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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
Autoren: David B. Coe
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Nachmittag lang hatte zuhören müssen, »aber man erreicht damit überhaupt nichts, außer dass man andere verärgert.«
    Alayna hatte sich darüber aufgeregt, was wiederum dazu führte, dass Drina für den Rest des Tages auf ihrem Mann herumhackte. Aber als Jaryd nun im Bett lag und zusah, wie das Zimmer, das er mit Alayna teilte, langsam vom ersten Tageslicht erhellt wurde, konnte er über die Erinnerung nur lächeln.
    Er warf einen Blick zu Alayna, die noch immer schlief. In ihrem langen, dunklen Haar zeigte sich nun erstes Silber, und ihr Gesicht war schmaler, als es vor elf Jahren gewesen war, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Aber die Zeit hatte ihrer Schönheit nichts anhaben können. Ich kann mir weiter Gedanken darüber machen, ob ich als Unbehauster enden werde, sagte sich Jaryd nun. Oder ich kann genießen, was die Götter mir gegeben haben, bis sie zu der Ansicht kommen, dass ich für meine nächste Bindung bereit bin.
    Er lächelte ins silberne Morgenlicht. Die Wahl fiel ihm nicht schwer.
    Er beugte sich zu Alayna und küsste sie sanft auf die Stirn. Dann stand er leise auf, zog sich an und wickelte sich fest in seinen grünen Umhang. Es wurde zwar Frühling, aber die Luft war immer noch kalt.
    Er war auf dem Weg in die Wohnküche und wollte dort Feuer machen, aber als er an Myns Zimmer vorbeikam, warf er einen Blick hinein und sah, dass seine Tochter schon neben dem kleinen Fenster saß, in eine dicke Decke gewickelt, und in einem abgegriffenen Buch mit Cearbhalls Fabeln las.
    »Guten Morgen, mein Liebes«, flüsterte Jaryd.
    Sie blickte von dem Buch auf und lächelte ihn an. Mit ihrem langen, kastanienbraunen Haar, ihren gleichmäßigen Zügen und dem strahlenden Lächeln sah sie ihrer Mutter ausgesprochen ähnlich. Allerdings waren ihre Augen hellgrau, wie die von Jaryd und seiner Mutter.
    »Guten Morgen, Papa«, sagte sie.
    Jaryd hielt einen Finger an die Lippen und zeigte auf sein Schlafzimmer. Myn legte schnell die Hand auf den Mund. »Warum bist du denn schon wach?«, fragte er sie leise. »Ich wache immer auf, wenn du aufwachst«, flüsterte sie. »Woher weißt du denn, wann ich aufwache?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich wache einfach auf.«
    Jaryd sah sie einige Zeit an, dann nickte er. Dass sie schon im Alter von sechs Anzeichen des Blicks an den Tag legte, überraschte niemanden. Sowohl er als auch Alayna hatten von Anfang an begriffen, dass ihre Tochter ein sehr ungewöhnliches Kind war. Aber sie war auch auf seltsame und erstaunliche Weise auf ihre Eltern eingestimmt, manchmal auf eine Art, die ausgesprochen subtil und vollkommen unerwartet war.
    Jaryd blieb noch einen Augenblick in der Tür stehen, sah sie an und grinste. Sie erwiderte einfach nur schweigend seinen Blick.
    »Ich hatte vor, Feuer zu machen und zu frühstücken«, sagte er schließlich. »Hast du Hunger?«
    Sie nickte, legte das Buch aufs Bett und folgte ihm in die Wohnküche, wobei sie die Decke um die Schultern behielt wie einen übergroßen Umhang.
    Nachdem er das Feuer entzündet hatte, schnitt Jaryd zwei große Stücke von dem Rosinenbrot ab, das er am Tag zuvor gebacken hatte, und bestrich sie mit süßer Butter. Sie setzten sich hin und aßen, und dabei erzählte Myn ihm von der Fabel, die sie gelesen hatte, als er hereingekommen war. Sie lernte gerade erst lesen, und Cearbhalls Werke waren nicht einfach. Die Fabel, mit der sie sich beschäftigt hatte, war allerdings eine von Jaryds Lieblingsgeschichten. Sie hieß Der Fuchs und das Stinktier, und er hatte sie Myn oft vorgelesen, als sie noch kleiner gewesen war.
    »Es war klug von dir, mit etwas anzufangen, das du schon kennst«, sagte er, immer noch im Flüsterton.
    Sie lächelte mit vollem Mund. »Mama hat die Fabel ausgesucht.«
    Jaryd lachte. »Nun, dann war es klug von ihr.«
    Er stand auf, um noch mehr Brot abzuschneiden, und dann hörte er, wie sich jemand in dem anderen Zimmer bewegte. »Ich glaube, deine Mutter ist wach.«
    »Sie ist schon länger wach«, sagte Myn. »Ich glaube, sie hat uns ein bisschen zugehört.«
    Jaryd drehte sich um und sah sie an.
    »Woher wusstest du das, Myn-Myn?«, fragte Alayna, die in der Küchentür stand, mit Wyrinva, ihrer große Eule, auf der Schulter.
    Myn sah erst ihre Mutter und dann Jaryd an, ein schüchternes Lächeln auf den Lippen. »Ich weiß es einfach«, erklärte sie verlegen. »Ich kann es spüren, wenn ihr wach seid. Beide.«
    Alayna blickte zu Jaryd auf und grinste.
    »Ist das
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