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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder
Autoren: Greg Bear
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irgendwas Neues über all diese Viren und das, was sie in meinem Innern anstellen?«
    »Wir müssen noch viel lernen«, erklärte Dicken.
    »Sie haben mal gesagt, dass manche Viren Botschaften übermitteln. Flüstern die in meinem Innern? Meine Schweineviren… übermitteln die immer noch Botschaften von Schweinen?«
    »Ich weiß es nicht, Carla.«
    Mrs. Rhine hob ihr Kleid an, ließ sich in den üppig gepolsterten Sessel fallen und strich sich mit einer Hand das Haar zurück. »Bitte, Christopher. Ich habe meine Familie ausgelöscht. Ich möchte verstehen, was passiert ist. Das ist das Einzige, was ich in diesem Leben noch erreichen möchte.
    Erzählen Sie’s mir, selbst die belanglosen Dinge. Erzählen Sie mir von Ihren Vermutungen, Ihren Träumen… egal, was.«
    Freedman nickte. »Ob gut oder schlecht, jedenfalls müssen wir ihr alles sagen, was wir wissen«, erklärte sie. »Das ist das Mindeste.«
    Mit stockender Stimme begann Dicken zu skizzieren, was man seit seinem letzten Besuch herausgefunden hatte. Die Forschung konnte die Probleme jetzt deutlicher einkreisen, war vorangekommen. Den Aspekt der militärischen Forschung ließ er weg und konzentrierte sich stattdessen auf die neuartigen Kinder.
    Sie waren bemerkenswert und auf ihre Weise auch bemerkenswert schön. Und das stellte diejenigen, deren Platz sie nach dem Bauplan der Natur einnehmen sollten, vor ein besonderes Problem.

    5
    Spotsylvania, Virginia

    »Wie ich höre, riechst du so gut wie ein Hund«, sagte der junge Mann in der geflickten Jeansjacke zu einem großen, schlanken Mädchen mit fleckigen Wangen. Er stellte ein Sechserpack Miller-Bier auf den Tresen, der in Kunststoff-Folie eingeschweißt war, und knallte einen Zwanzig-Dollar-Schein hin. »Einmal Lucky Strike«, sagte er zu der Verkäuferin des Minimart.
    »Die riecht doch nicht so gut wie ein Hund«, warf sein Begleiter mit blödem Lächeln ein. »Die riecht schlimmer.«
    »Hört auf damit, Jungs«, mahnte die Verkäuferin, nahm den Geldschein und holte die Zigaretten. Sie war dünn wie eine Bohnenstange, hatte blasse Haut und schwer misshandelte blonde Haare. Schaler Zigarettenrauch hing in ihrem von Kaffeeflecken übersäten Kittel.
    »Wir unterhalten uns doch nur«, sagte der erste Mann, der sein Haar mit einem roten Gummiband zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden hatte. Sein Begleiter war jünger, größer und hatte eine auffällig gebeugte Körperhaltung. Auf dem langen braunen Haar saß eine Baseballkappe.
    »Ich warne euch, ich will hier keine Scherereien!«, sagte die Verkäuferin mit einer Stimme, die so rau war wie alter Straßenbelag. »Beachte ihn gar nicht, Liebes, der macht nur Spaß.«
    Stella steckte ihr Wechselgeld in die Tasche und griff nach der Limonadenflasche. Sie trug Shorts, ein kurzes blaues Trägerhemdchen, Tennisschuhe und war ungeschminkt.
    Schweigend rümpfte sie die Nase, ihre Nasenflügel blähten sich. Die beiden Männer waren Mitte zwanzig, hatten Bierbäuche, fleischige Gesichter und grobe Hände. Ihre Jeans waren mit frischen Farbflecken übersät. Ein saurer, wilder Geruch ging von ihnen aus, der Stella an unglückliche junge Hunde erinnerte. Sie verdienten sicher nicht viel Geld und waren nicht sonderlich intelligent. Schlechter dran als viele andere, neigten sie zu Argwohn und Jähzorn.
    »Sie sieht nicht infekschös aus«, bemerkte der Zweite.
    »Ich meins ernst, Jungs, sie ist doch nur ein kleines Mädchen«, sagte die Verkäuferin mit Nachdruck. Auf Stellas Wangen zeichneten sich jetzt rote Flecken ab.
    »Wie heißt du?«, fragte sie den ersten Mann.
    »Das geht dich gar nichts an«, erwiderte er und sah seinen Freund mit großspurigem Lächeln an.
    »Lasst sie in Ruhe«, wiederholte die Verkäuferin genervt.
    »Geh jetzt einfach nach Hause, Liebes.«
    Der Mann mit der gebeugten Körperhaltung griff nach der Plastikschlaufe des Sechserpacks und machte sich auf den Weg zur Tür. »Komm, wir gehen, Dave.«
    Aber Dave steigerte sich immer mehr in Rage. »Sie gehört nicht hierher, verdammt noch mal!«, sagte er mit verzerrtem Gesicht. »Scheiß drauf, warum sollen wir uns so was gefallen lassen?«
    »Lass gefälligst derartige Ausdrücke«, brüllte die Verkäuferin ihn an. »Zumindest, wenn Kinder in der Nähe sind.«
    Stella baute ihre schlaksige Gestalt zur vollen Größe von einem Meter fünfundsiebzig auf und streckte ihre Hand mit den auffällig langen Fingern aus. »Freut mich, dich kennen zu lernen, David. Ich bin Stella.«
    Dave starrte
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