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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser
Autoren: David B. Coe
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beiden anderen taten das Gleiche, und Orris folgte ihrem Beispiel und setzte sich neben Gwilym.
    Er warf dabei einen Blick auf seinen Freund und hoffte, in seiner Miene etwas zu erkennen, das erklären würde, was hier los war, aber Gwilym lächelte nur dünn, und das half nicht sonderlich gegen Orris' wachsende Unruhe. Einen Augenblick später wandte Gwilym sich wieder ab, und sie saßen schweigend im trüb beleuchteten Gang. Es dauerte einige Zeit, bis Orris hörte, dass sich Stimmen näherten, zunächst kaum hörbar, aber dann immer deutlicher werdend. Bald schon hörte er auch Schritte, und dann kamen zwei Personen in Sicht. Beide waren Frauen. Eine war mittelgroß und von durchschnittlichem Körperbau. Wie der Fremde, der auf Orris, Gwilym und ihren Führer gewartet hatte, hatte sie dunkle Haut. Ihr Augen waren grünbraun, und sie trug ihr schwarzes Haar straff aus dem hageren Gesicht zurückgebunden.
    Aber es war die andere Frau, die Orris' Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie war schlank und nicht sehr groß, aber trotz der weiten Hose und des weiten Hemds, die sie trug, war deutlich, dass sie stark und geschmeidig war. Sie hatte eine Waffe an den Oberschenkel geschnallt, und obwohl Orris es nicht sehen konnte, wusste er, dass sie irgendwo verborgen auch ein Messer hatte. Und er war sicher, dass sie wusste, wie man damit umging. Sie hatte bernsteinfarbenes Haar, das ihr bis auf die Schultern gefallen wäre, hätte sie nicht ein breites schwarzes Tuch so um den Kopf geschlungen gehabt, dass es ihr die Augen verband.
    Der Fremde und der Führer standen auf, ebenso wie Gwilym und Orris, und der Fremde sprach kurz mit der dunkelhäutigen Frau. Dann sagte er etwas zu Gwilym, der plötzlich im Ceryll-Licht sehr blass geworden war. Er schien zu zögern, bevor er schließlich nickte. Der Führer, der Fremde und die dunkelhäutige Frau drehten sich zu Orris' großer Überraschung um, gingen davon und ließen Orris und Gwilym mit der zweiten Frau allein.
    Gwilym holte tief Luft. Dann nahm er der Frau die Waffe ab, die sie am Oberschenkel trug, reichte sie Orris, und schließlich löste er das Tuch, das ihr die Augen verband. Die Frau sah ihn an, sagte etwas und lächelte kurz. Dann wandte sie sich Orris zu und betrachtete ihn mit unverhohlener Neugier. Sie war sehr schön, erkannte Orris, mit zarten, makellosen Zügen, intensiv grünen Augen und einem vollen, sinnlichen Mund. Aber als er ihren Blick erwiderte, fühlte er sich vage beunruhigt von dem, was er dort sah. An ihrer Schönheit war etwas Kaltes, Kompromissloses, das ihm verriet, dass diese Frau ebenso gefährlich wie verlockend war.
    »Ich habe mich schon darauf gefreut, dich endlich kennen zu lernen«, sagte sie. Dann warf sie einen Blick zu Anizir. »Und deinen Vogel zu sehen.«
    Orris starrte sie ungläubig an.
    Sie grinste. »Ja, ich spreche eure Sprache. Überrascht dich das?« Ihr Akzent war seltsam, aber Orris konnte sie mühelos verstehen.
    »Ein wenig, ja«, erklärte er schließlich. »Du bist die Erste hier, die meine Sprache versteht.« »Das überrascht mich nicht«, erwiderte sie. »Mein Volk hält für gewöhnlich nicht viel von Fremden.« Sie streckte die Hand aus. »Ich heiße Melyor.«
    »Orris«, erwiderte der Magier und spürte ihren kräftigen Griff. Er sah, dass sie zwei parallele Narben auf dem Handrücken hatte. Sie sahen aus, als stammten sie von Messerwunden.
    Melyor bemerkte seinen Blick und zog die Hand weg. »Dein Vogel ist wunderschön«, versuchte sie abzulenken. »Danke. Du kannst sie streicheln, wenn du willst. Es stört sie nicht.«
    Melyor schüttelte den Kopf, als behagte ihr der Vorschlag nicht so recht. »Danke, nein.« Sie schaute zu Gwilym. »Wie hast du den Steinträger kennen gelernt?« »Wie nennst du ihn?«, fragte Orris.
    »Sein offizieller Titel ist Träger des Steins.«
    Er ging einen Schritt näher an sie heran und starrte ihr in die Augen. »Was weißt du über diesen Stein?«, wollte er wissen.
    Sie lächelte. »Viel, und ich werde dir gerne alles erzählen, was du wissen möchtest. Aber nicht jetzt.« Sie winkte Gwilym zu sich heran, dann wandte sie sich wieder an Orris. »Ich bin hergekommen, um eine Botschaft zu übermitteln. Ich habe einen Freund, einen wichtigen Mann in Bragor- Nal, der dich unbedingt sprechen möchte.«
    Der Magier sah sie misstrauisch an. »Warum? Wer ist er?« »Er heißt Cedrych. Er interessiert sich schon lange für Tobyn-Ser und seine Zauberer, besonders für eure Macht und eure Vögel.
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