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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition)
Autoren: John Gapper
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richtiger Arzt war und folglich nichts beitragen konnte.
    »Nur dass er einen Herzanfall hatte.«
    »Wollen sie ihn operieren?« Ich wusste immerhin so viel über Herzerkrankungen, um zu wissen, dass es eine gute Nachricht war, dass sie ihm nicht unverzüglich mit einem Herzkatheter eine verengte Arterie geöffnet hatten. Sie waren noch dabei, das Ausmaß der Schädigung zu bestimmen.
    »Ich weiß nicht. Ich müsste dir eigentlich mehr sagen können, aber die Hälfte von dem, was der Arzt gesagt hat, habe ich nicht verstanden.«
    »Das ist doch nicht deine Schuld«, sagte ich unaufrichtig. Es hatte keinen Sinn, sie weiter auszuquetschen, mehr konnte sie mir nicht sagen.
    Es war mir stets ein Rätsel gewesen, was mein Vater in Jane sah – abgesehen von ihrer Jugend, ihren schönen Brüsten und ihrer Schwärmerei für ihn. Sie hatten sich kennengelernt, als er zweiundvierzig gewesen war und Jane eine dreißigjährige Praktikantin in seiner Kanzlei. Bald darauf hatte er meine Mutter verlassen, die beträchtlich mehr Geschmack, Freundlichkeit und Sensibilität besessen hatte als ihre Nachfolgerin. Vielleicht bin ich als Sohn nicht der beste Zeuge, doch es hat mich schier zur Raserei getrieben, dass sie seinen Betrug so passiv hingenommen hatte.
    »Urteile nicht zu hart über deinen Vater«, hatte sie mich eines Tages ermahnt.
    » Hart? Wie kannst du das sagen, nach dem, was er gemacht hat?«, hatte ich zurückgebrüllt und war aus dem Zimmer gestürmt, blind vor Wut und Schuldgefühlen wegen meiner Rolle in der Affäre, die ich ihr nicht gebeichtet hatte.
    »Wo ist Guy?«, fragte ich Jane. Mein Bruder war Berater für Markenentwicklung, äußerst nachgefragt in exotischen Ländern auf der ganzen Welt.
    »Ich glaube, er ist geschäftlich irgendwo unterwegs. Malaysia, vielleicht auch Vietnam. Roger hat mich gebeten, ihn aufzustöbern, aber es ist mir noch nicht gelungen.«
    »Will er mich dort haben?«, fragte ich gereizt, weil ich so eindeutig am unteren Ende der Liste rangierte, selbst noch hinter meiner Exfreundin.
    »Oh … Ja. Natürlich«, erwiderte sie.
    »Ich komme. Ich versuche, für heute Abend einen Flug zu kriegen.«
    Ich legte mich wieder zurück und schlug frustriert auf die Daunendecke. Selbst im Krankenhaus, viertausend Meilen weit weg, besaß mein Vater noch die beispiellose Fähigkeit, mich auf die Palme zu bringen. Aber das sollte mich nicht daran hindern, mich um ihn zu kümmern. Es klang, als könnte er mich wirklich brauchen. Ich schleifte schon einen Koffer durchs Zimmer, als mir Harry wieder einfiel.
    Mein Vater lag in einem Bett in einem überraschend freundlichen Privatzimmer im West Middlesex. Er trug einen kurzen Kittel über seinem Schlafanzug und war in die Lektüre des Daily Telegraph vertieft. Einiges von dem Geld, das London überflutete, seit ich weggegangen war, fand, wie es schien, den Weg ins Gesundheitswesen, und er wurde in einem sauberen, hellen Gebäude behandelt, das zwischen den viktorianischen Nachbargebäuden wie ein Raumschiff wirkte.
    »Hallo, Kumpel. Komm rein«, sagte er, als ich an die Tür klopfte und den Kopf ins Zimmer steckte.
    Dieses leicht spöttische »Kumpel« für seine Freunde und Kollegen hatte er sich in den letzten ein, zwei Jahren angewöhnt, als wollte er seinen Wohlstand und seinen Erfolg mit anbiedernder Vertraulichkeit kompensieren. In den letzten Jahren seiner Karriere hatte er ungeheuerliche Summen von Firmen bekommen, die ihre Steuerbescheide im Zaum halten wollten und seinen gerissenen, aber rechtlich wasserdichten juristischen Rat brauchten, wie man über den Umweg über kleine Karibikinseln Geld wusch. Er schüttelte mir die Hand, als ich mich zu ihm setzte, und das Plastikbändchen an seinem blassen Handgelenk zitterte dabei. Ich musterte ihn mit professionellem Blick. Sein Gesicht war bleich, und sein schütteres graues Haar stand in alle Richtungen, doch er schien keine Schmerzen zu haben.
    »Moment, zuerst würde ich mir gern deine Krankenakte ansehen«, sagte ich und holte sie am Fußende des Betts aus der Halterung. Mein Instinkt hatte mich nicht getrogen. Er hatte einen leichten Myokardinfarkt gehabt, und sie hatten Bluttests gemacht, bevor sie einen Katheter in eine Arterie in seine Leiste eingeführt, eine Blockade in der Nähe des Herzens geöffnet und einen Stent eingesetzt hatten. Er bekam Plavix, Aspirin und einen Betablocker und würde schon bald wieder entlassen werden.
    »Du wirst es überleben«, sagte ich.
    »Ich schätze schon,
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