Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
die Geschichte, dass die Götter in einem finsteren, übelriechenden Pfuhl giftige Würmer und Skorpione züchteten, um daraus besonders böse Menschen zu machen.
    » Linn«, sagte Yaro ungewohnt ernst, » findest du nicht, dass es langsam an der Zeit ist, damit aufzuhören? Als wir klein waren, war es noch niedlich und hat dich interessant gemacht, aber mittlerweile bist du eine erwachsene Frau. Manche«, fügte er noch leiser hinzu, als Linn die Augenbrauen zusammenzog, » haben schon mit siebzehn Kinder und kümmern sich um Haus und Hof.«
    » Ich mache das nicht absichtlich«, beteuerte sie. » Denkst du, ich fürchte mich, um interessant zu wirken? Ich grabe mich in die Erde ein wie ein Kaninchen, um interessant zu wirken?« Ihre Stimme schraubte sich höher in die Verzweiflung hinauf. » Ich kann nicht aufhören, Drachen zu sehen! Ich denke mir das doch nicht aus!«
    » Vielleicht ist es an der Zeit, sich den Tatsachen zu stellen.« Yaro zog die Schultern hoch. Sein Unbehagen griff auf sie über. » Wenn es hier Drachen gäbe, dann würde ich mich wie Brahan in ihre Grube stürzen und dich herausholen. Aber es gibt hier nun mal keine. Und wenn, würden wir alle es wissen, stimmt’s?«
    Sie nickte beschämt. Natürlich gab es in Brina keine Drachen.
    » Das ist immerhin ein Anfang«, meinte er, schon wieder munterer. » Ich werde meinem Vater berichten, dass du das zugegeben hast. Vielleicht hilft es ja.«
    Sie sahen einander an. Linn war sich ziemlich sicher, dass es nicht helfen würde. Sogar Yaro musste das wissen. Sie liebte ihn dafür, dass er es trotzdem versuchen wollte, aber als er Anstalten machte, sie zu küssen, drehte sie schnell das Gesicht weg.
    Er seufzte. » Wir kennen uns unser ganzes Leben, und du tust immer noch, als wären wir Fremde«, sagte er enttäuscht.
    » Das ist nicht wahr.« Linn beschäftigte sich intensiv damit, ihren Zopf neu zu flechten. » Wir sind Freunde. Wir teilen alle unsere Geheimnisse. Ist das gar nichts?«
    » Warum zierst du dich dann immer so? Warum darf ich dich nicht küssen?«
    Wenn sie die Antwort darauf gewusst hätte! Aber sie konnte es nicht erklären. Wenn Yaro versuchte, ihr näherzukommen, geriet sie in Panik. Sie wollte ihn umarmen und gleichzeitig fliehen, und in ihr entstand ein solches Durcheinander, dass sie sich meistens für die Flucht entschied.
    » Wenn wir verheiratet sind«, Yaro zögerte, » darf ich dich dann endlich anfassen?«
    Linn wurde glühend rot. Merkwürdigerweise hatte sie ihre Freundschaft mit Yaro nie unter diesem Aspekt betrachtet. Sie trafen sich heimlich, sie redeten und stritten und lachten, und hin und wieder versuchte er, ihre Hand zu nehmen oder sie zu küssen. Jungen taten das, und Mädchen wichen ihnen aus und kicherten dabei. Das war so, das gehörte dazu. Dass sie irgendwann aufhören musste zurückzuweichen – nein, daran wollte sie nicht einmal denken.
    » Ähm … natürlich.«
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. » Du hast recht. Es ist besser zu warten. Sonst prügelt Lester mich windelweich.«
    » Oder er steckt dich zwischen die Mühlsteine und macht Öl aus dir.«
    » Und verkauft mich an die Nachbarn.«
    Linn konnte es nicht leiden, wenn man auf ihre Armut anspielte, aber Yaro durfte es, weil er selbst nichts besaß. Er würde nie einen Hof sein Eigen nennen, nicht einmal ein Haus – es sei denn, Linn gab ihre Kette her und die drei leuchtenden Edelsteine waren so kostbar, wie sie hoffte. Mit dem Silber allein konnte man weder ein Haus noch die Aussteuer bezahlen. » Ich glaube fast, du willst mich nur wegen der Juwelen, du Schlitzohr.«
    Er grinste. » Ich gehe wohl lieber. Am besten, du wartest noch eine Weile.«
    Hauptsache, die Müllerin erwischte sie nicht dabei, wie sie kurz nacheinander aus dem Wald kamen. Yaro war geübt darin, unschuldig dreinzublicken, aber in Linns Gesicht konnte Merina alles lesen, was Mütter lieber nicht wissen sollten.

2

    Merina stellte den dampfenden Kessel in die Mitte des Tisches. » Eine kräftige Prise Caness«, sagte sie wie jedes Mal, und wie immer waren es nur ein paar mickrige Körnchen, mit denen sie die Suppe würzte. Sie lud jedem mit der Schöpfkelle eine große Portion auf den Holzteller, dabei bedachte sie Linn mit einem strafenden Blick.
    » Lass das Mädchen«, meinte Lester mit gedämpfter Stimme. » Sie hat mir heute gut geholfen. Eine junge Frau, die mit anpacken kann, wird immer einen Mann finden.«
    Er zwinkerte ihr zu. Wusste er von Yaros
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher