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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Ausgang entscheidend war, in den ersten achtundvierzig Stunden nach einer Tat so viele Spuren wie möglich zusammenzutragen und zu verfolgen. «The evidence clock is ticking», hatte Penny Small es zusammengefasst.
    Er hatte Ackermann vom Betrugsdezernat abgezogen und ihn in die Soko aufgenommen, und so waren sie mit den fünfzehn Leuten aus Krefeld, die Toppe fast alle kannte, Peter Cox, van Appeldorn, Astrid und Penny Small zwanzig Leute, die in den kommenden zwei Tagen so gut wie rund um die Uhr im Einsatz sein würden.
    Bei Cox liefen alle Fäden zusammen, er würde nicht nur jede einzelne Zeugenaussage, jeden anonymen Anruf dokumentieren, sondern auch von jeder Spur, die man am Tatort und im abgesperrten Gebiet fand, eine eigene Spurenakte anlegen. Jedem vordergründig noch so unscheinbaren Hinweis würden sie nachgehen – eine verlorene Kamera, ein Schal, Zigarettenkippen, ein angebissener Hamburger, leere Getränkedosen, Streichholzbriefchen, Papierschnipsel –, bis sie sicher ausschließen konnten, dass irgendetwas davon mit der Tat im Zusammenhang stand. Aber so weit waren sie noch nicht. Damit konnten sie erst beginnen, wenn morgen die Bombenexperten abgerückt waren und die Spurensicherung das gesamte Areal untersucht hatte. Was sie jetzt sofort tun konnten, war, mit den Zuschauern sprechen, die etwas Verdächtiges beobachtet hatten, und das waren, wenn man sich die ersten Vernehmungen vor Ort anschaute, nicht wenige. Toppe hatte seine Leute einzeln losgeschickt. Die Verletzten waren in die Krankenhäuser von Nimwegen, Arnheim, Duisburg, Bochum, Goch, Kevelaer, Emmerich und Kleve gebracht worden. Auch ihre Aussagen mussten aufgenommen werden, wenn sie denn schon vernehmungsfähig waren. Ackermann würde die Kliniken in Arnheim und Nimwegen übernehmen. Er war mit einer Holländerin verheiratet und hatte keine Sprachprobleme. Van Appeldorn hatte sich für die Krankenhäuser im Kreis gemeldet, und zwei Krefelder hatten Kontakt zu den Kliniken im Ruhrgebiet aufgenommen.
    Eine Bombe – natürlich hatten sie über das Motiv nachgedacht. Ein terroristischer Anschlag in Kleve? Ausländerfeindlichkeit im Vorfeld der Fußball-WM? Schließlich war bekannt, dass Engländer bei der Veranstaltung sein würden und viele holländische Besucher. Aber ein terroristischer Akt ohne Bekennerschreiben? Warum hatte man ausgerechnet die Ehrentribüne in die Luft gejagt? Wer hatte dort gestanden? War vorher bekannt gewesen, wer dort stehen würde?
    «Vielleicht hat einer ’n Rochus auf alle Promis …», hatte Ackermann sinniert.
    «Oder», hatte Cox überlegt, «jemand hatte es nur auf eine einzige Person abgesehen …»
    «Un’ dafür so ’n Blutbad, wo zig andere mit hochgehen? So wat macht doch bloß ’n Geisteskranker!»
    Toppe schob seine Notizen zusammen und drückte sie Peter Cox in die Hand. Sie waren die Letzten im Besprechungszimmer, alle anderen waren ausgeschwärmt, und sie würden sich erst um acht Uhr am nächsten Morgen wieder zusammensetzen.
    «Schreibst du den Bericht?»
    «Sicher», antwortete Cox und schob die Papiere zusammen. «Ich dachte gerade, es war doch jede Menge Presse da. Wir sollten uns deren Fotos besorgen, dann sehen wir, wer auf dem Podium gestanden hat, bevor das Teufelsding hochging.»
    «Das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen.»
    «Dann kümmere ich mich darum.»
    Toppe zog sich seinen Mantel über. «Ich fahre hoch zur Burg.»
     
    Die Presse hatte die Hoffnung auf eine brandheiße Nachricht noch nicht aufgegeben. Toppe kam an mehreren Übertragungswagen vorbei, als er mit schweren Schritten zur Schwanenburg hochstieg. Der Vorplatz war in überhelles, hartes Licht getaucht, die Bombenexperten hatten die Reste des Podiums inzwischen auseinandergenommen und waren dabei, alle möglichen Dinge in durchsichtige Beutel einzutüten. Einer von ihnen richtete sich jetzt auf und schaute sich suchend um, er trug eine hellrote Baseballkappe. «Spusi», rief er, «wir haben keine Etiketten mehr. Könnt ihr uns aushelfen?»
    Klaus van Gemmern, der am Zaun mit einem Seil hantierte, drehte sich nicht einmal um. «Bedient euch, meine Tasche steht da am Baum.»
    An der Burgmauer wühlten zwei Männer in der Erde herum. Dass es John und David von der Militia waren, erkannte Toppe erst auf den zweiten Blick, er hatte sie ja bisher nur im Kostüm gesehen. Sie waren anscheinend damit beschäftigt, die «ground charges» zu entschärfen, die nicht mehr hatten gezündet werden können. Am Rand des
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