte ertönten hinter Justus. »Na, bist du fertig mit Händewa-schen?« fragte Marvin Gray.
    Justus hätte vor Schreck beinahe aufgeschrien. Dann zeigte er zum Fenster. »Die Bäume machen alles so dunkel«, sagte er.
    »Ja, da hast du recht«, pflichtete Marvin Gray bei. »Weiter oben an der Straße gab es mal einen Bauern, der glaubte, der Hain sei verwunschen. Es sieht ja auch ganz danach aus, nicht? Früher war das ein Friedhof – ein privater Begräbnisplatz der Familie, die einst hier lebte. Unter den Bäumen lagen die Gräber. Natürlich wurden sie eingeebnet, als Miss Bainbridge das Haus kaufte, aber der Hain wirkt immer noch düster auf mich. Ich wollte dich holen.
    Dein Vetter möchte in die Stadt zurückfahren.«
    Justus folgte Gray durch das Haus. Ein paar Minuten später brausten er und Beefy wieder ab und ließen die Halbmond-Ranch hinter sich.
    »Na, der Besuch war vielleicht ein Reinfall«, beklagte sich Beefy.
    »Wir haben immer noch keinen Fingerzeig, wer das Manuskript von Madeline Bainbridge gestohlen haben könnte.«
    »Aber dafür einiges zum Spekulieren«, entgegnete Justus.
    »Und das wäre?«
    »Gray hat in einem Punkt die Unwahrheit gesagt. Madeline Bainbridge war nicht oben im Haus. Sie war im Freien, zusammen mit einer anderen Frau – wahrscheinlich Clara Adams.
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