Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
aber auch alte, die lange nicht aufgetreten waren, induziert. Eine wahre Büchse der Pandora. Als die Diagnose schließlich auf dem Tisch war, hatte man Mrs. Rhine in Fort Detrick unter Quarantäne gestellt.
    Experimentierkästen für uralte Viren hatte Mark Augustine die Rekombinationen in weiser Voraussicht genannt.
    Mrs. Rhines Ehemann, ihre neugeborene Tochter, sieben Freunde und Verwandte hatten sich mit dem ersten der rekombinierten Viren infiziert. Alle waren innerhalb weniger Stunden gestorben.
    Von einundvierzig Menschen in den USA, denen man Zellgewebe von Schweinen übertragen hatte und die in der Folgezeit SHEVA ausgesetzt gewesen waren, hatten nur die Frauen im Zentrum überlebt. Es war wie eine Laune des Schicksals, dass sie selbst immun gegen die Viren waren, die sie produzierten. Da sich die vier Frauen in Quarantäne befanden, zogen sie sich auch nie Erkältungen oder Grippe zu.
    Das machte sie zu außergewöhnlichen Versuchspersonen, die für die Forschung von unschätzbarem Wert waren, auch wenn sie den Tod in sich trugen.
    Mrs. Rhine war der Traum jedes Virusjägers. Jedes Mal, wenn Dicken von ihr träumte, wachte er in kalten Schweiß gebadet auf.
    Niemals hatte er irgendjemandem anvertraut, dass seine Kontaktaufnahme mit Mrs. Rhine in jenem Motelzimmer in Bend weniger auf Tapferkeit als auf Leichtsinn und Gleichgültigkeit beruhte. Damals war es ihm schlichtweg egal gewesen, ob er weiterleben oder sterben würde. Seine ganze Welt war aus den Fugen geraten, stand Kopf. Alles, was er bis dahin für gesicherte persönliche Erkenntnisse gehalten hatte, hatte er einer harten, unbarmherzigen Prüfung unterziehen müssen. Mrs. Rhine lag ihm deshalb so am Herzen, weil sie genau wie er durch die Hölle gegangen war.
    »Ziehen Sie den Schutzanzug an«, sagte Freedman. In getrennten Nischen legten beide ihre Kleidung ab und hängten sie in die Schränke. Kleine Videoschirme, die neben den zahlreichen Duschköpfen angebracht waren, erinnerten sie daran, wo und wie sie sich säubern sollten.
    Freedman half Dicken dabei, die Unterwäsche über sein steifes Bein zu streifen. Gemeinsam zogen sie Handschuhe aus dickem Kunststoff an und schlüpften danach in die Fäustlinge der knallgrünen Schutzanzüge, die ihnen die Beweglichkeit von Robben ließen. Schutzanzüge, die statt Fingerhandschuhen solche Fäustlinge hatten, waren robuster, sicherer und billiger.
    Außerdem erwartete man von Besuchern der inneren Station ja auch nicht, dass sie feine Laborarbeiten verrichteten. Kleine Plastikhaken, die bei jedem Fäustling an der Daumenseite befestigt waren, sorgten dafür, dass sie einander dabei helfen konnten, den rückwärtigen Reißverschluss am Schutzanzug hochzuziehen und den Kunststoffstreifen auf der Innenseite des Klettverschlusses zu entfernen. Eine Spezialklemme drückte die Klettleiste über den Reißverschluss.
    Das alles nahm zwanzig Minuten in Anspruch.
    Sie passierten weitere Duschen und eine weitere Luftschleuse. Eingesperrt in die fast luftdichte Hülle, spürte Dicken, wie sich auf seinem Gesicht Schweißperlen sammelten und an seinen Unterarmen herabrannen. Hinter der zweiten Luftschleuse halfen sie sich gegenseitig dabei, die
    ,Nabelschnüre‘ anzulegen – die ihnen bereits bekannten Plastikschläuche, die an rasselnden Metallhaken von einer Gleitschiene hoch über ihren Köpfen herunterbaumelten.
    Ihre Schutzanzüge blähten sich aufgrund des Drucks auf. Der Zustrom frischer, kühler Luft belebte Dicken wieder.
    Beim letzten Mal war Dicken nach Besuchsende mit Nasenbluten aus dem Schutzanzug gestiegen. Freedman hatte ihn nur dadurch vor wochenlanger Quarantäne bewahren können, dass sie die Blutung persönlich gestillt und untersucht hatte.
    »Sie sind jetzt für die innere Station gewappnet«, teilte ihnen die Pflegerin durch einen Lautsprecher in der Schutzwand mit.
    Nachdem die letzte Luke mit einem leisen Geräusch aufgeglitten war, betrat Dicken vor Freedman die innere Station. Gemeinsam wandten sie sich nach rechts und warteten darauf, dass sich die Stahlblenden über dem Fenster hoben.
    Die wenigen Fälle von Shiver hatten mindestens hundert Intensivseminare ins Leben gerufen, die sich mit dem Stand der medizinischen Forschung und militärischen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit befasst hatten. Wenn schon einzelne Frauen – Frauen, die misshandelt worden waren, Frauen, die Transplantationen von Fremdgewebe erhalten hatten – Tausende von tödlichen Seuchen exprimieren und in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher