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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
Autoren: Philip K. Dick
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übereinander. »Die Homöoblätter werden schreiben, daß Eldritch in der Patientenkartei geführt wird unter dem Namen ...« Sie hielt inne, kniff die Augen zu und seufzte. »Mist«, fluchte sie. »Ich kann es nicht erkennen. Eine Silbe. Frent. Brent. Nein, ich glaube, es heißt Trent. Ja, Eldon Trent.« Sie lächelte erleichtert; in ihren Augen blitzte naives, kindliches Vergnügen. »Sie haben sich wirklich große Mühe gegeben, ihn versteckt zu halten. Und sie verhören ihn, werden die Zeitungen schreiben. Also ist er offensichtlich bei Bewußtsein.« Plötzlich legte sie die Stirn in Falten. »Warten Sie. Ich sehe eine Schlagzeile; ich bin in meiner Eigenwohn, allein. Es ist früher Morgen, und ich lese die Titelseite. O Gott!«
    »Was steht denn da?« fragte Leo und beugte sich steif ein wenig vor; er konnte die Bestürzung des Mädchens förmlich spüren.
    »Die Schlagzeile lautet«, flüsterte Miss Fugate, »Palmer Eldritch tot.« Sie sah sich verwundert blinzelnd um, dann konzentrierte sie sich langsam auf Leo; sie betrachtete ihn mit einer verworrenen Mischung aus Furcht und Ungewißheit und wich merklich zurück; sie rückte von ihm ab, kauerte sich in ihrem Stuhl zusammen und verknotete die Finger. »Und Sie werden beschuldigt, ihn umgebracht zu haben, Mr. Bulero. Ehrlich, so steht es auf der Titelseite.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich werde ihn ermorden?«
    Sie nickte. »Aber – das heißt nicht, daß es so kommen muß. Es ist nur eine von mehreren möglichen Zukünften ... verstehen Sie? Wir Präkogs sehen ...« Sie gestikulierte.
    »Ich weiß.« Er kannte sich mit Präkogs aus. Barney Mayerson arbeitete schließlich seit dreizehn Jahren für P. P. Layouts. »Aber es könnte passieren«, sagte er mit heiserer Stimme. Warum sollte ich so etwas tun? fragte er sich. Unmöglich, das jetzt mit Sicherheit zu sagen. Vielleicht, nachdem er zu Eldritch vorgedrungen war, mit ihm gesprochen hatte ... was er ganz offensichtlich tun würde.
    »Ich finde«, sagte Miss Fugate, »angesichts dieser möglichen Zukunft sollten sie versuchen, jeden Kontakt mit Mr. Eldritch zu vermeiden; meinen Sie nicht auch, Mr. Bulero? Das Risiko ist einfach zu groß. Ich würde sagen, es liegt etwa bei vierzig.«
    »Vierzig was?«
    »Prozent. Fast eins zu eins«, sagte sie etwas gefaßter, zog an ihrer Zigarre und sah ihm ins Gesicht; ihre dunklen, nervösen Augen flackerten, während sie ihn betrachtete; sie sann zweifellos neugierig darüber nach, warum er ein solches Wagnis eingehen wollte.
    Er stand auf und ging zur Tür. »Danke, Miss Fugate; ich weiß Ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit sehr zu schätzen.« Er gab ihr deutlich zu verstehen, daß sie gehen sollte, und wartete.
    Aber Miss Fugate blieb sitzen. Nun lernte auch er die Beharrlichkeit kennen, mit der sie Barney Mayerson zur Weißglut getrieben hatte. »Mr. Bulero«, sagte sie ruhig, »ich fürchte, ich werde mit der UN-Polizei darüber sprechen müssen. Wir Präkogs ...«
    Er machte die Bürotür wieder zu. »Ihr Präkogs«, fiel er ihr ins Wort, »steckt eure Nasen ungefragt in anderer Leute Angelegenheiten.« Aber sie hatte ihn in der Hand. Er überlegte, was sie mit ihrem Wissen alles anstellen könnte.
    »Es ist gut möglich, daß Mr. Mayerson eingezogen wird«, sagte Miss Fugate. »Aber das ist Ihnen natürlich längst bekannt. Wollten Sie versuchen, Ihre Beziehungen spielen zu lassen, damit er freigestellt wird?«
    »Ja«, gestand er freimütig, »ich hatte durchaus die Absicht, etwas in dieser Richtung zu unternehmen.«
    »Mr. Bulero«, sagte sie mit leiser, fester Stimme, »ich schlage Ihnen ein Geschäft vor. Sie sorgen dafür, daß er eingezogen wird. Und ich werde Ihre New Yorker Pre-Fash-Beraterin.« Sie wartete; Leo Bulero schwieg. »Was sagen Sie dazu?« Offenbar führte sie derlei Verhandlungen zum ersten Mal. Dennoch schien sie keineswegs gewillt, sich das Ruder aus der Hand nehmen zu lassen; schließlich hatte jeder, überlegte er, selbst der gewiefteste Geschäftsmann, irgendwann einmal klein angefangen. Womöglich war er Zeuge des Auftakts zu einer traumhaften Karriere.
    Da fiel ihm etwas ein. Ihm fiel ein, weshalb sie aus Peking versetzt und als Barney Mayersons Assistentin nach New York gekommen war. Ihre Prognosen hatten sich als unzuverlässig erwiesen. Viele – zu viele – von ihnen hatten sich als falsch herausgestellt.
    Womöglich war auch ihre Vorausschau auf die Schlagzeile, die ihn als mutmaßlichen Mörder Palmer Eldritchs
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