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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser
Autoren: David B. Coe
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antwortete der Mann, und der Transporter fuhr los.
    Sie starrte kurz aus dem Fenster, als der Transporter um das Zentrum herum zu der Straße fuhr, die sie zur Höhe bringen würde. Dann lehnte sie sich in die weichen Lederpolster zurück und begann darüber nachzugrübeln, was sie über das Gildriiten-Netzwerk in Bragor-Nal wusste.

17
     
    I ch habe versucht, so viel wie möglich über die Gildriiten herauszufinden, aber Barams Wissen über ihre Geschichte und ihre Bräuche ist sehr begrenzt. Sie sind ein geheimnisvolles Volk, und wie ich schon an anderer Stelle angemerkt habe, ist Baram kein Historiker. Aus diesen Gründen wäre es gefährlich, zu viel in die wenigen Einzelheiten hineinzulesen, die er anzubieten hatte. Dennoch, ich glaube, zumindest einige allgemeine Schlüsse ziehen zu dürfen.
    Die Gildriiten haben ein gewisses Maß an Macht, obwohl ich das Ausmaß ihrer Fähigkeiten nicht einschätzen kann. Zweifellos haben sie den Blick - tatsächlich werden sie oft als »Orakel« bezeichnet -, aber sie haben keine Cerylle, und sie binden sich nicht an Tiere. Überwiegend wegen ihrer Macht, wie beschränkt diese auch sein mag, sind die Gildriiten Ausgestoßene. Viele haben sich aus den Nals in abgelegene Berggegenden zurückgezogen. Jene, die in den Städten blieben, mussten ihre Fähigkeiten verbergen, um sich vor Verfolgung zu schützen. Nach dem, was Baram mir erzählt hat, hat sich daran in Lon-Ser offenbar seit Jahrhunderten nichts geändert. Wenn sie überhaupt jemals von der Bevölkerung von Lon-Ser verehrt oder auch nur toleriert wurden, dann ist das schon sehr lange Zeit her. Und dennoch, ich finde allein die Tatsache, dass diese Menschen existieren, ermutigend. Denn wenn die Götter ihnen immer noch Kräfte geben, die auch nur vage der Magie ähneln, dann können die Unterschiede zwischen Lon-Ser und Tobyn-Ser nicht so gewaltig sein.
    Aus Kapitel Fünf des »Berichts von Eulenmeister Baden über seine Verhöre des Ausländers Baram«, vorgelegt auf der 1014. Versammlung des Ordens der Magier und Meister, im Frühjahr des Gottesjahres 4625.
     
    Cedrych starrte noch lange, nachdem Melyor sein Büro verlassen hatte, die Tür an, als könnte er weiterhin sehen, wie sich ihre schlanke, kurvenreiche Gestalt unter dieser weiten Kleidung bewegte. Nur ein einziges Mal hätte er gern die Haut berührt, die er vor seinem geistigen Auge so deutlich sah, hätte ihre festen Brüste umschlossen, gespürt, wie er in sie eindrang, so tief er nur konnte. Nur ein einziges Mal, bevor er sie umbrachte.
    Dass sie gefährlich war, war eine Selbstverständlichkeit: Niemand wurde Nal-Lord, ohne mit einer Klinge und einem Werfer umgehen zu können. Wer Melyor anschaute und nur die schöne Frau in ihr sah, oder wer die Kraft und Schnelligkeit dieser schlanken Gestalt unterschätzte - Savil war der Letzte gewesen, der diesen Fehler gemacht hatte -, zahlte für gewöhnlich einen hohen Preis. Cedrych war klug genug, Melyors Rücksichtslosigkeit und Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, als wünschenswert zu betrachten und zu seinem Vorteil zu nutzen. Dennoch war sogar er schockiert gewesen, als er den Bericht des Gerichtsarztes über Savils Leiche gelesen und die Bilder gesehen hatte, die diesem Bericht beigefügt waren. Vor seinem Tod, hatte der Arzt geschrieben, der auf einen einzigen Werfersehuss in die Brust zurückzuführen ist, wurde dem Verstorbenen der Kehlkopf zerschmettert und ein Nierenriss zugefügt. Bei diesen schwerwiegenden Verletzungen war er vermutlich bereits bewusstlos, als er getötet wurde. Er hatte keine
    Schnittwunden und hat nicht geblutet. Und das war Savil gewesen, der gefürchtetste Nal-Lord im gesamten Nal! Melyor hatte ihn ohne eine Klinge besiegt.
    Danach hätte Cedrych nie wieder den Fehler gemacht, ihre Fähigkeiten als Kämpferin zu unterschätzen. Darum ging es ihm allerdings auch gar nicht wirklich. Cedrych war sich seiner eigenen Kraft zu sicher, als dass er andere gefürchtet hätte. Was ihn bei Melyor mehr und mehr beunruhigt und schließlich davon überzeugt hatte, dass sie sterben musste, war ihre Schlauheit, und dann gab es da noch diese andere Sache, die so unerwartet und verstörend war, dass er es wirklich kaum glauben konnte.
    Er war daran gewöhnt, die Gespräche, an denen er teilnahm, zu beherrschen. Es war egal, mit wem er sprach - Gesetzesbrecher, Nal-Lords, andere Oberlords, selbst der Herrscher -, Cedrych war derjenige, der entschied, wohin eine Diskussion führte und wann sie ein
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