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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Autoren: Bernard Cornwell
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bereitest, sondern ich bereite. Thomas starrte auf das Wort, und da begriff er, dass es kein Fehler war.
    Er hatte den Gral gefunden.

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    EPILOG
    DER GRAL
    D ie Wellen brachen sich, rollten zischend über den Kies und zogen sich wieder zurück. Unablässig, im immer gleichen Rhythmus warf sich die graugrüne See gegen Englands Küste.
    Ein leichter Regen fiel auf das junge Gras, Lämmer tollten umher, und Rammler jagten durch die Hecken, an deren Rändern Anemonen und Sternmieren blühten.
    Die Pestilenz hatte sich auch in England ausgebreitet. Thomas und seine drei Gefährten waren durch verlassene Dörfer geritten, wo die Kühe qualvoll muhten, weil niemand mehr da war, um die Milch aus ihren geschwollenen Eutern zu melken. Einige Dörfer waren verbarrikadiert, Bogenschützen hielten an der Straße Wache, um jeden Fremden abzuweisen, und Thomas hatte gehorsam einen Bogen um diese Orte geschlagen. Sie hatten Gruben gesehen, halb gefüllt mit Toten, die nicht die Sterbesakramente erhalten hatten.
    In Dorchester lag ein Toter auf der Straße, und es war niemand da, ihn zu begraben. An einigen Häusern waren die Türen vernagelt und mit einem roten Kreuz bemalt, als Zeichen, dass die Bewohner an der Seuche litten und niemand zu ihnen durfte, bis sie entweder tot oder geheilt waren. Die Felder vor der Stadt waren nicht gepflügt, die Saat lagerte in den Scheunen dahingesiechter Bauern, und dennoch tanzten Lerchen über den Wiesen, entlang der Flüsse blitzte das Blau von Eisvögeln auf, und Kiebitze liefen durch das Marschgras.
    Sir Giles Marriott, der alte Lord von Hookton, war bereits vor dem Einbruch der Seuche gestorben und im Familiengrab beigesetzt worden. Thomas, Geneviève, Robbie und Galdric ritten an dem verlassenen Herrenhaus vorbei, bis zum Fuß des Lipp Hill, wo das Meer auf den Kiesstrand brandete und wo einst Hookton gewesen war. Das Dorf war Jahre zuvor von Guillaume d’Evecque und Guy Vexille niedergebrannt worden, als die beiden noch Verbündete gewesen waren, und es war nichts davon übrig, außer ein paar von Brombeeren überwucherten Mauerresten und der rußgeschwärzten, dachlosen Ruine der Kirche, in der Haselsträucher, Disteln und Brennnesseln wuchsen.
    Thomas war seit zwei Wochen in England. Er war zum Earl of Northampton geritten und vor ihm niedergekniet, und nachdem der Earl ihn zunächst von ein paar Dienern auf die unheilvollen Anzeichen der Pestilenz hatte untersuchen lassen, hatte Thomas seinem Herrn ein Drittel der erbeuteten Münzen aus Castillon d’Arbizon ausbezahlt und ihm dann den goldenen Kelch überreicht. «Er wurde für den Gral angefertigt, Mylord», sagte er, «aber der Gral selbst ist verschwunden.»
    Der Earl nahm den Kelch, hielt ihn ins Licht und bestaunte seine Schönheit. «Was meinst du mit ‹verschwunden›?»
    «Die Mönche von St. Sévère glauben, dass ein Engel, der sich am Flügel verletzt hatte und vom heiligen Severus gepflegt wurde, ihn mit in den Himmel genommen hat», log Thomas.
    Der Earl hatte sich damit zufriedengegeben, höchst erfreut über den kostbaren Schatz, auch wenn es nicht der Gral war, und Thomas hatte sich, nachdem der Earl ihm das Versprechen abgenommen hatte zurückzukommen, mit seinen Gefährten wieder auf den Weg gemacht. Nun war er zu dem Dorf seiner Kindheit zurückgekehrt, wo er das Bogenschießen gelernt hatte und wo sein Vater sein großes Geheimnis gehütet hatte.
    Sie lag noch da, versteckt zwischen dem Gras und den Brennnesseln, die zwischen den Steinplatten der ehemaligen Kirche wucherten, weggeworfen, weil sie vermeintlich wertlos war: die Tonschale, in der Vater Ralph die Hostien für die Messe aufbewahrt hatte. Er hatte sie auf den Altar gestellt, ein weißes Leintuch darüber gebreitet, und nach der Messe hatte er sie mit nach Hause genommen. «Ich bereite einen Tisch», hatte er geschrieben. Der Altar war der Tisch, und mit der Schale hatte er ihn gedeckt. Thomas hatte sie hundertmal in der Hand gehabt, ohne sich irgendetwas dabei zu denken, und als er das letzte Mal in Hookton gewesen war, hatte er sie in den Ruinen gefunden, aber wieder zwischen die Nesseln geworfen, weil er sie nicht mit sich herumschleppen wollte.
    Nun hob er sie auf und brachte sie zu Geneviève, die sie in die Holzkiste legte und den Deckel schloss. Die Schale fügte sich so perfekt hinein, dass es nicht einmal rappelte, wenn man die Kiste schüttelte, und der Fuß der Schale passte genau auf den leicht verfärbten Kreis an der
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