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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin
Autoren: Brigitte Melzer
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zusammen. Ihre Entscheidung, nicht länger herumzuliegen, fühlte sich richtig an. Während der letzten Tage hatte sie schon viel zu viel Zeit liegend verbracht. Langsam sollte sie sich wieder an ein Leben außerhalb des Bettes gewöhnen – zumindest wenn Logan nicht bei ihr war, um ihr die Zeit zu versüßen.
    Nur mit Strümpfen an den Füßen verließ sie das Schlafzimmer und rutschte über das Parkett im Flur, als Logans Polizisten-Freund aus dem Wohnzimmer kam und seine Krawatte zurechtzog. Bei ihrem Anblick blieb er auf der Schwelle stehen und auch Alessa hielt überrascht inne.
    Ihre letzte Begegnung war nicht sonderlich glücklich verlaufen, nachdem Logan ihr jedoch erzählt hatte, dass er am Abend kommen wolle, um noch einmal mit ihm über alles zu sprechen, schöpfte sie die Hoffnung, dass er ihr mittlerweile ein wenig freundlicher gesinnt war.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn vorsichtig. »Ich wusste nicht, dass Sie hier sind.«
    »Ursprünglich wollte ich auch erst heute Abend kommen«, sagte er, ohne den Blick von ihr zu nehmen, der so durchdringend war, dass sie ihn beinahe auf ihrer Haut zu spüren glaubte. »Dummerweise ist mir etwas dazwischengekommen, deshalb dachte ich, ich versuche einfach jetzt mein Glück. Als Avery mir sagte, dass Logan nicht hier ist, wollte ich eigentlich wieder gehen, doch er bekam einen Anruf. Irgendein Notfall, bei dem das Team seine Hilfe braucht.« Er zuckte die Schultern. »Deshalb bin ich sozusagen als Wachablösung hiergeblieben.«
    Obwohl er mit keiner Silbe gesagt hatte, was er über ihresgleichen dachte, fühlte sie sich in seiner Nähe unwohl. Sie hätte ihn darauf ansprechen können, doch im Augenblick fehlte ihr die Kraft für eine Auseinandersetzung. Sie war zu müde, um sich für etwas zu rechtfertigen, das man ihr gegen ihren Willen angetan hatte. Abgesehen davon bezweifelte sie, wie es ihr ohne Logans Unterstützung gelingen sollte, ihn davon zu überzeugen, dass sie nicht von sich aus böse war und auch nicht vorhatte, diesen Dämon auf die Welt loszulassen.
    Sie fürchtete allerdings, dass er sachlichen Argumenten gegenüber nur wenig aufgeschlossen sein würde. Am besten wäre es wohl, ihn irgendwie zum Gehen zu überreden.
    »Sie müssen nicht hierbleiben«, begann sie. »Logan ist bestimmt jeden Moment zurück.«
    »Dann kann ich auch noch so lange warten.«
    Alessa zwang sich zu einem Lächeln und nickte. »Sicher. Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?« Sie wollte an ihm vorbei, in Richtung der Küche.
    Morgan vertrat ihr den Weg. »Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände.« Er legte ihr eine Hand auf den Arm, eine Berührung, die so vertraulich war, dass sie sich zusammenreißen musste, ihn nicht von sich zu stoßen. »Logan hat mir erzählt, was passiert ist. Sie sehen müde aus. Ruhen Sie sich doch wieder aus.«
    Der Mann mochte ein Polizist und Logans Freund sein, doch Alessa fühlte sich in seiner Nähe nicht wohl. Das Letzte, was sie wollte, war, ihn mit ihrem Verhalten endgültig davon zu überzeugen, dass sie eine unberechenbare Gefahr darstellte, deshalb griff sie nach seiner Hand, die noch immer auf ihrem Arm lag. Für einen Moment war sie versucht, ihre Schutzschilde zu senken, um in einer Vision mehr über seine Gedanken zu erfahren. Da sie sich das nicht erlauben konnte, drückte sie seine Hand lediglich in einer Geste, von der sie hoffte, sie würde als Dankbarkeit durchgehen. Dann entzog sie sich seiner Berührung, indem sie sich zur Seite drehte, um an ihm vorbei in die Küche zu schlüpfen.
    Er rührte sich keinen Millimeter, stand so breit in der Tür, dass es für sie keinen Weg an ihm vorbei gab. »Ich brauche wirklich keinen Kaffee.«
    »Aber ich bin durstig.«
    »Legen Sie sich hin, ich hole Ihnen etwas«, bot er an. »Wasser? Tee? Etwas anderes?«
    Alessa wollte schon kehrtmachen und ins Schlafzimmer zurückkehren, das würde zumindest ein wenig Abstand zwischen sie bringen. Ehe sie sich jedoch abwenden konnte, fiel ihr Blick auf einen Schatten hinter dem Küchentresen. Als sie genauer hinsah, stockte ihr der Atem. Was sie sah, war der untere Teil eines schweren Stiefels. Ein Stiefel, wie Avery ihn heute Morgen getragen hatte.
    Wie erstarrt stand sie neben dem Polizisten und zwang sich, den Blick von der Stelle zu nehmen, an der Avery hinter dem Tresen lag. Was immer Morgan Cassidy hier wollte – es war ganz sicher kein Freundschaftsbesuch.
    »Wasser wäre prima«, presste sie hervor, ohne sich vom Fleck zu
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