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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin
Autoren: Brigitte Melzer
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wurden.« Devon setzte sich in den Sessel neben Logan, stellte eine braune Ledermappe neben sich auf den Boden und deutete vage aus dem Fenster. »Dort draußen sind weitere dieser Kreaturen. Du sollst sie aufspüren und dem Rat übergeben.«
    Die Offenheit seines Bruders überraschte Logan, gleichzeitig schrillten alle Alarmglocken in seinem Schädel. Kein Seher würde so offen mit der Behörde sprechen, wenn er damit nicht etwas bezwecken wollte. »Euch entkommen eure Versuchskaninchen – die es, nebenbei bemerkt, gar nicht mehr geben dürfte – und wir sollen jetzt die Drecksarbeit für euch erledigen?« Knurrend fügte er hinzu: »Ich kann dir die Asche der drei schicken, die wir vorhin erledigt haben.«
    Zum ersten Mal wich die Gelassenheit aus Devons Zügen. »Du hast welche gefunden?«
    » Welche? Wie viele von diesen Kerlen sind da draußen? Wie viele stehen kurz davor, ein weiteres Massaker anzurichten?« Er sprang auf. »Egal, wie viele es sind. Ich werde sie finden – alle. Und die Leichensäcke adressiere ich an dich!«
    »Wir brauchen sie lebend.«
    »Du machst Witze! Ich werde ganz sicher nicht –«
    »Doch, das werden Sie, Drake«, mischte sich Roberts ein. Wieder musterte er Logan, dann fügte er hinzu: »Das ist ein Befehl.«
    Logan griff in die Hosentasche. Seine Hand schloss sich um die Marke, die ihn als Mitarbeiter der Behörde auswies, bereit, sie herauszuziehen und auf den Tisch zu werfen. Er würde sich nicht zwingen lassen, die Gefahr zu ignorieren, die von diesen Leuten ausging. Lieber quittierte er den Dienst.
    Roberts schüttelte langsam den Kopf. »Denken Sie nicht einmal daran!«
    Einen Moment lang war Logan versucht, trotzdem seine Marke auf den Tisch zu werfen, aber wenn er sie abgab, würde er jede legale Möglichkeit verlieren, die Machenschaften der Gemeinschaft im Auge zu behalten. Er schluckte einen Fluch hinunter und setzte sich wieder, bevor Roberts ihn dazu auffordern konnte.
    »Ich weiß, dass du uns nicht über den Weg traust«, sagte Devon schließlich. »Deshalb biete ich dir eine offene Zusammenarbeit an. Keine Geheimnisse und keine Lügen.«
    » Du sprichst von Ehrlichkeit? Wie wäre es dann, wenn du auspackst, was du über diese Versuche weißt? Versuche, von denen deinesgleichen behauptet, dass sie längst nicht mehr stattfinden würden!«
    Logan lehnte sich zurück und wartete auf die üblichen Ausflüchte, in denen die Rede davon war, dass es sich um eine Angelegenheit der Gemeinschaft handelte, die Außenstehende nichts anginge.
    »Das Projekt wurde vor einem Jahrzehnt ins Leben gerufen«, sagte Devon stattdessen. »Der damalige Rat unterstützte die Versuche. Ziel war es, einen Weg zu finden, die Fähigkeiten unserer Seher zu verbessern und auszuweiten.«
    »Schöner Plan.« Logan konnte sich vorstellen, was den Rat dazu getrieben hatte, diese Versuche abzunicken. Bessere Fähigkeiten bedeuteten mehr Macht – und mit der Macht würde auch der Einfluss der Seher auf die Gesellschaft wachsen.
    »Ein Team aus Forschern«, fuhr Devon ungerührt fort, »hat sich dem Projekt gewidmet. Seinen Namen – Projekt Samenkorn – bekam es erst, nachdem klar wurde, in welche Richtung es gehen sollte. Soweit wir es heute wissen, haben sie damals einen Weg gefunden, besondere Kräfte zu kombinieren und in einer Art Samenkorn zu binden, das den Sehern unter die Haut gepflanzt wurde.«
    »Was gründlich in die Hosen gegangen ist.« Von Kräften konnte doch keine Rede sein. Logan hatte diese Kreaturen gesehen. Er wusste, dass sie mehr waren als bloße Energie.
    »Mr Drake«, wandte sich Roberts an den Obersten Seher, »auch wenn wir diese Kreaturen als Dämonen bezeichnen, sind sie doch sicher nichts, das mit viel Firlefanz heraufbeschworen wurde. Womit haben wir es also zu tun?«
    »So ganz genau ist uns das leider immer noch nicht klar. Viele der Unterlagen sind damals verbrannt und der Versuchsleiter steht uns nicht mehr zur Verfügung. Niemand weiß –«
    »Blödsinn! Wenn es weitere Versuche gab, muss wohl auch jemand wissen, wie man an diese Viecher kommt. Die werden sie kaum auf dem Wochenmarkt kaufen.«
    »Spar dir deinen Sarkasmus.« Devon stand auf. Für eine Weile wanderte er hinter Logan auf und ab. Das Parkett knarrte unter jedem seiner Schritte, bis er endlich am anderen Ende des Raumes stehen blieb, an derselben Stelle, an der er gestanden hatte, als Logan hereingekommen war. »Soweit ich es rekonstruieren konnte, haben sie im Reagenzglas die Gene verschiedener
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