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Die Büro-Alltags-Bibel

Die Büro-Alltags-Bibel

Titel: Die Büro-Alltags-Bibel
Autoren: Jochen Mai
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müssen oder zu spät zum Meeting zu erscheinen, ist womöglich ein Wink, dass sich derjenige häufig unvorbereitet fühlt. Oder dass er (oder sie) ein Perfektionist ist, der nichts mehr fürchtet, als die Kontrolle über seine Arbeit zu verlieren. Damit liefert der Traum oft schon einen Teil der Lösung: sich künftig besser vorzubereiten oder Kontrolle und Verantwortung abzugeben. Für alle, die das nicht wirklich beruhigt, gibt es trotzdem noch zwei gute Nachrichten: Die meisten Träume haben wir vergessen, wenn wir morgens aufwachen. So glaubt etwa jeder fünfte Deutsche, nachts nicht zu träumen, weil er sich morgens an nichts erinnert. Und: Wir alle wachen nachts immer wieder auf – bis zu 28 Mal. Das ist völlig normal, und auch daran erinnern wir uns in der Regel am Morgen nicht mehr.
    Wesentlich beunruhigender sind dafür Hochrechnungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass nur etwa ein Drittel der Deutschen täglich acht Stunden schläft, ein Drittel gönnt sich nur sieben Stunden und das letzte Drittel versucht gar mit sechs oder weniger Stunden auszukommen. Auch mir begegnen immer wieder Menschen, die stolz erzählen, dass sie nur vier oder fünf Stunden Schlaf brauchen. Deren Tag hat dann bis zu 20 aktive Stunden, also vier Stunden mehr, um Dinge zu regeln und irgendwelches Zeugs zu erledigen. Wie ungerecht, denken einige. Zog mich früher auch runter. Finde ich heute bedenklich. Vielleicht gibt es solche Stehaufmenschenwirklich, vielleicht sind sie gedopt, vielleicht ist es nur Dünkel. Auf jeden Fall wäre es idiotisch, ihnen nachzueifern. Auch wenn das Schlafbedürfnis mit dem Alter sinkt: Das absolute Minimum sind fünf Stunden. Mit weniger schädigen wir uns. Nachweislich. Für Randy Gardner war es damals nur ein Schulprojekt, eine Art Selbstversuch: ein Leben ohne Schlaf. Elf Tage blieb der 1 7-Jährige nonstop wach. Am zweiten Tag sank die Konzentration, am dritten wurde er quarrig, am vierten Tag begann er zu halluzinieren und hielt ein Schild für eine Person. Das war 1963. Seitdem gab es immer wieder Versuche, wie lange wohl ein Mensch ohne Schlaf auskommen kann. Der Rekord liegt angeblich bei 266 Stunden und wurde 2007 vom Briten Tony Wright aufgestellt. Trotzdem Wahnsinn. Tiere sterben, wenn man ihnen chronisch den Schlaf entzieht. Ratten zum Beispiel schon nach 28 Tagen. Beim Menschen sieht das nicht anders aus. Wer etwa an
fatal familial insomnia
leidet, einer Erbkrankheit, kann eines Tages nicht mehr schlafen, fällt nach ein paar Monaten ins Koma und stirbt.
    Laut einer Studie der Universität Wien schlafen Männer, die nächtens neben ihrer Partnerin liegen, zwar besser, können aber am nächsten Morgen weniger leisten. Die Wissenschaftler führen dies auf Hormone zurück. So könnte die nächtliche Wahrnehmung weiblicher Hormone die Männer in ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. Wie bei Verliebten.
    Forscher wissen heute: Wer jede Nacht nur vier Stunden schläft, schwächt sein Immunsystem und altert auch schneller. Eine Studie von Virginie Godet-Cayré vom Centre for Health Economics and Administration Research in Frankreich zeigte, dass Bettflüchtige öfter kränkeln und häufiger in der Arbeit fehlen als Durchschläfer: Wer nachts nicht zur Ruhe kam, blieb im Schnitt 5,8 Tage im Jahr zu Hause, die ausgeschlafenen Kollegen dagegen nur 2,4 Tage.
    Fahrlässig mit seinem Schlaf umzugehen, hat seinen Preis: Schon eine Stunde Schlafmangel kann unsere Reaktionsgeschwindigkeit drastisch senken, wir treffen langsamer und schlechtere Entscheidungen und gehen höhere Risiken ein. Auch unsere Beziehungen leiden darunter. Wieder andere Studien belegen, dass chronischer Schlafmangel Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Depressionen auslösen kann. Entsprechend hält Karin Frick, Forschungsleiterin beim Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Institut, mangelnden Schlaffür das größte Lifestyle- und Gesundheitsproblem der Zukunft: »Zuerst hat man die Wachangebote geschaffen, Energydrinks, Starbucks, Museen und Geschäfte, die nachts öffnen, eine hyperaktive Welt, und nun kann man der davon erschöpften Erlebnisgesellschaft die Regeneration verkaufen.«
    Umgekehrt sind die Segnungen eines gesunden Schlafs genauso dokumentiert. Wie schon im Kapitel über den Powernap angesprochen, lernen wir buchstäblich im Schlaf, wir werden dadurch schlauer und kreativer. Zudem ist die Nachtruhe ein regelrechter Schlankmacher. Der Grund dafür ist die Ausschüttung des Hormons Leptin, einem
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