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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gang hinein und prallte gegen die beiden Frauen, die aus der Küche gekommen waren. Erst schien es, er sei tot, doch dann schlug er die Augen auf und erhob sich schwankend.
    »Wenn ich schon sterbe«, keuchte er, »dann nehme ichdich mit, du verdammte Hure.« Er umklammerte seinen Dolch und fixierte Lamina, die, unfähig sich zu rühren, nur auf die scharfe Klinge starrte. Geistesgegenwärtig warf sich Tara mit ihrem Messer schützend vor sie. Der Pirat verdrehte die Augen, fiel nach vorn und glitt dann tot zu Boden, doch sein Dolch bohrte sich bis ans Heft in Taras Brust. Fassungslos starrte die Frau auf den Griff, der aus ihrem Mieder ragte. Sie versuchte etwas zu sagen, aber nur ein Blutstrom quoll aus ihrem Mund. Lamina fing Tara auf, als sie fiel, und wiegte sie in ihren Armen, aber der starre Blick zeigte ihr, dass sie schon auf dem Weg zu den Göttern war.
    Während sich Rolana um die Wunden von Seradir und Ibis kümmerte, standen Lahryn, Cay und Thunin den letzten drei Piraten gegenüber. Da hob der Narbige den Kopf. Fast blind vom herabrinnenden Blut kroch er stöhnend auf allen vieren den Gang entlang. Seine Hand tastete nach einer Nische in der Wand. Mühsam zog er sich hoch und stieg über die Leiche hinweg. Er sah Lamina mit Tara in den Armen auf dem Boden kauern, er beachtete sie jedoch nicht. Er wollte nur sein Zimmer und den Geheimgang erreichen. Blindlings schob er sich an der Wand entlang, doch ein wütender Schrei ließ ihn innehalten. Langsam drehte er sich um. Lamina hatte die Tote zu Boden gleiten lassen und ihr Messer aus der Schärpe gezogen. Das Gesicht von Hass verzerrt, kam sie langsam näher. Der Narbige drehte sich herum und konnte sie durch den Blutschleier vor seinen Augen gerade so erkennen. Er streckte die Arme aus, um sie abzuwehren, aber er war zu geschwächt.
    »Ich habe Rache geschworen, und nun ist die Stunde gekommen!«
    Mit aller Kraft stieß sie zu, einmal, zweimal, dreimal. Das Blut spritzte ihr ins Gesicht und auf ihr Hemd. Der Narbige sackte leblos in sich zusammen, doch sie ließ sich auf die Knie fallen und stach weiter auf ihn ein. Tränen rannen ihr über das Gesicht, und sie sah nichts mehr außer Blut, überall hell glänzendes Blut.
    »Ihr könnt jetzt aufhören, er ist tot«, erklang eine sanfte Stimme hinter ihr. Eine Hand umfasste ihren Arm und entwand ihr das Messer. Behutsam half Thunin der jungen Frau aufzustehen. Sie zitterte am ganzen Leib, als der Zwerg sie zu Rolana hinüberführte.
    Stille kehrte in die Unterwasserstadt zurück. Die Piraten waren tot oder geflohen. Cay konnte trotz seiner Wunden schon wieder grinsen und beobachtete Ibis, die, notdürftig verbunden, zwischen den Toten hin und her humpelte und sie um Schmuckstücke oder Münzbeutel erleichterte. Lahryn und Vlaros saßen erschöpft am Boden. Auch Rolana fühlte das Ende ihrer Kräfte nahen, doch noch war Seradir nicht gerettet. Sie betete und ließ ihre Energie in seinen Körper strömen, bis er endlich die Augen öffnete. Mit Lahryns Hilfe verband sie die Wunden, die sich zaghaft zu schließen begannen. Die Gräfin starrte Rolana abwesend an.
    »Seid Ihr verletzt?«, fragte die Priesterin und erhob sich.
    Lamina schüttelte den Kopf.
    »Kann ich etwas für Euch tun?«
    Sie griff nach Rolanas Hand und zog sie mit hinüber in den Gang, wo Tara lag. Rolana kniete sich nieder und strich über das Gesicht der kleinen Frau. Die Haut begann schon zu erkalten. Ihr Geist hatte die leere Hülle längst hinter sich gelassen. Traurig schüttelte die Priesterin den Kopf.
    »Es tut mir Leid, das liegt nicht mehr in meiner Macht. Tote kann ich nicht zurückholen.«
    Tom schwamm zur Grotte hinüber. Dort fand er die beiden Gefesselten und löste rasch deren Stricke. Mit Atempulver versorgt, eilten sie zum Turm hinüber und weckten die Wächter, die über ihren Rumbechern eingeschlafen waren. In Eile packten sie das Nötigste zusammen, rannten zum Stall hinüber und sattelten die Pferde. In rasendem Galopp strebten sie über die Landenge dem Festland zu. Die Morgensonne im Rücken, ritten sie auf die hoch aufragenden Bergriesen zu, deren Gipfel gleißend weiß schimmerten.
    Eine einsame Gestalt auf ihrem Ross beobachtete zwischen tief hängenden Zweigen verborgen den schnellen Aufbruch. Refos sah den Reitern nach. Einige Augenblicke erwog er, ihnen zu folgen, doch dann schüttelte er den Kopf mit dem angesengten Haar. Er war froh, diese rauen Burschen und die Bevormundung durch den Narbigen los zu sein.
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