Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen
Autoren: Artur Müller
Vom Netzwerk:
gehört und der wahre Glaube verteidigt werde.«
    Jetzt werden die Worte Huttens laut: »So wir Diebe mit Strang, Mörder mit Schwert, Ketzer mit Feuer strafen, warum greifen wir nicht vielmehr diese schädlichen Lehrer des Verderbens als Päpste, Kardinale, Bischöfe und das ganze Geschwärm der römischen Sodoma mit allerlei Waffen an und waschen unsere Hände in ihrem Blute?«
    Aber Luther meint: »Ich möchte nicht, daß man das Evangelium mit Gewalt und Blutvergießen verfechte. Durch das Wort ist die Welt überwunden worden, durch das Wort ist die Kirche erhalten, durch das Wort wird sie auch wieder instand kommen, und der Antichrist, der ohne Gewalt sich seiner Sache bemächtigte, wird ohne Gewalt fallen.« Hitzig entgegnet Hutten: »Wie, der Antichrist, die Hierarchie, habe sich ohne Gewalt festgesetzt? Man müßte, um das zu behaupten, nie ein Blatt in der Geschichte studiert haben. Durch Gewalt, durch Krieg, durch die Unterdrückung aller Freiheiten, durch die empörendsten, barbarischsten Gewalttätigkeiten, durch Betrug, List, Kerker und endlich durch Beil und Holzstoß hat sich der Antichrist der Welt bemächtigt. Das Christentum hat sich in Deutschland mit den Waffen in der Hand Bahn gebrochen. Seine Taufe ist eine Bluttaufe. Dem Priester geziemt es, das heilige Wort zu verbreiten, um Wahrheit und Freiheit zu verkünden; dem Ritter aber, das Schwert zu ergreifen, um Lüge und Knechtschaft auszurotten.«
    Im Frühjahr 1522 vereinigen sich in Landau die Herren von Kronberg, Schauenburg, Fürstenberg, Heimstatt, Gemmingen, Menzingen und andere Ritter aus Franken, Schwaben und vom Rhein zu einem Schutz- und Trutzbund für sechs Jahre. Sickingen wird zum Haupt des Bundes gewählt. Sein Wort: »Wir greifen mit offenem Visier an, denn unsere Sache ist gerecht.«
    Sickingen zieht ein Heer zusammen. Hutten versucht fieberhaft, Bauern und Städter als Bundesgenossen für den großen Kampf zu gewinnen. Aber seine Bemühungen bleiben ohne Erfolg.
    Am 1. September 1522 bricht Sickingen mit seinem Heer gegen Trier auf und erklärt dem Erzbischof Richard von Greifenklau die Fehde, »um der Dinge willen, die der Kurfürst gegen Gott und Kaiserliche Majestät begangen« habe. Den Bürgern Triers erklärt er, er komme, »sie von dem schweren antichristlichen Gesetze der Pfaffen zu erlösen und sie zur evangelischen Freiheit zu führen.« Das Unternehmen ist als Auftakt gedacht, der große Krieg soll erst ein Jahr später beginnen. Aber die hohen Herren und Fürsten wissen, was die Stunde geschlagen hat. Sie rufen alle Lehensherren unter die Waffen. Sickingen wird gezwungen, die Belagerung Triers aufzuheben. Zuerst werden Sickingens Freunde angegriffen und zahlreiche Burgen und Festungen zerstört. Sickingen selbst muß sich auf seine Feste Landstuhl zurückziehen. Am 30. April beginnt die Beschießung der Burg, einige Tage später wird Sickingen selbst tödlich getroffen. Hutten flüchtet in der Schweiz von Dorf zu Dorf und stirbt schließlich arm und verlassen auf der Insel Ufenau im Zürchersee.
    Ein Jahr später bricht der Bauernkrieg los. Mit Sickingen und Hutten an der Spitze wäre dadurch wahrscheinlich ganz Europa umgestaltet worden. Aber die Zeit der Ritterschaft war vorbei, ihr Aufstand ein heroisches, aber anachronistisches Unternehmen.

    Chronik 1523–1526
    Der Bauernkrieg. 1525

    1523 Unter dem Einfluß des Reformators Thomas Müntzer setzt die kleinbürgerliche Opposition in Mühlhausen in Thüringen die Wahl eines Ausschusses von 40 Mann und einer Bürgervertretung von 8 Mann durch. Sie stellen ihre Beschwerden in 54 Artikeln zusammen. Anfang Juli erzwingen sie durch einen Aufstand die Annahme der Artikel, die im wesentlichen auf eine Demokratisierung der städtischen Verfassung und auf die Durchsetzung der Reformation gerichtet sind.
    1524 26. Mai: Im Bistum Bamberg revoltieren die Bürger aus Forchheim und Bauern aus den umliegenden Dörfern.
    30. Mai: Die Bauern des Klosters St. Blasien im Schwarzwald erheben sich gegen ihren Grundherrn.
    1524 23. Juni: Beginn des Bauernaufstandes in der Landgrafschaft Stühlingen unter Hans Müller von Bulgenbach. Damit beginnt der große deutsche Bauernkrieg.
    24. August: Bündnis zwischen den aufständischen Bauern aus Stühlingen und den Bürgern der Stadt Waldshut.
    19. September: Aufstand radikaler Kleinbürger und Plebejer in Mühlhausen in Thüringen. Die Aufständischen schaffen sich, beeinflußt durch Thomas Müntzer, im »Ewigen Bund Gottes« ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher