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Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang

Titel: Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
Autoren: Anne McCaffrey
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mit der salzigen Gischt. Ihr Schluchzen untermalte die Wende-Kommandos des Steuermanns.
    Petiron war ihr Freund, ihr Verbündeter und ihr Lehrmeister gewesen. Sie hatte aus dem Herzen gesungen, wie er es stets verlangte – aus tiefstem Herzen.
    War es möglich, daß er da, wo er jetzt weilte, ihre Klage gehört hatte?
    Sie hob den Blick zu den Küsten-Palisaden, zu dem weißen Sandstreifen zwischen den beiden Armen der Halbkreis-Bucht. Der Himmel hatte drei Tage lang geweint – ein angemessener Tribut. Und die Luft war kalt. Sie zitterte trotz ihrer dicken Wherleder-Jacke. Wäre sie zu den Ruderbänken hinuntergeklettert, so hätte sie wohl Schutz vor dem Wind gefunden.
    Aber sie konnte sich nicht vom Fleck rühren. Ehre und Verantwortungsgefühl gehörten zusammen, und es geziemte sich, daß sie hier am Bug blieb, bis die Totenbarke die Steine der Dockhöhle erreichte.
    Die Burg in der Halbkreis-Bucht würde ihr jetzt noch leerer erscheinen als zuvor. Petiron hatte auszuharren versucht, bis sein Nachfolger eintraf. Er hatte gewußt, daß er den Winter nicht überleben würde und deshalb an Meisterharfner Robinton geschrieben. Seiner Botschaft hatte er zwei von Menollys Liedern beigefügt.
    »Frauen haben im Kreis der Harfner nichts zu schaffen«, hatte sie verwirrt und scheu erklärt, als sie davon erfuhr.
    Petiron wich aus, wie so oft.
    »Einer von hundert hat ein gutes Gehör«, hatte er geantwortet. »Einer von zehntausend findet eine annehmbare Melodie und schöne Worte dazu. Wärst du ein Junge, so gäbe es überhaupt keine Probleme.«
    »Ich bin nun mal ein Mädchen. Daran können wir beide nichts ändern.«
    »Du würdest auch einen hübschen, kräftigen Jungen abgeben«, murmelte Petiron eigensinnig.
    »Und was hast du gegen ein hübsches, kräftiges Mädchen einzuwenden?« hatte Menolly halb im Scherz, halb im Ärger gefragt.
    »Nichts natürlich. Nichts.«
    Und Petiron hatte ihr zugelächelt und ihre Hand getätschelt.
    Sie hatte ihm das Abendessen eingeflößt, denn die alten Hände waren so verkrüppelt, daß selbst der leichteste Holzlöffel schlimme Furchen in den geschwollenen Fingern hinterließ.
    »Außerdem ist Meister-Harfner Robinton ein gerechter Mann. Das kann keiner auf Pern bestreiten. Er wird meine Botschaft ernstnehmen. Er kennt seine Pflichten, und ich bin immerhin im Gilden-Senat. Ich habe mein Handwerk noch früher gelernt als er. Ich werde ihn dazu bringen, daß er dich anhört.«
    »Hast du ihm wirklich diese Balladen geschickt, die ich auf dein Geheiß in Wachsplatten kratzte?«
    »Gewiß. Das zumindest war ich dir schuldig, Kind.«
    Er hatte mit solchem Nachdruck gesprochen, daß Menolly seinen Worten Glauben schenkte. Armer alter Petiron. In den letzten Monaten war sein Gedächtnis immer schlechter geworden. Er verwechselte die Planetendrehungen und vergaß selbst die Ereignisse vom Vortag.
    Jetzt braucht er die Zeit nicht mehr, und ich werde ihn nie vergessen, dachte Menolly. Ihre nassen Wangen prickelten vor Kälte.
    Der Schatten der Halbkreis-Bucht fiel über sie. Die Barke kehrte heim in die Bucht. Menolly hob den Kopf. Hoch droben am Himmel erkannte sie die Umrisse eines Drachen. Ein stolzer Anblick!
    Aber wie hatte man im Benden-Weyr vom Tod des alten Harfners erfahren?
    Unsinn, der Drachenreiter befand sich auf einem Patrouille-Flug. Seit die Fäden nicht mehr so regelmäßig fielen wie früher, kreisten des öfteren Drachen über der Halbkreis-Bucht, die inmitten ausgedehnter Sumpfgebiete lag, abgeschnitten von den Nachbarburgen. Wie dem auch sein mochte, der Drache schwebte im rechten Moment am Himmel, und Menolly sah darin einen Tribut für Petiron, den Harfner.
    Die Männer hoben die schweren Ruder aus dem Wasser, und die Barke glitt langsam zu ihrem Liegeplatz am anderen Ende der Docks. Fort und Tillek rühmten sich, daß sie die ältesten Burgen am Meer waren, aber nur die Halbkreis-Bucht besaß eine Höhle, groß genug, um die gesamte Fischfangflotte aufzunehmen und sie vor Fädeneinfall und schlechtem Wetter zu schützen.
    Die Dockhöhle hatte Liegeplätze für dreißig Boote, Lagerraum für alle Netze, Trocken-und Lüftgestelle für die Segel und eine Flachzone, wo man die Schiffe reparieren und von Seetang befreien konnte. Ganz am Ende der riesigen Höhle befand sich ein Felsensims, wo die Werftleute neue Boote bauten, sobald sie genug Holz für einen Rumpf beisammen hatten. Dahinter lag die kleine Innere Höhle, wo man das kostbare Holz stapelte, trocknete oder
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