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Die Chaosschwestern sind die Größten!

Die Chaosschwestern sind die Größten!

Titel: Die Chaosschwestern sind die Größten!
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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immer weiter behaupteten, ich hätte geklaut. Bloß weil ich blöderweise vergessen hatte, das ganze komische Zeugs, das die Omi haben wollte, wieder in die Regale zurückzuräumen. Da wurde ich wieder ein bisschen sauer auf die Omi, die mir die ganze Meersuppe überhaupt eingebrockt hatte.
    Und dann ließ Tessa ihre Bombe platzen. Ich meine, eine Bombe aus dem Krieg bei uns im Garten! Das ist ja wohl der Megaknaller!
    Rema ist natürlich sofort in Ohnmacht gefallen und Iris wurde wieder schlecht. (Echt, ich dachte, bei einem Baby wird einem nur morgens übel?) Cornelius schrie bloß: »Das glaub ich nicht! Ich glaub das nicht!« Die Polizisten telefonierten und hatten meinen Diebstahl für einen Augenblick wunderbarerweise völlig vergessen. Walter Walbohm fächelte Rema Luft zu. Kenny hing am Telefon und beschrieb Bonbon-Bentje mit begeisterten Jauchzern, was bei uns los war. Livi kippte allen Kaffee nach. Und ich hatte die klitzekleine Hoffnung, dass sich vielleicht gleich alles in Luft auflösen könnte, wie in bunten Märchen. Allerdings hatte ich da vergessen, dass es ein paar Minuten vorher an unserer Tür geklingelt hatte.
    Die anderen hatten das anscheinend ebenfalls vergessen, denn sie guckten etwas überrascht, als plötzlich der rotkittelige Supermann vorsichtig seinen Kopf in die Küche streckte. Iris und Cornelius hatten ihn bei all der Bombenaufregung glatt draußen im Flur stehen lassen.
    Mir stockte der Atem. Erst recht, als ich sah, wen er mitgebracht hatte. Meine OMI ! Die Omi, die ich beschützt hatte, stand plötzlich hier bei uns in der Küche!
    »Guten Tag«, grüßte sie schüchtern mit leiser Stimme. »Mein Name ist Therese Büntig, und ich bin gekommen, weil ich fürchte, Ihrer Tochter wird gerade unrecht getan.«
    »Äh … Wie jetzt?«, fragte Cornelius und kriegte knallrote Weihnachtskugelohren. (Die kriegt er immer, wenn er wütend ist oder aufgeregt oder verwirrt. – Vor allem verwirrt ist er ziemlich oft.)
    Ich starrte die Omi an und hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte.
    Ich meine, wenn ich laut »JA, so ist es!« geschrien hätte, dann wäre doch all meine Mühe, sie zu beschützen, total umsonst gewesen. Auf der anderen Seite hatte ich seit gestern Abend nicht die leiseste Lust, überhaupt noch irgendjemanden zu beschützen außer mich selbst. Ich fühlte mich so elend, dass ich mich nur noch zu Hause in meine Familie verkriechen wollte.
    Ich war sogar fest entschlossen, mir später einen anderen Beruf zu suchen. James Bond passiert so was schließlich nie!
    Wie gut, dass ich mich anders entschieden habe! Die Omi nämlich – obwohl sie so klein und hutzelig und schüchtern ist und so eine piepsfeine Mäuschenstimme hat –, die hat echt Mumm in den Knochen. (Die wäre auch ein guter James Bond geworden. Therese Bond, hihi!) Und sie lobte mich wellenhoch.
    Livi und Tessa und Iris und Cornelius und Rema (die wieder aus ihrer Ohnmacht aufgewacht war) und Walter Walbohm und die beiden Polizisten und sogar Kenny, die fertig war mit Telefonieren, kriegten den Mund vor lauter Staunen gar nicht mehr zu.
    Ich allerdings auch nicht. Das hätte ich der Omi nie zugetraut!
    Doch dann legte sie erst richtig los. Nicht mal Kenny quatschte mehr dazwischen.
    »Ich habe nicht viel Geld zum Leben«, begann die alte Frau Büntig leise, »es reicht gerade so fürs Nötigste. Oft nicht einmal dafür.«
    Sie seufzte und sah zu Boden, als sei ihr das, was sie nun sagen wollte, ziemlich unangenehm. »Und wenn man Hunger hat und die Katze Futter braucht, dann … dann kann es irgendwann passieren, dass man Dinge tut, die man vorher nie im Leben für möglich gehalten hätte. Ja …«
    Dann schaute sie zu uns auf. »Und am Montag … also, da war ich im Supermarkt von Herrn Röder hier …« Sie guckte kurz zum Rotkittel-Supermann. »Und da … da hab ich einfach zugegriffen. Obwohl mir klar war, dass ich mich damit strafbar mache. Ich war mir natürlich sicher, dass mich keiner beobachtet.« Jetzt schaute sie zu mir rüber. »Aber Ihre Tochter hier, die hatte die Situation besser im Auge als ich.« Und jetzt lächelte sie sogar. »Ich glaube, der entgeht nichts. Und ein gutes Herz, ein sehr, sehr gutes Herz, das hat sie auch.«
    »Hrrrrgmfff«, machte Cornelius, aber das klang gar nicht mehr grummelig.
    An der Stelle wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder mir wünschen sollte, dass die Omi nie hergekommen wäre. Sie tat mir so schrecklich, schrecklich leid. Jetzt, wo sie hier vor der Polizei und
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