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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
Autoren: David B. Coe
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Waldes profitierte. Also versuchte Jaryd jedes Mal, wenn er nach Lastri kam, seine Abneigung gegen das, was man der Landschaft angetan hatte, nicht allzu deutlich zu zeigen.
    Nicht alle Bäume waren verschwunden. Es gab immer noch Teile des Weges, die so waren, wie Jaryd sie in Erinnerung hatte, bis auf die Straße selbst, die nun breit und relativ gerade war. Aber die Gehölze schienen jedes Mal, wenn Jaryd sie sah, kleiner zu werden, und vor kurzem war ihm aufgefallen, dass er auf dem Weg in die Stadt mehr Baumstümpfe als Bäume zu sehen bekam.
    Tatsächlich war er erst vor vierzehn Tagen zum letzten Mal hier entlanggegangen, und als er nun wieder unterwegs war und sich fragte, welche Krise sie wohl nach Amarid rufen würde, konnte er sehen, dass in der Zwischenzeit weitere Bäume gefällt worden waren. Es war erschreckend, wie rasch der Wald verschwand.
    Sein einziger Trost bestand darin, dass heute keine Holzfäller am Werk waren. Nicht, dass diese Männer ihn oder Alayna je anders als mit Respekt behandelt hätten. Tatsächlich grüßten viele von ihnen jetzt auch Myn, wenn sie mit ihren Eltern unterwegs war. Aber sie schienen zu wissen, was Jaryd und Alayna von ihrer Arbeit hielten, und sie blieben den Magiern gegenüber recht zurückhaltend. Mehr als das: Die Holzfäller waren von den Hütern von Aricks Tempeln eingestellt worden, denen nun der größte Teil des Landes zu beiden Seiten des Wegs gehörte und die mehr als jede andere Gruppe im Land von Tobyn-Sers neuesten Handelsaktivitäten profitiert hatten. Jeder in Tobyn-Ser war sich der Feindseligkeit bewusst, die seit Amarids Zeiten zwischen den Hütern und dem Orden bestanden hatte. Das Auftauchen der Liga und seit einiger Zeit auch von immer mehr so genannten freien Magiern hatte nicht dazu beigetragen, diese Feindseligkeit zu verringern, und es kam Jaryd so vor, als hätten die geschäftlichen Aktivitäten der Tempel alles noch schlimmer gemacht. Selbst wenn die Holzfäller nicht so recht verstanden, was die Söhne und Töchter Amarids und die Söhne und Töchter der Götter seit tausend Jahren gegeneinander aufbrachte, schienen sie dennoch zu spüren, dass sie durch ihre Arbeit für die Tempel irgendwie zu einem Teil dieser Fehde geworden waren. Oder vielleicht bildete Jaryd sich das alles ja auch nur ein. Vielleicht fühlten sich die Waldarbeiter in der Nähe der Magier nur unbehaglich, weil sie, wie so viele Menschen in Tobyn-Ser, ein wenig verängstigt waren wegen der Macht, über die er und Alayna verfügten. Oder vielleicht standen sie eher auf der Seite der Liga als der des Ordens. In gewisser Weise war das auch egal. Was immer der Grund sein mochte, Jaryd war froh, allein auf der Straße zu sein. Es gab ihm Zeit zum Nachdenken.
    Der Rufstein war seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden - nicht seit dem Tod von Sonels Eule vor vier Jahren, der die Wahl eines neuen Eulenweisen nötig gemacht hatte. Und davor war er zum letzten Mal vor der Spaltung des Ordens zum Einsatz gekommen, als Eulenmeister Erland verlangt hatte, dass Sonel eine Versammlung einberief, damit er Orris, Baden und andere des Verrats bezichtigen konnte.
    Schon bevor Erland und seine Anhänger die Liga gegründet hatten, war der Rufstein nur in Notfällen eingesetzt worden, aber nachdem die Magier untereinander uneins waren, wurde er beinahe gar nicht mehr verwendet, denn als sie den riesigen Kristall verändert und auf alle Cerylle aller Magier im Land abgestimmt hatten, hatten Amarid und Theron nicht vorhergesehen, dass der Orden eines Tages einen Rivalen haben würde. Und obwohl die Magier von Tobyn-Ser nun unterschiedlichen Organisationen angehörten, waren sie durch den Stein immer noch vereint.
    Jedes Mal, wenn der große Ceryll benutzt wurde, um die Reste des Ordens zusammenzurufen, sah auch jeder freie Magier und jedes Mitglied der Liga seinen Ceryll blinken. Das bedeutete selbstverständlich, dass es wirklich einen schwerwiegenden Grund brauchen würde, damit Radomil oder Mered sich dieses Mittels bediente.
    Getrieben von diesem Gedanken schaute Jaryd seinen Kristall abermals an. Noch nichts. Aber als er den Blick wieder dem Weg zuwandte, bemerkte er aus dem Augenwinkel etwas, das ihn mitten in der Bewegung erstarren ließ. Er hatte eine Stelle erreicht, an der man die Bäume längst abgeholzt und nach Lastri transportiert hatte. Einer der wenigen noch bewaldeten Bereiche ragte vor ihm auf. Und direkt neben dem Weg, nur ein paar Fuß vor dem nächsten Gehölz, saß
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