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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht
Autoren: David B. Coe
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doch«, erwiderte Alayna, »aber wir sind vielleicht die einzigen Überlebenden, die wissen, dass Sartol den Orden verraten hat. Wir müssen die anderen Magier warnen. Wenn Theron uns tötet, ist vielleicht niemand mehr da, um Sartol aufzuhalten.«
    »Wenn Theron uns hätte töten wollen, dann hätte er das schon letzte Nacht getan«, erwiderte Jaryd, und er hoffte, dass er sich überzeugter anhörte, als er sich fühlte. Am Ende gab Alayna nach. Jaryd versprach ihr dafür, dass sie selbst dann, wenn der Geist ihnen in dieser Nacht nichts mehr sagen würde, am nächsten Morgen den Hain sofort verlassen und sich auf den Rückweg nach Amarid machen würden.
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung begannen die beiden jungen Magier, Beeren und Wurzeln zu sammeln, die sie zusammen mit dem Trockenfleisch essen wollten, das Jaryd immer noch in einer Tasche seines Umhangs hatte. Aber als der Himmel dunkler wurde und ihre Begegnung mit dem Eulenmeister näher rückte, stellte Jaryd fest, dass er keinen Hunger hatte. Aus irgendeinem Grund hatte Theron sie in der vergangenen Nacht verschont, aber das trug nur wenig dazu bei, Jaryds Angst zu verringern. Baden hatte gesagt, dass niemand je lebendig wieder aus dem Hain herausgekommen war. Und sie waren immer noch hier. Alayna schien ebenfalls unruhig zu sein, und am Ende aßen sie nur wenig, bevor sie ans Ufer des Sees zurückkehrten, um dort auf Theron zu warten.
    Selbst am See, wo die uralten Bäume des Hains den Himmel nicht vollkommen verbargen, wurde es rasch dunkel. Als die hellen Blau- und Gelbtöne des Zwielichts rasch in dunklere Schattierungen wie Purpur und Indigo und schließlich in Schwarz übergingen, begannen die Sterne zu leuchten. Jaryd versuchte sich zu beruhigen, indem er nach den vertrauten Sternbildern Ausschau hielt. Im Westen konnte er Arick sehen, der die Arme erhoben hatte, einen ausgestreckt, um dem Land, das er seinen Kindern gegeben hatte, Gestalt zu verleihen, den anderen zum Schlag hochgerissen. Beinahe direkt über ihnen konnte er Duclea erkennen, die vor ihrem Mann niederkniete, die Arme ebenfalls ausgestreckt, aber in einer flehentlichen, trauernden Geste. Viel tiefer am Himmel, dicht über den Baumwipfeln, standen die Zwillinge, Lon und Tobyn, mit dem Rücken zueinander, die Arme trotzig verschränkt. Und zwischen ihnen, in ihrem ewigen, anmutigen Tanz, entdeckte Jaryd Leora, die nun langsam begann, am Himmel aufzusteigen, wo sie zur Mitte des Herbstes ihren Höchststand erreichen würde. Ihre Sterne leuchteten über Accalia und dem Wald, der ihren Namen trug, immer am hellsten.
    Während Jaryd und Alayna schweigend am See saßen und die schimmernden Bewohner des Nachthimmels betrachteten, begann hinter ihnen ein weiteres Licht zu leuchten, erst nur schwach, dann langsam heller werdend. Jaryd, dem plötzlich bewusst wurde, wie schnell sein Herz klopfte, kam mit dem Gedanken, wie gut es war, dass er nicht so viel gegessen hatte, auf die Beine. Alayna stand ebenfalls auf, und nach einem raschen Blickwechsel und einem Lächeln, von dem Jaryd hoffte, dass es beruhigend wirkte, wandten sie sich ein zweites Mal dem grün schimmernden Geist des unbehausten Eulenmeisters zu. »Ihr seid also immer noch hier«, stellte Theron säuerlich fest, als er näher kam. »Und dabei ist der Verräter schon lange verschwunden.«
    Jaryd und Alayna wechselten einen Blick. »Wir ... wir wussten nicht, dass er weg ist, Eulenmeister«, stotterte Alayna.
    »Offensichtlich«, knurrte der Geist. »Sind die Vögel auf euren Schultern nur zur Dekoration da, oder wisst ihr auch, wie ihr mit ihnen kommunizieren könnt?«
    Jaryd spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte. »Wir haben nachgesehen«, sagte er, und seine Worte klangen wie ein Flehen. »Wir haben nichts gefunden.«
    Theron sah ihn zornig an. »Das ist nicht mein Problem!«, entgegnete er barsch. »Und es ist keine Entschuldigung dafür, mich weiterhin zu belästigen! Man sollte meinen, eine Nacht in diesem Hain hätte euch genügt. Aber anscheinend habe ich es euch zu leicht gemacht!« »Wir bitten um Verzeihung, Eulenmeister«, erklärte Alayna. »Wir wussten wirklich nicht, ob Sartol schon weg war.« »Und wenn ihr es gewusst hättet«, entgegnete Theron und sah sie forschend an, »wärt ihr dann gegangen?« Alayna zögerte. »Wir haben immer noch Fragen, Eulenmeister. Wir brauchen deine Hilfe.«
    »Seit wann geht mich eure Dummheit etwas an?« Alayna warf Jaryd einen Blick zu und zuckte leicht die Achseln, um
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