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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin
Autoren: Brigitte Melzer
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Blutrünstigste, dem Logan je begegnet war.
    Wegen der ungewöhnlichen Todesursache sprachen die Medien von einem Bandenkrieg, doch hinter der Schlagzeile steckte viel mehr, als die Bevölkerung jemals erfahren würde.
    Die Gemeinschaft hatte zunächst geleugnet, etwas damit zu tun zu haben. Unter wachsendem Druck hatte der Rat der Behörde gegenüber jedoch eingeräumt, dass es eine Versuchsreihe gab, die aus dem Ruder gelaufen war. Die Versuche seien aber nach den Geschehnissen sofort eingestellt worden.
    Und tatsächlich war der Vorfall am Leith Walk der einzige seiner Art geblieben – bis heute.
    Logan fuhr den Toyota in die Garage des St. James Center und verließ das Untergeschoss des Einkaufszentrums durch eine Seitentür, die sich nur mit einer Zutrittskarte öffnen ließ. Dahinter erstreckte sich ein Gang, der in das Rückgebäude des schottischen Staatsarchivs führte. Dort hatte die Behörde ihren Sitz.
    Logan lief die knarrende Holztreppe hinauf, ließ sich von Miss Tescer, Roberts’ Vorzimmerdame, anmelden und betrat das Büro seines Vorgesetzten.
    William Roberts saß hinter seinem Schreibtisch, der an einem Ende des lang gezogenen Raumes stand. Trübes Zwielicht fiel durch das Fenster herein und ließ sein Haar bleigrau schimmern. Bei Logans Anblick zog er eine Grimasse. »Müssen Sie hier so martialisch auftauchen, Drake? Sie wissen doch, dass Miss Tescer jedes Mal fast der Schlag trifft, wenn sie Sie so sieht.«
    Logan zuckte die Schultern. »Sie haben mich von einem Einsatz weggerufen, Will. Was erwarten Sie? Dass ich mir einen Smoking leihe, bevor ich zu Ihnen komme?«
    Am anderen Ende des Raumes erklang ein leises Lachen. »Du bist sarkastisch wie eh und je.«
    Die Stimme ließ Logan herumfahren. »Was willst du hier?«
    »Und du bist immer noch sauer.«
    Der Anblick seines Bruders war wie ein Schlag in den Magen. Der Mann vor ihm war ein Fremder, mit dem er vor fünfzehn Jahren zum letzten Mal gesprochen hatte. Dunkle Haare, dunkle Augen, gleicher Nachname. Ende der Gemeinsamkeiten. Devons dunkelbraunes Haar war kurz und korrekt frisiert, die Züge weich und gefällig. Er trug einen braunen Nadelstreifenanzug, dazu eine Weste und eine farblich passende Krawatte. Die teuren Slipper waren so sehr auf Hochglanz poliert, dass er darin vermutlich sein eigenes Spiegelbild sehen konnte. Nur die braunen Lederhandschuhe schienen nicht so recht zu seinem edlen Outfit zu passen. Logan wusste, warum er sie trug, trotzdem ließen sie ihn wie einen Mafiakiller aussehen, der keine Fingerabdrücke hinterlassen wollte.
    »Der Rat hat um unsere Hilfe gebeten.« Roberts hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und hielt die Hände vor dem Bauch verschränkt. Sein wachsamer Blick war auf die beiden Drakes gerichtet, als versuche er herauszufinden, ob sich die Männer an die Kehle gehen würden.
    Logan, der nicht vorhatte, Devon anzufassen, zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte seinen Bruder. »Und da schicken sie dich?«
    »Als Oberhaupt des Rates ist es meine Aufgabe, mich darum zu kümmern.«
    »Oberhaupt?« Es fiel Logan schon schwer genug, den Unmut zurückzuhalten, den die Anwesenheit seines Bruders in ihm hervorrief. Die Überraschung, dass dieser auch noch der Anführer der Gemeinschaft sein sollte, konnte er nicht verbergen. »Sieht aus, als hättest du es weit gebracht.« Er ließ seinen Bruder stehen und trat an den Schreibtisch seines Vorgesetzten. »Ich muss Sie sprechen, Will. Allein. « Bevor Roberts auch nur an eine Zusammenarbeit mit dem Rat denken konnte, sollte er unbedingt wissen, was passiert war.
    »Später, Drake.« Er deutete auf die beiden Sessel vor seinem Schreibtisch. »Setzen Sie sich, meine Herren.«
    »Es ist wichtig.«
    Roberts beugte sich nach vorne, bis die tiefen Falten um seine Augen herum deutlich zu sehen waren. »Habe ich mich unklar ausgedrückt? Ich sagte: später .«
    Logan verfluchte sich dafür, dass er ihm nicht schon am Telefon von den Kreaturen berichtet hatte. Jetzt war es zu spät. Roberts würde jede weitere Bitte um ein Vieraugengespräch ablehnen, sodass ihm keine andere Wahl blieb, als mit seinem Bericht zu warten, bis Devon fort war.
    Logan ließ sich in einen der Sessel fallen und wartete darauf, dass Roberts erklärte, worum es ging. Er lehnte sich zurück und versuchte den öligen Geruch des Bohnerwachses zu ignorieren, der so schwer in der Luft hing, dass er fast greifbar schien.
    »Wir haben Hinweise gefunden, dass die Experimente nicht eingestellt
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