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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Autoren: Conrad Mason
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Tabitha, deren Strampeln immer schwächer wurde, während die Hexe sie immer fester umklammerte …
    Er holte aus und warf den Löffel.
    Im nächsten Moment sauste die Hexe wie eine große Möwe über das Wasser, Tabitha in der einen Hand, den Löffel in der anderen. Direkt auf den Dämon zu.
    Sie hatten verloren, begriff Grubb, und es war allein seine Schuld.
    Er strampelte weiter vor sich hin, aber in seinem Innern war es, als verwandelte sich alles in Stein. Was hatte er erwartet? Arabella Wyrmwood war viel stärker als er. Es war alles umsonst gewesen. Es gab nichts, was er noch hätte tun können, und kein anderes denkbares Ende als dieses.
    Er war niemals stark genug gewesen, und deshalb würden sie jetzt alle sterben.
    Schließlich blickte er völlig verzweifelt zum Rachen auf.
     
    Das Erste, was er sah, war, dass der Himmel um das Monster herum schimmerte und sich verzog. Die austretende dämonische Zauberkraft verwischte bei jeder seiner Bewegungen die Realität.
    Das Nächste war seine Größe. Er ragte über den Schiffen auf, als seien sie Spielzeuge, die in seinem Badewasser trieben. Grubb hätte am liebsten gelacht.
    Und schließlich watete der Rachen wie ein Mensch durch die Wellen – aber so, als sei das Wasser kein Hindernis für ihn, als existierten der Dämon und der Ozean in zwei völlig getrennten Sphären. Sein Körper war dunkel, hatte die Farbe von Seetang, und jeder Zentimeter bebte vor Aggressivität. Es war unmöglich zu sagen, wie weit sich dieser schreckliche Leib noch in die Tiefe erstreckte. Sein Rücken war gebogen und voller Stacheln und seine Glieder wie Spinnenbeine, lang, dünn und spitz, die bei jedem Schlag aufs Wasser gewaltige Gischtfontänen aufspritzen ließen.
    Das Schlimmste aber war der Kopf. Für Nase, Ohren und Mund hatte der Rachen keine Verwendung, aber seine Augen waren riesig, wie die eines Fisches, nur zehntausendmal größer. Sie hatten die Farbe des sturmgepeitschten Meeres, ausdruckslos und doch lodernd vor Bosheit.
    Ein Dämon. Ein Ungeheuer. Ein Albtraum.
    Er war fast bei den Schiffen.
    Zitternd zog sich Grubb in das verlassene Beiboot. Der Rachen erfüllte sein ganzes Denken und blendete alles andere so vollständig aus, dass er sich fast ruhig fühlte. Er packte die Ruder und wandte das Boot dem Dämon zu. Flucht würde ihn nicht retten. Also würde er mit seinen Freunden untergehen, mit Newton und Tabitha. Mit Frank und Paddy, Hal und Old Jon. Und auch mit Captain Clagg. Der Gedanke an das, was er gerade tat, brachte ihn fast zum Lachen. Vielleicht war er verrückt geworden. Aber sich vernünftig zu verhalten, brachte auch nichts mehr.
    In der Ferne sah er die Hexe schweben, ein weißer Fleck, der sich gegen die dunkle, zuckende Haut des Rachen abzeichnete und Tabitha weiter festhielt. Musketenschüsse ertönten von der Fregatte, mit denen man den Dämon zu vertreiben versuchte. Ebenso gut hätten sie versuchen können, einen Drachen mit einer Feder zu erstechen.
    Der Rachen streckte eine seiner Gliedmaßen aus, die sich um den Großmast der
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wickelte, ihn mitsamt den Segeln ausriss und davonschleuderte wie einen abgebrochenen Zahnstocher. Schreie waren zu hören.
    Der Plan der Hexe funktionierte. Natürlich funktionierte er. Sie würde sie alle töten, und dann kam Port Fayt an die Reihe. Grubb ruderte stärker, schneller.
Bringen wir es hinter uns.
    Der Rachen brach den Bugspriet ab und riss Webleinen fort.
    Dann drehte er sich um.
    Irgendetwas …
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Die Stimme der Hexe schallte über das Wasser; schrill, wütend und – vor allen Dingen –
verzweifelt
.
     
    Die Hexe ließ los. Tabitha fiel, sie rutschte über ein Segel, prallte von einer Spiere ab und knallte aufs Deck. Stöhnend und mit pochenden Schmerzen lag sie da, den Blick zum Himmel gerichtet.
    Arabella schwebte dort, wo sich zuvor der Großmast befunden hatte, und hielt den Kochlöffel wie ein Breitschwert mit beiden Händen umklammert – aber fest, zu fest. Die Augen quollen ihr aus dem Kopf, und sie sang immer lauter und lauter.
    Der Dämon hatte von seinem Angriff abgelassen und wandte sich nun Arabella zu. Er – war das möglich? – beobachtete sie.
    Und plötzlich, inmitten des Geschreis, der Holztrümmer und der in alle Richtungen davonstürmenden Leute, dämmerte es Tabitha.
Sie konnte ihn nicht kontrollieren
. Trotz allem hatte die Hexe keine Macht über den Rachen. Nicht die geringste.
    Arabella schäumte vor Wut. Das konnte Tabitha ihr ansehen.
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