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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee
Autoren: Jan Seghers
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dass du in Kranichstein auch nicht ganz ordnungsgemäß geparkt hattest.»
    Marthaler lächelte. Er winkte Schilling zu und bat ihn, einen anderen Platz für seinen Wagen zu suchen. «Und trommelbitte die anderen zusammen. Sag ihnen, was geschehen ist.»
    Dann wandte er sich wieder dem Darmstädter Kollegen zu.
    «Ich habe dir jemanden mitgebracht», sagte Morell.
    Marthaler bückte sich. Auf dem Beifahrersitz saß Stefanie Wolfram. Sie nickte ihm zu.
    Morell grinste noch immer. «Nachdem ihr ja offensichtlich nicht für ihre Sicherheit garantieren konntet, musste ich mich um sie kümmern.»
    «Kommt», sagte Marthaler, «wir müssen nicht auf der Straße stehen. Gehen wir ins Weiße Haus. Aber viel Zeit habe ich nicht.»
    «Wart’s ab», sagte Morell, als sie Marthalers Büro betraten, «vielleicht gibt es Neuigkeiten, die dich interessieren.»
    Offen gesagt ist mir schon schwindelig vor lauter Neuigkeiten, hätte Marthaler am liebsten gesagt. Aber aus Respekt vor Konrad Morell verkniff er sich diese Bemerkung.
    Zu dritt setzten sie sich um den kleinen Tisch.
    Stefanie Wolfram öffnete ihren Rucksack und zog ein schmales Fotoalbum hervor. «Ich habe nachgedacht. Die ganze Zeit habe ich überlegt, ob ich mich nicht doch an einen von Gabis Männern erinnere. Dann ist mir etwas eingefallen.»
    Sie klappte das Fotoalbum auf und blätterte einen Moment. Dann legte sie es auf den Tisch und zeigte auf eines der Bilder. Zu sehen waren ein Mann und eine Frau, die nebeneinander auf Campingstühlen saßen. Beide hatten ein gefülltes Sektglas in der Hand, beide lachten und prosteten in die Kamera. Der Mann trug einen Vollbart und hatte eine Sonnenbrille auf. Die Frau hatte schwarze glatte Haare, die ihr bis zum Kinn reichten. Marthaler musste an eine französische Schlagersängerin denken, die er in seiner Kindheit bewundert hatte, deren Name ihm aber nicht mehr einfallen wollte. Er schauteimmer wieder auf das Bild der Frau. Endlich erkannte er, dass es Gabriele Hasler war.
    «Es war ganz am Anfang, als Gabi und ich in Bockenheim zusammenwohnten», erklärte Stefanie Wolfram. «Die Perücke hatte sie sich gerade erst gekauft. Sie trug sie später immer, wenn sie sich mit einem Mann traf. Das Foto ist entstanden, als wir auf dem Balkon gemeinsam frühstückten.»
    «Und wer ist der Mann?», fragte Marthaler.
    «Seinen Namen habe ich vergessen», sagte Stefanie Wolfram. «Aber er muss einer der ersten Kunden von Gabi gewesen sein. Er kam jede Woche einmal, und manchmal übernachtete er bei uns. Ich weiß noch, dass er immer mit seinem Motorrad kam, das er gegenüber abstellte.»
    «Weiter», drängte Marthaler, «ich nehme an, Sie wissen, was passiert ist. Es geht um eine verschwundene Kollegin.»
    «Eines Tages tauchte dieser Typ nicht mehr bei uns auf. Ich habe Gabi gefragt, was los ist. Statt zu antworten zog sie ihr T-Shirt hoch und zeigte mir ihren Rücken. Er war voller Brandwunden. Dieser Mann hatte sie gefesselt und dann mit einer brennenden Zigarette gequält.»
    Marthaler nickte. «Aber Sie wissen nicht mehr, wie dieser Mann hieß?»
    «Nein», sagte Stefanie Wolfram. «Wenn es mir wieder einfällt, rufe ich Sie an.»
    «Unbedingt», sagte Marthaler. «Sie haben uns sehr geholfen. Ich würde gerne eine Kopie des Fotos anfertigen lassen und es den Kollegen von der Sitte zeigen. Wenn wir Glück haben, ist der Mann bereits aktenkundig.»
    Stefanie Wolfram zog die Aufnahme aus der Plastikhülle und legte sie auf den Tisch. Marthaler war aufgestanden. «Ist das alles?», fragte er.
    «Ist das etwa nichts?», fragte Konrad Morell.
    Marthaler überhörte nicht den beleidigten Unterton.«Doch, Morchel, das ist etwas», sagte er. «Aber wir wissen nicht, wie wichtig es ist. Deshalb müsst ihr mich jetzt bitte entschuldigen.»
    Er öffnete den beiden die Tür und verabschiedete sich. Er sah, dass Elvira nicht an ihrem Platz saß. Er ging zurück in sein Büro, beschriftete einen der kleinen gelben Zettel, heftete ihn an das Foto und legte beides auf den Schreibtisch seiner Sekretärin.
    Auf dem Gang begegnete ihm Sabato. «Robert, ich muss mit dir reden.»
    «Du hast gehört, dass wir Toller gefunden haben?»
    Sabato nickte.
    «Dann komm bitte mit», sagte Marthaler. «Wir müssen sofort eine Besprechung abhalten.»
    Die beiden hatten kaum den Sitzungsraum betreten und sich an den Tisch zu den anderen gesetzt, als Elvira hereinkam.
    «Was heißt deine Notiz, Robert? ‹Foto kopieren und Sitte fragen, wer der Mann ist›. Das
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