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Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco

Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco

Titel: Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco
Autoren: Mira Sol
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Franzi riss die Augen auf.
    »Es gibt allerdings auch Ganzkörperreliquien, dann wurde der Tote komplett einbalsamiert. So ähnlich wie bei den ägyptischen Mumien«, sagte Kim. »Das habe ich gestern im Reiseführer gelesen. In Madrid gibt es ein Museum, in dem hunderte von Reliquien aufbewahrt werden.«
    Franzi schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Vielleicht sollte ich das etwas genauer erklären«, beeilte sich Antonio Delgado zu sagen. Der Pfarrer tupfte sich die Stirn mit einem weißen Stofftaschentuch ab. »Eine Reliquie ist tatsächlich oftmals ein Körperteil, das von einem besonderen Menschen stammt, einem Heiligen beispielsweise. Aber es gibt natürlich auch andere Gegenstände, die verehrt werden. Zum Beispiel Tücher, Nägel oder Holzspäne, die die Person berührt hat. Auf jeden Fall werden die Knochenteile oder Dinge zur Erinnerung aufbewahrt.«
    Delgado steckte das Taschentuch wieder in die Hosentasche. »Die Reliquie hat eine große Bedeutung in der katholischen Religion: Sie erinnert an den Verstorbenen, der den Menschen ein Vorbild sein soll. Diesen Brauch gibt es schon sehr lange.«
    »Verstehe«, sagte Marie, obwohl ihr diese Sache immer noch nicht ganz geheuer war. »Und solch eine Reliquie ist nun gestohlen worden? Wer macht denn so etwas?!«
    »Leider kommt das in der letzten Zeit immer häufiger vor. Es gibt einen schwunghaften Schwarzhandel mit mittelalterlichen Kunstgegenständen. Und dazu zählen auch die Kapseln, in denen Reliquien aufbewahrt werden.« Der Pfarrer zwinkerte nervös. »Die Behältnisse sind meist aus Gold und obendrein mit wertvollen Edelsteinen besetzt. Sammler zahlen hohe Summen dafür.« Er fuhr sich durch die Haare. »Das Schlimme ist, dass ich selbst die vergoldete Kapsel ungesichert auf meinem Schreibtisch liegen gelassen habe. Nur durch meine Unachtsamkeit ist jetzt der kleine Finger von San Julián verschwunden, womöglich gestohlen worden!« Der Pfarrer zog sein Taschentuch wieder hervor und tupfte sich erneut die Stirn ab.
    Kim schrieb hastig mit. Dann sah sie von ihrem Heft auf. »Warum haben Sie die Kapsel denn auf Ihrem Schreibtisch liegen gehabt? Ich dachte, diese Reliquien werden in der Kirche oder im Museum ausgestellt?«
    Der Pfarrer seufzte. »Richtig. Die Kapseln sind normalerweise in einen sogenannten Reliquienschrein eingefügt – eine Art Ständer zu Präsentation.« Der Pfarrer stand auf und zog einen Katalog aus dem Bücherregal hinter sich. Er schlug eine Seite auf. »Hier ist eine Abbildung des Schreins von San Julián.«
    Die drei !!! beugten sich über die Seite. Ein goldener Rahmen in Sonnenform war zu sehen, der reich mit glitzernden Steinen verziert und auf einen ebenfalls goldglänzenden, gedrechselten Ständer montiert war.
    »Der ist aber schön!«, sagte Marie. »Und das in der Mitte, diese kleine Schatulle aus Gold mit den tausenden von winzigen blauen Steinen, ist die Reliquienkapsel, richtig?«
    Der Pfarrer nickte. »Genau.« Er schob das Buch zur Seite.
    »Der Schrein war zur Restaurierung in einer Madrider Werkstatt und wurde am Freitag wieder geliefert. Ich hatte die Kapsel im Tresor gelagert, aber bereits herausgeholt, weil ich sie wieder in den Schrein einfügen wollte. Alles sollte rechtzeitig zur Karwoche fertig sein. Dann finden hier viele Prozessionen statt und die Kirchgänger schauen sich die Reliquie in unserer Kathedrale an.« Der Pfarrer seufzte. »Ich bin irgendwie abgelenkt worden und habe die Kapsel auf dem Tisch liegen gelassen. Als ich wieder zurückkam, war sie nicht mehr da! Ich habe überall gesucht. Ich habe den kompletten Schreibtisch abgeräumt, jeden Stapel umgedreht, jeden Stift angefasst, sogar auf dem Boden bin ich herumgekrochen und habe den Läufer ausgeschüttelt. Dabei habe ich nur das Tuch gefunden, auf dem ich die Kapsel abgelegt hatte.« Wieder tupfte sich Delgado die Stirn ab. »Aber die Reliquie blieb verschwunden. Es ist mir so ungeheuer peinlich und ich möchte ungern gleich die Polizei einschalten. Deshalb …«
    »Deshalb werden wir für Sie ermitteln!«, sagte Kim.
    Der Pfarrer lehnte sich erleichtert zurück. »Ich danke euch.«
    »Leider wird es unmöglich sein, noch Fingerabdrücke oder andere Spuren zu sichern«, bemerkte Kim. »Ich fürchte, Sie haben bei Ihrer Suche alles mit Ihren eigenen Fingerabdrücken überdeckt.«
    Der Pfarrer wurde blass. »Das auch noch.« Er schüttelte den Kopf. »Daran habe ich nicht gedacht. Das werde ich mir nie verzeihen!«
    Kim nickte Antonio Delgado
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