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Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde

Titel: Die Donovans 4: Der verzauberte Fremde
Autoren: Nora Roberts
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auch sein Geheul hören. Sie nicht?“
    „Meine Hütte liegt näher am Meer, ich lausche dem Meeresrauschen.
    Ein Wolf ist ein wildes Tier, Rowan. Ich bin sicher, das steht auch in Ihrem Buch. Und ein Einzelgänger, der zu keinem Rudel gehört, ist noch wilder als die anderen.“
    „Ich will ihn ja auch nicht zähmen. Ich sage nur, dass wir irgendwie neugierig aufeinander sind.“ Sie sah zum Fenster, fragte sich, ob der Wolf für heute Nacht wohl ein trockenes und warmes Plätzchen gefunden hatte.
    „Sie jagen nicht aus reiner Lust am Töten.“ Abwesend warf sie ihren Zopf über die Schulter zurück. „Oder aus Bösartigkeit. Sie jagen, um sich zu ernähren. Meist leben sie in Rudeln, mit ihren Familien. Beschützen ihre Jungen und …“ Sie brach ab, zuckte ein wenig zusammen, als ein heller Blitz über den Himmel zuckte und wieder verlosch.
    „Die Natur lässt sich nur sehr schwer einschätzen und ist oft grausam.
    Sie toleriert uns nur. Sie kann freigiebig oder skrupellos sein.“ Liam legte das Buch beiseite. „Man muss vorsichtig mit ihr umgehen, und man wird sie wohl nie verstehen.“
    Ihre Knie berührten sich, weil sie einander so nahe waren. Rowan erhaschte seinen Duft, sehr männlich, fast animalisch und mit Sicherheit gefährlich.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er nickte. „Genau das meinte ich.“ Er stellte sein Glas ab und erhob sich. „Ich werde den Generator für Sie anwerfen. Mit Strom fühlen Sie sich bestimmt wohler.“
    „Ja, wahrscheinlich haben Sie recht.“ Sie erhob sich ebenfalls und fragte sich, warum ihr Herz wie wild klopfte. Es hatte nichts mit dem Sturm zu tun, der da draußen vor den Fenstern wütete, sondern mit dem, der sich in ihrem Innern zusammenbraute. „Danke für Ihre Hilfe.“
    „Kein Problem.“ Er würde es nicht zu einem Problem werden lassen.
    „Dauert nur ein paar Minuten.“ Ganz kurz und flüchtig streifte er mit seinen Fingern ihre Hand. „Der Wein war wirklich gut“, murmelte er und ging zur Küche hinaus.
    Es dauerte volle zehn Sekunden, bevor sie wieder atmen konnte. Sie nahm ihre Hand von der Wange, an die sie sie gehalten hatte, und folgte ihm. Gerade als sie die Küche betrat, flammte die Lampe über ihr wieder auf und erschreckte sie so, dass sie einen kleinen Schrei ausstieß. Noch während sie über sich selbst lachte, fragte sie sich, wie dieser Mann es schaffte, sich so schnell zu bewegen. Die Küche war leer. Das Licht brannte wieder, und es war, als wäre er nie hier gewesen.
    Rowan zog die Hintertür auf und wich zurück, als Regen und Wind auf sie einprasselten. Zitternd beugte sie sich zur Tür hinaus. „Liam?“ Doch keine Antwort kam auf ihr Rufen, nichts als Regen und Dunkelheit. „Geh nicht“, murmelte sie. Sie lehnte sich an den Rahmen und kümmerte sich nicht darum, dass ihr Hemd vom Regen völlig durchnässt wurde. „Lass mich nicht allein.“
    Der nächste Blitz erhellte den Wald und die ganze Szenerie. Und ließ das schwarze Fell des Wolfs aufleuchten, der am Ende der Stufen mitten im strömenden Regen stand.
    „Himmel.“ Rowan griff mit fahrigen Händen nach dem Lichtschalter, ließ das Außenlicht aufflammen. Der Wolf stand immer noch da, der Regen perlte von seinem nassen Fell, seine Augen schauten wachsam und geduldig. Rowan leckte sich über die trockenen Lippen und trat langsam einen Schritt zurück. „Du kannst ins Haus kommen, aus dem Regen raus.“
    Ein Schauer lief ihren Rücken hinunter, als der Wolf mit einem lautlosen Satz auf die Veranda sprang. Sie merkte gar nicht, dass sie den Atem anhielt, bis sein nasses Fell ihr Bein streifte und er ins Haus lief. Erst dann atmete sie aus.
    „Tja …“ Sie drehte sich um, und so schauten sie einander an. „Sieht aus, als hätte ich da einen Wolf im Haus. Einen ausgesprochen schönen Wolf“, murmelte sie. Allerdings dachte sie gar nicht daran, die Tür hinter sich zuzumachen und damit den Wolf und sich im Haus einzuschließen. „Ich … äh … ich werde also jetzt auch hereinkommen …“ Sie machte eine unbestimmte Geste. „Hier drinnen ist es nämlich wärmer. Du kannst ja …“
    Sie hielt inne, entzückt und verblüfft, als der Wolf den kleinen Korridor entlang und ins Wohnzimmer ging, um sich vor dem Kaminfeuer niederzulassen. Er sah zu ihr hin, als würde er auf sie warten. Seine goldenen Augen schauten sie auffordernd an.
    „Ganz schön clever, was?“, murmelte sie. Seine Augen folgten jeder ihrer Bewegungen, als sie langsam
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