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Die Braut des Spuks

Die Braut des Spuks

Titel: Die Braut des Spuks
Autoren: Jason Dark
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widersprechen. Wie du es siehst, ist es möglicherweise ein Verbrechen.«
    »Mit Toten?«
    »Nein«, sagte er lachend. »Nicht ein Verbrechen, wie man es allgemein annehmen könnte. Ich sprach davon, daß wir eine Grenze überschritten haben. Damit wurde etwas geweckt. Etwas Uraltes, Schreckliches…«
    »Hört sich an, als würdest du mir einen Film erzählen wollen. Einen von der Sorte, wo sich Horror und Fantasy mischen.«
    »So ähnlich war es auch.«
    »Dann hast du geträumt.« Irma war fest davon überzeugt. Sie glaubte ihrem Mann auch jetzt nicht, obwohl er so drängend gesprochen hatte. Glücklicherweise war keiner der anderen Gäste in der Nähe, der ihnen zugehört hätte. Beide wären bis auf die Knochen blamiert gewesen. Noch einen Versuch startete die Frau. »Wenn ich dir glauben soll, was du ja offensichtlich willst, dann möchte ich gern einen Beweis sehen. Beweise mir, daß du recht hast.«
    »Sicher, Irma, das wirst du bald erleben.«
    »Nein, mein lieber Gatte, nicht gleich, sondern jetzt.« Sie hatte sich vorgebeugt und nickte ihm zu. »Verstehst du? Jetzt gleich, hier am Tisch.«
    Er hob den Kopf, wollte die Hand seiner Frau anfassen, aber Irma zog ihren Arm zurück. Seit einigen Minuten fühlte sie sich in Hochform. Endlich konnte sie sich für die Demütigungen rächen, die sie all die Jahre über erlitten hatte.
    »Darf ich dich um Verzeihung bitten?«
    »Hör auf mit dem Quatsch! Ich will einen Beweis.«
    Er schaute sie an. »Willst du den tatsächlich, Irma?«
    »Ja.«
    »Dann sieh her!«
    Er öffnete den Mund und ließ seine Zunge hervorschnellen. Eigentlich hätte Irma ein rosiges Etwas sehen müssen, was nicht der Fall war. Statt dessen war ein widerlich schwarzer kappen aus dem Mund geschnellt. Es hatte nur mehr von der Form her Ähnlichkeit mit einer Zunge, ansonsten aber nicht. Wie ein breiter Speer schaute es aus dem Mund und bewegte sich auf der Oberfläche, als würden dort winzige Würmer kriechen.
    Irma Danning saß wie angewachsen auf ihrem Platz. Die Arme halb erhoben und angewinkelt. Sie war einfach nicht fähig, ein Wort zu reden. Sie glaubte zu träumen. Das Essen stieg ihr zusammen mit dem Wein hoch, und in ihrem Mund breitete sich ein säuerlicher Geschmack aus. Rasch preßte sie ihre Hand vor die Lippen, um das Würgen zu unterdrücken.
    Ihr Mann öffnete den Mund und ließ die Zunge wieder verschwinden. Als er seine Frau jetzt anschaute, zeigten seine Augen eine rote Äderung.
    »Weißt du nun Bescheid, Irma?«
    Sie sagte nichts, sie schüttelte den Kopf, und auch ihre Augen fingen an zu brennen. Als die Hand sank, war sie weiß wie eine frische Leinwand. Und ihr Gesicht wirkte wie ein Film aus Gefühlen, die zumeist ängstlich und negativ waren.
    »Es fängt schon an!« sagte Sheldon leise. »Es fängt verdammt noch mal schon an. Ich habe es gespürt. Ich wußte es. Ich habe dir gesagt, daß es mein letztes Essen gewesen ist«, fügte er mit einem bitter klingenden Galgenhumor hinzu. »Jetzt muß ich für alles bezahlen, Irma. Für alles, verstehst du?«
    »Nein«, ächzte sie. »Nein, Sheldon, ich verstehe nichts, überhaupt nichts. Tut mir leid…«
    Er sagte etwas für sie Schlimmes. »Finde dich mit meinem Tod ab, Irma. Finde dich damit ab. Du weißt, daß wir relativ vermögend, wenn auch nicht reich sind. Ich habe dir alles hinterlassen. Ich… ich werde es nicht mehr brauchen können.« Mit einem scharfen Ruf hielt er einen der Ober an und nahm zwei gefüllte Champagnergläser von dessen Tablett. Eines stellte er vor seine Frau.
    »Was soll das?«
    Sheldon hob sein Glas. »Trinken wir auf dich, meine Liebe. Trinken wir auf dein Leben. Meines ist vorbei. Endgültig verloren. Ich werde sterben.«
    Sie saß unbeweglich da und schüttelte den Kopf.
    Irma konnte sich nicht rühren. Sie schaffte es nicht einmal, die Hand auszustrecken und nach dem Glas zu fassen. Das war alles zu schlimm, zu schrecklich, einfach zu unwahr.
    Er aber trank. Sheldon setzte das Glas an, kippte es und schlürfte es mit einem langen Zug leer. Danach bewegte er den Mund, als wollte er noch auf den Bläschen kauen.
    Irma aber konnte nichts sagen. Auch nichts denken. Sie saß da, wollte schreien, um Hilfe bitten, auch ihre Kehle war zu, und sie schaute nur ihren Mann an, der sein leeres Glas zwar festhielt, aber nicht mehr die Kraft besaß, es auch weiterhin zu halten. Es kippte plötzlich zur Seite, rutschte ihm aus den Fingern, landete auf der Tischdecke, rollte der Kante entgegen, darüber
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