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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin
Autoren: Brigitte Melzer
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freigeben. Ein Zischen durchschnitt die Luft, als die messerscharfen Klauen ihm entgegenrasten. Logan warf sich zur Seite, nicht weit genug, um dem Schlag vollends zu entgehen, da er den Dämon nicht aus seinem Griff lassen wollte, doch zumindest so weit, dass ihm die Klauen statt des Brustkorbes nur den rechten Arm aufrissen.
    Er keuchte auf und versuchte den Schmerz ebenso zu ignorieren wie das Blut, das in einem warmen Strom über seinen Arm lief. Mit einem zornigen Schrei holte er aus und drosch dem Dämon die Faust in die Fratze. Das Vieh fauchte und knurrte und wand sich unter ihm. Logan schielte zu Avery. Er lag auf Händen und Knien, die Pistole in einer Hand haltend und starrte ihm schwer atmend entgegen, Gesicht und Hals in Blut gebadet. Logan fürchtete, er würde jeden Moment das Bewusstsein verlieren.
    Auch wenn Avery sichtlich darum kämpfte, auf die Beine zu kommen, wollte Logan sich nicht darauf verlassen, dass er ihm rechtzeitig zu Hilfe kam. Womöglich hätte die Bestie Avery zerfetzt, wenn Logan nicht dazwischengegangen wäre.
    Er wich einem weiteren zornigen Hieb aus, wobei er jedoch das Gleichgewicht verlor. Die Bestie bemerkte das sofort und warf ihn herum. Dann war sie über ihm. Logan bekam gerade noch eine Hand an den Hals der Kreatur. Den Arm ausgestreckt hielt er sich die Reißzähne vom Leib, doch es war der verletzte Arm. Der Schmerz, den die Belastung nur noch zusätzlich verstärkte, ließ ihn zittern und seine Muskeln zucken. Lange konnte er die Bestie nicht mehr auf Distanz halten.
    Klauen schlugen nach seinem Gesicht und verfehlten es nur um Haaresbreite. Logan warf sich zur Seite und bekam ein Bein frei. Er zog das Knie an und trat dem Dämon mit aller Wucht in den Leib. Die Kreatur wurde zurückgeworfen. Die Flügel gespreizt fing sie sich wieder und stürzte sich erneut vor. Dieses Mal würde sie ernsthaften Schaden anrichten, wenn er sie nicht zu fassen bekam, ehe sie ihre Klauen und Zähne in seinen Leib versenkte. Die Chancen, dass er das Vieh davon abhalten konnte, standen schlecht. Sein verletzter Arm hing kraftlos an seiner Seite und verweigerte den Gehorsam. Er war im Nahkampf ausgebildet, doch das bedeutete nicht, dass er seine Gegner mit nur einem einsatzfähigen Arm ausschalten konnte – erst recht keinen Dämon. Er musste das Vieh erwischen, bevor es ihn erwischte!
    Der Dämon flog auf ihn zu, die Schwingen ausgebreitet, als wolle er Logan darin einwickeln, um ihn zu ersticken. Mit der linken Hand riss Logan die SIG aus seinem Hosenbund, legte an und schoss.
    Daneben!
    Der Dämon prallte gegen ihn und nagelte ihn auf den Boden. Die Flügel nahmen ihm die Sicht und hüllten alles um ihn herum in zähe Dunkelheit.
    Der faulige Atem des Untiers schlug ihm ins Gesicht, Geifer troff aus seinem Maul, heiß und brennend wie Säure. Es war so finster, dass er nur raten konnte, wo die Zähne des Viehs waren und wann es zum Angriff ansetzen würde. Wenigstens hatte er die Pistole beim Zusammenprall nicht verloren. Die Waffe war noch immer in seiner Hand, eingeklemmt zwischen seinem Körper und dem des Dämons. Er versuchte sie zu bewegen, den Arm herumzudrehen und die SIG auf das Vieh zu richten, doch das harte Metall grub sich gnadenlos in seinen Magen und wollte sich keinen Zoll rühren.
    Die Finsternis verschwand so rasch, wie sie gekommen war.
    Der Dämon fuhr zurück, zog die Flügel an den Körper und holte mit den Klauen zum Schlag aus. Logan hob die Pistole und schoss. Einmal. Zweimal. Dreimal. Bis das Magazin leer war. Die Kugeln schlugen in den Leib der Bestie und ließen sie bei jedem Einschlag zusammenzucken. Ein ohrenbetäubendes Brüllen, eine Mischung aus Zorn und Qual, erfüllte die Luft.
    Dann stürzte der Dämon.
    Logan versuchte sich zur Seite zu rollen, doch er war nicht schnell genug. Die Kreatur fiel auf ihn und presste ihm den Atem aus den Lungen, die Hand mit der Waffe einmal mehr zwischen den Körpern gefangen. Logan wartete auf den nächsten Angriff, rechnete damit, dass das Vieh sich erneut mit Zähnen und Klauen auf ihn werfen würde. Doch der Dämon rührte sich nicht mehr.
    Mit einem Keuchen packte Logan die Kreatur und hob sie so weit an, dass er sich darunter hervorwälzen konnte. Heftig atmend kämpfte er sich auf die Beine und sah sich um. Avery kniete noch immer hinter ihm, die Pistole in der Hand. Unter all dem Blut in seinem Gesicht war er kalkweiß. Seine Hände zitterten.
    Logan griff nach seinem Blackberry, um den Notarzt zu rufen. Er
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