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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexander Dumas
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antworteten die zwei Musketiere nach einem Augenblick des Stillschweigens, »nein, gnädiger Herr, wir wissen es nicht.«
    »Ich hoffe aber, Sie werden es uns gefälligst sagen,« fügte Aramis mit seinem höflichsten Ton und seiner anmutigsten Ehrfurcht hinzu. »Er hat mir gesagt, daß er künftig seine Musketiere unter der Leibwache des Kardinals rekrutieren wolle.«
    »Unter der Leibwache des Kardinals, und warum das?« fragte Porthos lebhaft. »Weil er sah, daß sein saurer Wein nötig habe, durch eine Mischung guten Weines aufgefrischt zu werden.«
    Die zwei Musketiere erröteten bis zum Weiß ihrer Augen. D'Artagnan wußte nicht, wo er sei, und hätte gern hundert Fuß unter der Erde sein mögen. »Ja, ja,« fuhr Herr von Tréville mit Ereiferung fort, »ja, und Seine Majestät hat recht, denn es ist auf meine Ehre wahr, daß die Musketiere eine traurige Figur bei Hofe spielen. Der Herr Kardinal erzählte gestern beim Spiele des Königs mit einer Miene des Mitleids, die mir sehr mißfallen hat, daß vorgestern diese verdammten Musketiere, diese ›eingefleischten Teufel‹, und er legte auf diese Worte einen ironischen Ton, der mir noch mehr mißfiel; ›diese Kopfabsäbler‹, fügte er hinzu und blickte mich mit tigerartigem Auge an, sich in der Gasse Féron in einer Schenke verspätet haben, und daß eine Runde seiner Wache, ich glaube, er wollte mir unter die Nase lachen, gezwungen war, diese Ruhestörer einzuziehen. Tod und Teufel! Ihr müßt doch davon wissen! Musketiere einziehen! Ihr waret dabei, leugnet es nicht, man hat euch erkannt, und der Kardinal hat euch namentlich angeführt. Es ist freilich meine Schuld, ja, meine Schuld ist's, weil ich meine Leute auswähle. Nun, zum Teufel, Aramis, warum habt Ihr mich denn um den Kriegerrock gebeten, da Ihr Euch in der Soutane so gut ausgenommen hättet? Dann Ihr, Porthos! habt Ihr nur deshalb ein so schönes goldenes Wehrgehänge, um einen Degen von Stroh daran zu hängen? Und Athos, ich sehe Athos nicht, wo ist er?« – »Gnädiger Herr,« entgegnete Aramis traurig, »er ist krank, schwer krank.«
    »Krank, schwer krank, sagt Ihr, und was fehlt ihm?«
    »Man befürchtet bei ihm die Pocken, o Herr,« antwortete Porthos, der gleichfalls ein Wort einmengen wollte, »und das wäre sehr verdrießlich, denn es würde ganz sicher sein Gesicht verunstalten.«
    »Pocken! – Das ist wieder eine glorwürdige Geschichte, die Ihr da erzählt, Porthos; in seinem Alter krank an den Pocken! Nein, aber gewiß verwundet, vielleicht getötet. Ha, wenn ich das wüßte! Donnerwetter! Ihr Herren Musketiere, ich dulde es nicht, daß man so in schlechten Orten herumstreift, auf der Straße Zank anfängt und überall gleich den Degen zieht. Kurz, ich will es nicht, daß man der Leibwache des Herrn Kardinals Stoff zum Lachen gibt, denn es sind wackere, ruhige und geschickte Leute, die nie in den Fall kommen, eingezogen zu werden, und die sich auch nicht würden verhaften lassen, dessen bin ich versichert. Sie stürben lieber auf dem Platz, als daß sie einen Schritt zurückwichen. Sich wehren, fliehen, davonschleichen, ha! das ist gut für die Musketiere des Königs!«
    Porthos und Aramis knirschten vor Wut. Sie hätten gern Herrn von Tréville erwürgt, wäre es ihnen nicht bewußt gewesen, daß es seine große Liebe für sie war, die ihn so zu reden bewog. Sie stampften auf den Boden, bissen sich die Lippen blutig und zerquetschten fast das Stichblatt ihres Degens. Wie schon gesagt, hörte man außen: Athos,Porthos und Aramis rufen, und man erriet es an dem Tone der Stimme des Herrn von Tréville, daß er ganz in Zorn entbrannt war. Zehn vorwitzige Köpfe lehnten sich an die Tapeten und erblaßten vor Ärger, denn ihre fest an die Tür gepreßten Ohren verloren nicht eine Silbe von dem, was da gesprochen wurde, während ihr Mund den Anwesenden im Vorgemach alle die beleidigenden Worte des Kapitäns wiederholte. Im Augenblick war das ganze Hotel in Aufregung vor der Tür des Kabinetts bis hinab zum Straßentor. »Ha, die Musketiere des Königs lassen sich einfangen von den Garden des Herrn Kardinals!« fuhr Herr von Tréville fort, im Innern ebenso wütend wie seine Soldaten, doch stieß er seine Worte ab und bohrte eines nach dem andern wie ebenso viele Dolchstiche in die Brust seiner Zuhörer. »Ha, sechs Garden Seiner Eminenz verhaften sechs Musketiere des Königs! Tod und Hölle! mein Entschluß steht fest. Ich gehe augenblicklich nach dem Louvre, ich verlange meine
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