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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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danach fährst du ins Krankenhaus», sagte Toppe bestimmt.
    Er erwartete eine Abfuhr, und van Appeldorn hob auch schon die Hand, aber dann huschte ein halbes Lächeln über sein Gesicht. «Mach ich», sagte er und ging.
    Toppe folgte ihm langsam auf der Suche nach dem Leitenden Notarzt. Er entdeckte ihn an der Absperrung in der Nähe des Streifenwagens, um den sich ein Pulk von Fotografen und Reportern scharte. Der Pressesprecher der Klever Polizei hatte sich auf die Kühlerhaube gesetzt und gab den Presseleuten Auskunft – viel konnte er ihnen wahrhaftig noch nicht mitteilen.
    Der Leitende Notarzt kam Toppe entgegen. «Achtundsechzig Verletzte», berichtete er, «zehn davon schwer.»
    Toppe nickte nur. «Können Sie mir so gegen sechs den Landeplatz frei halten? Die Bombenexperten aus Düsseldorf kommen mit einem Polizeihubschrauber.»
    «Ich versuche es, geben Sie mir eine Viertelstunde vor der Ankunft Bescheid.»
    An der Absperrung hatte sich ein Musketier der Worcester Militia nach vorn gedrängt und winkte. Es war eine junge Frau mit kupferroten Locken, die bisher unter einer Strickmütze versteckt gewesen waren. «Ich möchte Ihnen meine Hilfe anbieten», rief sie, duckte sich unter dem Flatterband hindurch und kam auf Toppe zugelaufen.
    «Detective Sergeant Penny Small, CID Worcester», stellte sie sich vor und reichte Toppe die Hand. «Vielleicht kann ich Ihnen Arbeit abnehmen, indem ich die Personalien unserer Leute aufnehme und schon einmal erste Befragungen durchführe. Ich habe eine deutsche Mutter», erklärte sie, als sie Toppes Stirnrunzeln bemerkte. «Und ich habe meinen Dienstausweis dabei.»
    «Gibt es viele Verletzte unter Ihren Leuten?»
    «Ein paar, aber nicht schwer. Sie waren alle in ihrer Panik zum Camp hinuntergelaufen, aber ich habe sie zurückgebracht. Nur den Chef vom Twinning Club hat es wohl schlimmer erwischt, er hat auf dem Podium gestanden. Man sollte die Kollegen in Worcester um Hilfe bitten», meinte sie zögernd, «damit sie die Angehörigen verständigen …»
    «Ja, natürlich», antwortete Toppe, «sobald wir Genaueres über seinen Zustand wissen.»
    Er hatte sich entschieden. «Ich wäre froh über Ihre Mitarbeit, Sie können uns eine große Hilfe sein.»
    «Ich bin also im Boot?»
    «Willkommen an Bord. Die Sonderkommission setzt sich gegen 20.30 Uhr zum ersten Mal zusammen. Soll ich Sie im Lager abholen lassen?»
    «Nicht nötig, ich bin mit meinem Motorrad da, und wo Ihr Präsidium ist, weiß ich auch. John hat übrigens einen schlimmen Schock. Er sitzt nur da und stammelt, dass es nicht die Militia war.»
    Toppe blickte über sie hinweg.
    Penny Small räusperte sich. «Da kommt Ihre Frau, hab sie am Donnerstag im Camp gesehen. Ich mache mich dann an die Arbeit.»
    Astrids Augen brannten. «Was ist mit Ruth und Toni?»
    «Sie sind tot.»

Drei
    Zum ersten Mal war Toppe froh über sein neues eigenes Büro im Verwaltungstrakt.
    Er hatte es nur mit Mühe die Treppe hinaufgeschafft, und als er die Tür hinter sich schloss, überkam ihn ein so heftiger Schüttelfrost, dass ihm die Zähne aufeinanderschlugen. Er ließ sich auf seinen Schreibtischsessel fallen und presste die Handballen gegen die Augen, um die Tränen zurückzuhalten, sein Herz raste.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er einfach nur funktioniert, aber jetzt kamen die Bilder – Astrids weißes Gesicht, die Frau ohne Füße, Ruth, unter Tonis verdrehtem Körper begraben – Katharinas Aufschrei –, der Gestank von verbranntem Fleisch.
    Er wusste, dass er Zeit brauchte, bis er wieder hinausgehen und auf Autopilot schalten konnte, aber man ließ sie ihm nicht – das Telefon klingelte. Mit einiger Mühe brachte er ein «Ja?» heraus.
    «Helmut? Die Presse ist da, wir können anfangen.»
    «Komme.»
    Er atmete zitternd durch, ging dann zum Waschbecken, wusch sich das Gesicht und trank ein paar Schlucke Wasser.
     
    Die Luft im Besprechungszimmer war zum Schneiden dick, und Toppe musste ein Würgen unterdrücken, als ihm auf einmal der beißende Qualmgestank seiner eigenen Kleider in die Nase stieg. Alle Stühle waren besetzt, und an den Wänden standen die Reporter und Fotografen in Zweier- und Dreierreihen, eine Kameracrew hatte sich irgendwo dazwischengequetscht. Auf dem Podium warteten der Oberstaatsanwalt, der Landrat und der Pressesprecher. Die Spannung im Raum war mit den Händen zu greifen.
    Toppe schlängelte sich durch zu dem freien Stuhl neben dem Landrat.
    «Ich übernehme die Begrüßung, in Ordnung?»,
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