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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Autoren: Maja Winter
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Kaufmann aus Khanat, den sie im zarten Alter von sechs Jahren ausgefragt hatte, hatte sie erfahren, dass man rote Edelsteine so nannte. Ihre Mutter war darüber entsetzt gewesen und hatte herumgeschrien: » Der steckt dich in seinen Sack und nimmt dich mit, wenn du nicht aufpasst!«, denn obwohl man Leuten aus der Ebene der Freien Städte durchaus ihre Waren abkaufen durfte, wenn sie billig genug waren, gehörte es sich dennoch nicht, mit ihnen zu reden. Sie hatten keine Könige, deshalb hatten die Götter sich von ihnen abgewandt – und wer konnte schon sagen, was so ein gottloser älterer Mann mit einem kleinen Mädchen tun würde, das auch noch so dumm war, ihm seinen Schmuck zu zeigen?
    Linn hatte den Händler trotzdem für angenehme Gesellschaft gehalten, und seine abenteuerlichen Geschichten hatten sie einige Monde lang beschäftigt. Dagegen verblasste für das Kind, das sie damals gewesen war, die Information, dass die Kette ungeheuer wertvoll sein musste. Der Khanater hatte ihr erzählt, dass selbst kleine Splitter äußerst teuer seien, und der mittlere Stein war groß wie ein Hühnerei, wenn auch so flach wie ein Strohhalm. Man konnte weder die beiden kleineren noch den großen Rubin von der silbernen Einfassung lösen; sie hatte es einst versucht, als sie im Alter von sieben oder acht Jahren mit einem davon das Pony des Schmiedes hatte kaufen wollen. Die ganze Kette einzutauschen war ebenfalls missglückt. Yaro, der Schmiedejunge, war fröhlich damit weggelaufen, und Linn hatte das Pony stolz wie eine Prinzessin nach Hause geführt.
    » Bist du verrückt?«, hatte ihre Mutter geschimpft. » Willst du Tod und Verderben auf uns herabziehen? Du gibst diese verfluchte Kette niemandem! Hol sie zurück, sofort!«
    Merina hatte Linn gezwungen, sie zur Schmiede zu begleiten und das Pony wieder in den Stall zu stellen, in den es gehörte. Nur widerwillig hatte Yaro die Kette herausgerückt. Aber Linns zierliche, goldhaarige Mutter konnte wirklich einschüchternd sein, wenn sie es darauf anlegte. Sie hatte den Jungen sogar dazu gebracht, weinend zu schwören, nicht einmal seinem Vater zu verraten, dass er das Schmuckstück je gesehen hatte.
    Einige Tage lang hatte Merina kaum mit ihrer Tochter geredet und ihre schlechte Laune an jedem ausgelassen, der in ihre Nähe kam.
    Danach hatte Linn heimlich versucht, bloß einen kleinen Rubin zu entfernen, wenigstens einen einzigen, in der Hoffnung, den Verlust würde ihre Mutter vielleicht nicht so schnell bemerken. Aber selbst mit Yaros Hilfe und dem Schmiedehammer war es nicht gelungen.
    Linn griff mit den Zehen nach einem Kiesel und türmte unter Wasser einen kleinen Hügel auf, da ließ ein Knistern aus dem Wald sie zusammenfahren. In panischer Angst zog sie die Füße aus dem Bach; sie waren völlig taub. Für eine Flucht äußerst unpraktisch, aber dann würde sie eben auf Knien und Händen davonhumpeln. Sie warf sich herum, geriet in die Brennnesseln, stürzte mit einem Schrei nach vorn.
    Erneut ein Rascheln im Gebüsch.
    Mit einem Schlag veränderte sich die Welt. Die Drachen waren über ihr.
    Zu spät zum Fliehen, die Chance verpasst. Linn heulte auf, presste sich an den Boden, bedeckte den Kopf mit beiden Händen, trotzdem konnte sie nicht anders, als hinzusehen.
    Mächtige Leiber, die über sie hinwegflogen, so dicht, dass sie nur die Hände hätte ausstrecken müssen, um sie zu berühren. In den glänzenden Schuppen brach sich der Widerschein des Feuers. Das Rauschen gewaltiger Schwingen strich durch die Baumwipfel. Der Himmel war schwarz, die Luft von Rauch erfüllt. Jemand schrie Worte in einer unbekannten Sprache, und ein Teil von ihr wollte darüber lachen, über diese komischen Silben, aber man hatte ihr befohlen zu schweigen. Sie machte sich so klein wie nur möglich und dachte: Ihr seht mich nicht, ich bin unsichtbar. Dann füllte sich das ganze Bild mit Flammen, und Stille senkte sich herab. In diesem eisgrauen Schweigen, in dem die Welt gefror, hörte sie nur noch das Pochen ihres eigenen Herzens. Das Blut brauste in ihren Ohren. » Lass uns kämpfen!«, schrie jemand. Und eine andere Stimme direkt über ihr flüsterte: » Versteck dich. Lauf und versteck dich!«
    Linn stieß ein heiseres Wimmern aus und duckte sich flach auf den Boden. Damit die Drachen sie nicht bemerkten, löste sie hastig ihren Zopf und versuchte, sich unter den langen rotbraunen Haaren zu verstecken. Um mit dem Wald zu verschmelzen, reichte es noch nicht – hektisch häufte sie
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