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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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sich um, schlüpfte in Hemd und Hosen, warf sich einen wollenen Umhang über die Schultern und stieg in den Hof hinunter. Die Wächter wunderten sich, dass sie zu dieser Zeit die Burg verlassen wollte stellten aber keine Fragen und öffneten ihr eine schmale Pforte. Mit einem Boot ruderte sie über den Graben.
    Rolana wanderte durch den Wald, bis sie die Lichtung erreichte, auf der sie schon einmal gebetet hatte. Der Ort war ihr so seltsam vertraut, er strahlte Wärme und Geborgenheit aus. Stundenlang kniete sie im taufeuchten Gras und suchte nach einer Antwort. Der Drache schwieg, doch seine Worte klangen noch in ihrem Geist: Die Welt liegt nun in deinen Händen.
    »Soma, Herr über den Mond und die Gestirne, werde ich verrückt? Bilde ich mir Stimmen ein, die es nicht geben kann? Wie kann ich auserwählt sein, die Welt zu retten?«
    Sie barg ihr Gesicht in den Händen, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass ihre Fantasie ihr keinen Streich spielte. Peramina lebte, und sie rief nach ihr. Entschlossen erhob sich die Priesterin und reckte die Arme dem Himmel entgegen.
    »Soma, gütiger Gott, wenn ich auserwählt bin, dann gib mir die Kraft, meine Aufgabe zu erfüllen. Gib mir Weisheit, um richtig zu entscheiden. Herrscher des Mondes, gib mir ein Zeichen, das mich stärkt, wenn ich verzage. Soma, erhöre mich!«
    Durchscheinend hing die Sichel des Mondes am gläsernen Himmel. Die Vorboten des herannahenden Tages verjagten die Nacht und ließen die Sterne verblassen. Da leuchtete plötzlich ein Lichtband gleißend hell am Himmel auf, schoss hernieder und hüllte die Priesterin des Mondgottes in strahlendes Licht. Für einige Augenblicke spürte sie die Nähe der Gottheit, fühlte Geburt und Tod, Anfang und Ende, das Werden und das Vergehen, als müsse die ganze Welt in ihr Platz finden. Die Gefühle überfluteten sie, bis sie erschöpft zusammenbrach, doch das silberne Licht fing sie auf, trug ihren Körper und umschmeichelte ihre Seele. Friede kehrte in ihr Herz ein. Dann war die Erscheinung verschwunden, und nur noch das düstere Licht des Morgengrauens umgab sie.
    Überwältigt von der Erscheinung, erhob sich Rolana schwankend. Ihr Haar hatte sich aus dem achtlos herumgeschlungenen Band gelöst und fiel ihr ins Gesicht. Mit einer entschlossenen Bewegung warf sie es in den Nacken. Sie hatte sich entschieden. Mit festem Schritt ging Rolana zur Burg zurück.

EPILOG
Inthan
    R ück doch mal ein Stück beiseite. Du musst nicht immer den einzigen bequemen Sessel für dich allein beanspruchen!«
    Der alte Mann hob die Katze hoch, ließ sich in das weiche Polster sinken und setzte sich das Tier dann auf den Schoß. Unwillig öffnete die dicke graue Katze ihre grün schillernden Augen, sah den Magier vorwurfsvoll an, gähnte herzhaft und rollte sich dann wieder zusammen, um weiterzuschlafen.
    »Wie kann man nur so viel schlafen!«, wunderte sich der Mann. »Seit viertausend Jahren sehe ich dich nichts anderes tun als fressen und schlafen. Ich finde es übrigens ziemlich unhöflich, dass du immer die Augen zusammenkneifst, wenn ich mit dir rede. Findest du es gar nicht spannend, in den Spiegel zu blicken, um zu sehen, was dort draußen in den Welten vor sich geht? Ich finde, ich habe Hervorragendes geleistet. Du könntest mich ruhig einmal loben. Schließlich habe ich fünfhundert Jahre meines ewigen Daseins diesem Spiegel geopfert, während du nur, wie üblich, geschlafen und gefressen hast.«
    Die Katze rekelte sich, drehte sich ein paar Mal um ihre eigene Achse und kuschelte sich dann in das verschlissene Gewand des Magiers.
    »Zu dumm, dass dieser eigensinnige Spiegel immer die Zeiten durcheinander wirft und immer dann den Ort wechselt, wenn es richtig spannend wird. Es kann dann wieder Jahre dauern, bis ich erfahre, wie die Geschichte ausgegangen ist. Das kostet Nerven, Cleo.«
    Inthan kraulte die Katze hinter dem Ohr, und sie begann gnädig zu schnurren.
    »Ach, Cleo, wenigstens du leistest mir in meiner unendlichen Einsamkeit Gesellschaft. Weißt du, obwohl ich nicht älter werde, fühle ich mich mit jedem Jahrhundert mehr wie ein Greis. Es ist einfach nicht richtig, so alt zu werden und seine Kinder und Kindeskinder alle zu überleben. Verdammt, keine der Welten und keine der Gottheiten fühlt sich für uns zuständig. Sie haben uns einfach vergessen, und wir können selbst sehen, wie wir die Langeweile der Jahrtausende überstehen. Wir können ja nicht einmal verhungern und verdursten, wenn die Vorratskammer
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