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Die Doppelgängerin

Die Doppelgängerin

Titel: Die Doppelgängerin
Autoren: Stefan Wolf
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ihr an
das Versteck gekommen seid.“
    „Ich... ich bin doch nicht Inge“,
schluchzte sie. „Ich heiße Bärbel. Bärbel Zonker.“
    „Was?“ Funke ließ den Mund offen. „Das
ist nicht wahr.“
    „Du Idiot!“ zischte Paulsen. „Jetzt
hast du uns in die Tinte geritten. Wegen der“, er deutete auf Bärbel, die
ängstlich von ihnen weggerutscht war und jetzt zusammengekauert in einer Ecke
hockte, „ist doch mein Sohn... äh... haben sie ihn am Kanthaken.“
    Er wandte sich an Bärbel. „Kennst du
mich?“
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie
erriet, daß es Ottmar Paulsens Vater war. Aus seinen Worten ging das hervor.
Außerdem sahen die beiden sich ähnlich.
    Plötzlich glitt ein Leuchten über
Paulsens Gesicht.
    „Mensch, Edwin! Pfeif doch auf die
Marken. Ich weiß ein besseres Geschäft. Die Kleine hier ist ein Goldfisch. Ihr
Alter scheffelt Millionen. Um sein einziges Töchterchen wiederzusehen, macht
der jede Summe locker. Jetzt sind wir so weit gegangen, da kommt es darauf nun
auch nicht mehr an. Kein Austausch gegen die Marken, sondern eine richtige
Lösegelderpressung. Klar?“
    Funke überlegte kurz, dann nickte er. „Aber
erst will ich wissen, wie das mit den Marken gelaufen ist.“ Drohend sah er
Bärbel an. „Weißt du was darüber?“
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl ihr die
Angst fast die Kehle zuschnürte. „Was denn für Marken?“
    Sie schlossen Bärbel ein. Die Tür war
aus Stahlblech, das Schloß unverwüstlich.
    Nur durch einen vergitterten
Luftschacht fiel etwas Tageslicht in den Kellerraum.
    Zitternd preßte sich Bärbel in ihre
Ecke. Sie wußte, wie sinnlos es war, um Hilfe zu rufen.
    Verwechselt haben sie mich, dachte sie.
Weil ich Inge so ähnlich bin. Mein Gott!
    Dann hörte sie das Rascheln. Es war
hinter dem Schutt in der Ecke.
    Eine große Ratte lugte hervor. Ihre
Augen schimmerten rötlich. Neugierig stellte sie sich auf die Hinterpfoten.
     
    *
     
    Paulsen hielt vor einer Telefonzelle.
Auf der Uhr am Armaturenbrett des Kombis war es 16.50 Uhr.
    „Und mach ihm klar, daß mit uns nicht
zu spaßen ist“, sagte Paulsen.
    Funke nickte, wischte sich über die
Stirn, stieg aus und trat in die Telefonzelle. Er räusperte sich. Sein
Selbstbewußtsein war angeknackst. Daß ausgerechnet ihm so ein verdammter Irrtum
passierte! Schön — man konnte noch was daraus machen. Aber das war reiner
Zufall. Ebensogut hätte Inge... nein, sie hieß ja Bärbel... das Kind völlig
unbemittelter Eltern sein können.
    Aus dem Telefonbuch suchte er die
Rufnummer.
    ... Robert L. Zonker... aha!...
    Er wählte.
    Augenblicklich wurde abgehoben.
    „Zonker“, meldete sich eine angenehme
Männerstimme.
    „Hören Sie gut zu“, sagte Funke. „Ich
wiederhole nichts. Wir haben Ihre Tochter Inge... äh, Bärbel, meine ich...
entführt. Sie ist in unserer Hand. Wenn Sie Ihre Tochter unversehrt wiedersehen
wollen, machen Sie eine halbe Million locker. 500 000 Mark! Begriffen? Lassen
Sie die Polizei aus dem Spiel, sonst garantiere ich für nichts. Wenn Sie jetzt
gleich Ihre Bank anrufen, können Sie das Geld noch abheben. In einer Stunde
rufe ich Sie wieder an. Ende!“
    Er legte auf, bevor Zonker etwas sagen
konnte.
     
    *
     
    Enttäuschung stand in allen Gesichtern.
    Inge schluckte und war den Tränen nahe.
Ihr Vater preßte die Lippen zusammen. Kathie Selbmann strich sich müde über die
Augen.
    Die TKKG-Bande war vom Trimi-See
zurückgekehrt. Tarzan hatte berichtet. Es tat ihm weh, eine so enttäuschende
Nachricht zu überbringen. Er sah, wie alle Hoffnung auf eine sorgenfreie
Zukunft für diese kleine Familie zerbrach.
    Gaby hatte sich neben Inge gesetzt und
ihr tröstend den Arm um die Schultern gelegt. Karl und Klößchen blickten
betreten.
    „Ich glaube nicht“, sagte Tarzan zu
Herrn Selbmann, „daß Ihr Bruder gelogen hat. Es erklärt auch, warum er damals
den Diebstahl der Marken nicht angezeigt hat. Es war nicht Eitelkeit, sondern
es war einfach nicht nötig. Er hat sie noch. Na ja! Jedenfalls haben wir ihm
Karls Telefonnummer gegeben — falls er mit uns Kontakt aufnehmen will. Denn
eine Belohnung drängt er mir ja regelrecht auf. Ich finde es zwar unmöglich,
sich für selbstverständliche Hilfeleistung belohnen zu lassen. Aber in diesem
Fall. .
    Das Schrillen des Telefons unterbrach
ihn.
    Kathie Selbmann meldete sich. „Ah, Herr
Zonker. Guten Tag! Wie? Nein, Bärbel ist schon lange weg. Was?“
    Bestürzung malte sich auf ihr Gesicht.
Indem sie eine Hand über die Sprechmuschel
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