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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser
Autoren: David B. Coe
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Begeisterung von der letzten Geschichte, die sie gelesen hat, und im nächsten ist sie plötzlich still, und diese Finsternis liegt in ihrem Blick.« Die Hüterin schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Tee. »Seit einiger Zeit gehen diese melancholischen Stimmungen mit einer rebellischen Laune einher, die wir vorher nicht an ihr bemerkten.« »Und deshalb bist du hier?«, fragte Sonel und strich sich eine Strähne hellen Haars aus der glatten Stirn.
    Linnea lächelte müde und schüttelte abermals den Kopf. »Ich bin durchaus in der Lage, mit Wutanfällen von Kindern zurechtzukommen, Eulenweise«, erwiderte sie ruhig. »Wenn es nur das wäre, wäre ich nicht hier.«
    »Es gibt also mehr?«
    »Ja.« Die Älteste zögerte, aber nur ein Sekunde. »Es ist nicht möglich, dieses Thema vorsichtig anzusprechen, also werde ich es dir einfach sagen: Cailin legt seit mehr als einem Jahr Anzeichen des Blicks an den Tag. Wir dachten damals schon daran, zu dir zu kommen, haben es uns aber wieder anders überlegt. Im letzten Monat jedoch hat sie sich an einen Falken gebunden. Sie ist eine Magierin.« Sonel hätte nicht entsetzter sein können, wenn Linnea behauptet hätte, sie hätte sich selbst an einen Falken gebunden. Aber das Staunen der Weisen wich beinahe sofort Zorn und Empörung. Seit mehr als einem Jahr? Im letzten Monat? »Der Orden hätte sofort informiert werden müssen!«, zischte sie und schleuderte der Ältesten diese Worte wie eine Anklage entgegen.
    »Ich informiere dich jetzt!«, entgegnete Linnea hitzig. Sonel erhob sich und begann, vor der Feuerstelle auf und ab zu gehen. »Ich möchte, dass sie sofort in die Große Halle zurückkehrt.«
    Linnea starrte die Eulenweise trotzig an. »Das werde ich nicht erlauben.«
    »Du musst!«
    »Ich werde es nicht tun. Und Cailin will auch nicht herkommen!«
    »Das kannst du nicht wissen«, erwiderte Sonel, aber sie war sich selbst keineswegs sicher.
    »Doch, ich weiß es«, sagte die andere Frau, die offenbar die Unsicherheit der Eulenweisen spürte. »Du hast immer noch nicht alles gehört, Sonel.«
    Die Weise blieb vor der Ältesten stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte sie ihr Herz gegen einen Schlag schützen. »Sag es mir«, verlangte sie.
    Linnea schluckte. »Was immer du von uns halten magst, eins solltest du wissen: Wir sind nicht dumm, und wir unterschätzen eure Macht nicht. Wir werden zwar nicht zulassen, dass du Cailin wieder in deine Obhut nimmst, aber wir werden ihr auch nicht erlauben, die Magie als Spielzeug einzusetzen. Wir haben sie über den Orden informiert und ihr Amarids Gesetze erklärt.« Wieder ein Innehalten, und dann: »Sie hat sich geweigert, sich ihnen zu unterwerfen.« »Wie bitte?«, rief Sonel. »Das ist nicht dein Ernst!« »Leider doch. Sie gibt dem Orden immer noch die Schuld am Tod ihrer Eltern, und -«
    »Ja!«, fauchte Sonel. »Ich bin sicher, dass ihr dafür gesorgt habt.«
    Linnea sprang nun ebenfalls auf, und ihre rundlichen Wangen waren wieder rot vor Zorn. Sie zeigte mit einem starren Finger auf die Eulenweise. »Das kannst du mir nicht in die Schuhe schieben, Sonel! Der Orden hat sich den Hass dieses armen Mädchens selbst zugezogen!« »Wir haben weder Cailins Eltern getötet noch ihr Dorf zerstört! Das weißt du genau, und dennoch verbreitet ihr weiter diese Lügen!«
    »Wir haben den Orden nie des Angriffs auf Kaera bezichtigt«, entgegnete die Älteste. Ihre Stimme war leiser geworden, und sie hatte ihren Zorn wieder unter Kontrolle. »So etwas hätten wir niemals behauptet.«
    Sonel setzte zum Widerspruch an, aber Linnea hielt sie mit einer abrupten Geste davon ab. »Lass mich zu Ende sprechen! Wir haben nie behauptet, dass ihr Cailins Eltern getötet habt, aber wir machen euch verantwortlich für den Schaden, der entstand, weil ihr eure Versprechen nicht gehalten habt. Ihr Magier habt geschworen, das Land zu schützen, und ihr habt tausend Jahre der Verehrung genossen, überwiegend dank des Erfolgs eurer Vorgänger. Aber der Orden, wie wir ihn heute kennen, der Orden, den Cailin in ihren wenigen Jahren auf dieser Erde kennen gelernt hat, hat sich als unfähig erwiesen, das Volk von Tobyn-Ser zu schützen. Cailin glaubt nicht, dass ihr ihre Eltern getötet habt - oh, sie dachte das einige Zeit lang, aber sie versteht nun schon seit Jahren, dass es Fremde waren, die sich als Magier ausgaben -, aber sie wirft euch vor, dass ihr es nicht verhindert habt. Und um ehrlich zu sein, ich tue dasselbe.«
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