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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern
Autoren: Virginia Fox
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morgen kurz bei ihm vorbeifahren um zu
sehen, ob er schon etwas herausgefunden hat“, schloss sie ihren Bericht.
    „Dann kannst du gleich meinen CD-Player mitnehmen, den du zum
Abstürzen gebracht hast. Vielleicht kann er den ja auch reparieren“, antwortete
Mémé.
    Kaja zog eine Grimasse. Herrje, fing das vielleicht wieder an? Während
ihrer Pubertät waren bei ihren heftigen Gefühlsausbrüchen laufend elektronische
Geräte kaputt gegangen, Glühbirnen zerplatzt oder zumindest vorübergehend nicht
mehr funktionstüchtig gewesen. Sie hatte zwischenzeitlich zwar gelernt, sich
zusammenzunehmen. In der letzten Zeit fühlte sie sich allerdings immer mehr wie
ein Dampfkochtopf, der kurz vor dem Explodieren stand. Diesem Umstand war auch
ihre Abneigung gegen Handys zuzuschreiben. Die Dinger funktionierten garantiert
nie, wenn sie sie brauchte.
    Sie stand auf, um ihre Tasche zu holen, die immer noch auf der Bank
vor dem Haus stand. „Ich füttere nur schnell mein kleines Raubtier“, sagte sie
zu Mémé. Zorro, der sie genau verstanden hatte, folgte ihr eilig hinaus in den
Flur und vor die Tür und dann wieder zurück in die Küche. Kaja lachte: „Du
Lauser, hast schon wieder mitgekriegt, um was es geht, was?“ Sie füllte einen
Napf mit Wasser, den anderen mit Trockenfutter und stellte es ihm an seinem
gewohnten Platz auf dem Boden.
    Mémé musste schmunzeln, als sie die beiden beobachtete. Die
Verständigung zwischen Mensch und Tier war so einfach, wenn sich der Mensch nur
die Mühe machte, sich auf das Tier einzulassen. Aber nein, die Menschen hatten
es ja lieber kompliziert. Erst vermenschlichten sie die Tiere bis zum geht
nicht mehr, bis der Hund nicht mehr Hund sein durfte, und dann rannten sie verzweifelt
zu Hunde-oder anderen Flüsterern oder Tierpsychologen, wo sie teures Geld
dafür bezahlten, ihre Tiere zu verstehen.
    Kaja drehte sich zu Mémé um und sagte: „Ich gehe dann mal nach oben
und stell mich unter die Dusche. Brauchst du nachher meine Hilfe beim
Vorbereiten des Abendessens?“
    „Ja, gerne. Wenn du das machen könntest, bleibt mir genug Zeit, die
Kerzen fertig zu machen, mit denen ich heute Morgen angefangen habe.“
    „Gut abgemacht. Zorro lasse ich am besten hier unten, er ist ja sowieso am liebsten bei
dir im Atelier.“
    Mémé hatte vor ein paar Jahren den Schuppen, der ans Haus anschloss,
in ein Atelier umgebaut. Was früher nur eine alte Bretterverkleidung gewesen
war, um Heu und Holz zu lagern, erstrahlte nun dank einer hellen Holzfassade,
die gerade erst begonnen hatte nachzudunkeln, in neuem Glanz. Auf der
Südwestseite ließ eine hohe Fensterfront viel Licht in das Innere. Sollte es im
Sommer zu heiß werden, konnten Sonnensegel vor die Fenster gezogen werden. Das
Wachs sowie die schon fertigen Kerzen bewahrte Mémé unterirdisch in einem
Kellergewölbe auf. Jetzt konnte sie arbeiten wie sie wollte und musste vor
allem nicht immer alles am Abend wieder wegräumen wie früher, als sie noch in
der Küche gearbeitet hatte.
    Frisch geduscht kam Kaja eine halbe Stunde später in die Küche zurück
und begann, den Kühlschrank zu durchforsten. Sie fand Trockenfleisch und
Schinken aus der Region, etwas Crème Fraîche, drei Pellkartoffeln und Eier und
entschied sich dafür, eine große Omelette zu backen. Sie verschwand durch eine
kleine Tür an der rechten Seite der Küche in der Vorratskammer und machte noch
einige Karotten und eine Zwiebel ausfindig.
    Während sie die Zwiebeln klein hackte, erhitzte sie in einer Pfanne
ein wenig Butter. Als sie fertig war, gab sie die Zwiebeln in das heiße Fett
und ließ sie auf kleiner Flamme glasig werden. Sie schnappte sich die
Küchenschere und ging aus dem Haus. An der Südseite des Hauses zog Mémé ihre
Kräuter, die für den Küchengebrauch bestimmt waren. Das war recht praktisch, so
hatte man alles immer frisch verfügbar. Sie suchte sich Thymian, Oregano und
ein Büschel Schnittlauch zusammen, schnitt alles ab und sprach, in Gedanken an
ihre Großmutter, den Pflanzengeistern ein kurzes Dankeschön aus.
    Zurück in der Küche, schnipselte sie die Kräuter zu den Zwiebeln dazu
und dämpfte sie ein wenig an, während sie die Kartoffeln schälte und klein
würfelte. Das hätte ich auch besser am Anfang gemacht, schimpfte Kaja leise vor
sich hin, jetzt bin ich wieder mal im Stress! Jetzt schnell noch den Schinken
in Streifen schneiden und die Eier verquirlen. Sie gab alles in die Bratpfanne
und rührte dann immer wieder um, während sie die
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