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Die Braut des Herzogs (German Edition)

Die Braut des Herzogs (German Edition)

Titel: Die Braut des Herzogs (German Edition)
Autoren: Sophia Farago
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es kaum glauben, als ich es erfuhr. Dein Vater hat wieder geheiratet? Lady Sudbury? Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl, meine Liebe. Wie ist denn das alles gekommen?«
    »Oh, dein Mitgefühl ist verschwendet!« rief Olivia fröhlich. Das setzte ihre Gastgeberin in Erstaunen: »Aber es muß doch schrecklich für dich sein, daß du nun eine fremde Frau Mutter nennen mußt.«
    »Ich nenne sie nicht Mutter«, antwortete Olivia mit vor Schalk blitzenden Augen, »ich sage Marilla zu ihr.«
    »So sei doch nicht so aufreizend«, forderte die Ältere streng, »du weißt genau, was ich meine. Also bitte, mache jetzt keine Späße und erzähle mir alles der Reihe nach!«
    Olivia trank einen kleinen Schluck Tee und schickte sich in das Unvermeidliche: »Also, etwa vor einem halben Jahr lernte Papa Lady Sudbury kennen. Du kannst dich doch noch daran erinnern, daß er, wie jedes Jahr im Oktober, bei Lord Hamsham zur Fasanenjagd eingeladen war. Dieses Jahr weilte auch dessen verwitwete Cousine unter den Gästen. Marilla Sudbury. Du kennst sie doch, nicht wahr?«
    »Ja, ich bin ihr in London einige Male begegnet«, erwiderte Mrs. Cookridge. »Aber ich gehöre nicht zu ihrem Bekanntenkreis.Eine hübsche Frau, soweit ich das in Erinnerung habe. Immer nach der neuesten Mode gekleidet.«
    Die letzte Bemerkung war etwas abfällig geäußert, was nach einem Blick auf Mrs. Cookridges hagere Gestalt, die in ihrem dezenten, dunklen Kleid gar nicht modisch wirkte, nicht verwunderte. Sie legte keinen Wert auf eine elegante Erscheinung, betonte oftmals, daß es Wichtigeres gab als ein aufgeputztes Äußeres, und hatte deshalb auch an Olivias uneleganter Aufmachung nie Anstoß genommen.
    »Ja, das ist richtig«, nahm Olivia den Faden wieder auf. »Sie ist eine ausnehmend gutaussehende Dame. Obwohl sie schon Ende vierzig sein muß, denn sie hat einen erwachsenen Sohn, ist kaum eine weiße Strähne in ihrem Haar zu entdecken. Sie kleidet sich außerordentlich geschmackvoll und hat ein so feines, liebenswertes Wesen, daß es kein Wunder ist, daß sich Papa Hals über Kopf in sie verliebte.«
    »Aber, das klingt ja höchst erfreulich!« rief Mrs. Cookridge aus. Sie war darauf vorbereitet gewesen, ihre Freundin über die einschneidende Veränderung in ihrem Leben hinwegtrösten zu müssen. »Doch ich unterbreche dich. Fahr bitte fort. Er verliebte sich in sie, sagtest du?«
    Olivia nickte: »Ja, so muß es wohl gewesen sein. Weißt du noch, wie verwundert ich war, daß Papa so verändert von diesem Jagdaufenthalt zurückkam? Er war nicht mehr so verschlossen wie früher. Vergrub sich nicht mehr den ganzen Tag in der Bibliothek, sondern ging seinen Pflichten auf dem Gut im verstärkten Maße nach. Na, und dann fuhr er öfter nach London. Das hatte er doch seit Mamas Tod kaum noch getan. Ich war natürlich weit davon entfernt zu ahnen, daß hinter all den Veränderungen eine Frau stecken würde. So fiel ich aus allen Wolken, als er vor zwei Monaten, du warst gerade nach Yorkshire abgefahren, erklärte, daß er sich zu verehelichen gedenke. Die Kinder waren natürlich ganz aufgeregt. Keiner von uns konnte sich vorstellen, daß wir nun eine Stiefmutter bekommen sollten. Und der Gedanke, daß Redbridge Manor künftig eine neue Herrin haben würde, daß ich mich wieder unterzuordnen hätte, wiees sich für eine unverheiratete Tochter geziemt, das hat mir anfangs schlaflose Nächte bereitet.«
    Sie hielt kurz inne und ihre Freundin nickte verstehend.
    »Am nächsten Nachmittag war es dann so weit: Lady Sudbury sollte zu Besuch kommen. Wir warteten aufgeregt im Salon. Die Kinder hatten ihre besten Kleider angezogen. Mit verstörten, widerwilligen Gesichtem saßen sie in der Runde. Sophia schmollte, und nur ein Machtwort unseres Vaters konnte sie dazu bewegen, diesen Nachmittag nicht auf ihrem Zimmer zu verbringen. Wirklich kein gutes Vorzeichen für die erste Visite der neuen Hausherrin.«
    Olivia lachte, als sie sich an diesen Nachmittag erinnerte: »Warum es dann ganz anders kam, kann ich dir beim besten Willen nicht erklären. Marilla hat alle Herzen im Sturm erobert. Vielleicht gelang es ihr, weil wir eine ältere Dame erwartet hatten. Strenger, vielleicht. Die sofort versuchen würde, die Erziehung der Kinder an sich zu reißen … Ich weiß es nicht. Marilla hingegen wirkte so jugendlich und zerbrechlich. Gleichzeitig war sie so temperamentvoll und fröhlich. Vater hat wirklich die richtige Wahl getroffen. Sogar unsere Dienerschaft akzeptiert und
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