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Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis

Titel: Die Daemonen 02 - Freiheit oder Finsternis
Autoren: Tobias O. Meissner
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»Wann hörst du damit auf, die Schmutzarbeit von deinen kümmerlichen Vasallen verrichten zu lassen, und stellst dich endlich selbst ?«
    »Was soll das?«, rief die Königin außer sich. »Sie sterben alle! Sie opfern sich vollkommen sinnlos! He, Jmuan! Zurück, verdammt nochmal! Zurück!« Ihre Stimme und ihre winkenden Gesten reichten nicht weit genug über die Senke von Zegwicu, blieben im scharfkantigen Feld der Getöteten hängen.
    »Sie können nicht mehr zurück, meine Königin«, knurrte Lehenna Kresterfell. »Dazu müssten sie nochmal durch das Dämonenheer durch, und das sind immer noch 25 000 Mann.«
    »Aber warum ? Was für ein Wahnsinn! Was hat dieser Ausfall denn nur zu bedeuten?«
    »Wer kann das wissen? Wer kann diese Nebelwesen begreifen? Aber wir müssen es hinnehmen als eine letzte Möglichkeit, unsere Verwundeten zu bergen, unsere Kräfte zu sammeln und zu Atem zu kommen. Der nächste Angriff der Dämonen wird der letzte sein. So oder so.«
    Unter ihnen am Hang lagen frisch hingestreut wie bunte Blätter 4000 tote Menschen aus Orison, 4000 tote Menschen aus Coldrin, 4000 tote Rekamelkish und 5000 tote Dämonen.
    Weiter unten in der Ebene lagen noch einmal 3000 tote Dämonen und jene grotesken Überreste, die von Chahiddus noch aus 1000 Kriegern und 1000 Rekamelkish bestehenden 1. Division übrig geblieben waren. Und das alles waren lediglich die frischen Toten des heutigen Morgens. Die vielen Leichname der gestrigen Schlacht hatten auch noch nicht bestattet werden können und fügten dem alles beherrschenden Muster des Todes weitere Verzierungen, Auswüchse und Ballungen hinzu. Wäre nicht Winter gewesen, sondern Sommer, hätte die Senke von Zegwicu sicherlich bereits erbärmlich zu stinken begonnen.
    Das Erschütterndste – so fand Lae – an all diesen Toten war, dass sie einen einheitlichen, wie planlos über das Land hingegossenen Brei bildeten. Wofür und weshalb jeder Einzelne gestorben war, ließ sich hinterher gar nicht mehr rekapitulieren. Es gab keine Einzelnen mehr. In der Leichenstarre waren sie alle ineinander verschränkt, umschlungen, mit den letzten Schlägen der einander fremden Herzen in eins geflossen.
    Lae spürte, dass sie dieses Mal – ganz anders als in den Wirren des irathindurischen Krieges – große Verantwortung trug an dem ganzen Geschehen. Sie fürchtete, dass sie, wenn sie die Gesichter der getöteten Menschen näher betrachtete, etliche von ihnen wiedererkennen würde. Menschen, die noch vor Kurzem gelacht und ihre Anverwandten liebkost hatten, lagen nun hingestreckt als Bröckchen in einer Art erkalteter Blutsuppe.
    Lae empfand diesen Krieg als schauerlich jenseits allen Vorstellungsvermögens. Und diese Schauerlichkeit wurde keinesfalls dadurch vermindert, dass es sich bei den Gegnern um Ungetüme handelte.
    Denn was war, wenn diese Ungetüme ebenfalls vor Kurzem noch gelacht und ihre Geschwister und Kampfgenossen mit aufmunternden Worten in ein Gefecht um die eigene Freiheit angetrieben hatten?
    Ein Krieg Mensch gegen Mensch war furchtbar genug.
    Ein Krieg Mensch gegen Dämon war jedoch noch furchtbarer.
    Denn wenn sogar ein Dämon – wie der ehemalige Berater Tanot Ninrogin es ja angedeutet hatte – ein nachvollziehbares Motiv für sein Handeln haben konnte, dann gab es keinen Anhaltspunkt mehr dafür, dass das Gute dem Menschen vorbehalten war, und weiter, dass das Gute im Menschen überhaupt existierte.

noch drei bis zum Ende
    Unten im Schlund war alles still.
    Der Dämon, der sich Adain nannte, streifte herum in verwaisten Gefilden.
    Längst hatte er die ehemalige Ratskammer entdeckt. Einstmals ein Refugium innerhalb eines stürmischen Wirbelns, war sie nun ein sinnentleerter Saal, beschmiert mit einer sorgfältigen und aus Myriaden von Einzelteilen bestehenden, akribisch ausgeführten Kreidezeichnung. Spiralen, Kreise, Schriftzeichen unterschiedlicher Sprachen, Numerologie, Verse, Tier- und Dämonendarstellungen, Mischwesenskizzen, Symbole, Entwürfe, mathematische und alchemistische Formeln, ganze Bildergeschichten, die Beginne zweier Romane, abstrakte Linien und Überkreuzungen, Schraffuren, Ornamente, Pfeilverweise, Umleitungen, Abkürzungen und Bannsprüche. Es war eindeutig, was dies war: der Ort des Endes und des Anfangs. Hier hatte der große Magier Orison seinen Bannzauber entfaltet. Hierin war die Freiheit der Dämonen gemündet, hier hatte das große Kreisen und Vergessen begonnen. Aber von diesem Ort aus war die Freiheit auch
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