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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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Verlobter war. Allerdings war sie nicht die Einzige, der Gerhards Enthüllung einen Schreck verpasste. Alexander d’Aumesbery schien regelrecht entsetzt über das Erscheinen der Besucher zu sein. „Etwa der Stewart-Drache?“, stieß er hervor. „Was zum Teufel tut das Weib hier?“
    Die Umstehenden sahen Merry mit weit aufgerissenen Augen an. Sie spürte, wie ihr die Schamesröte in die Wangen stieg, hob aber dennoch das Kinn, während Gerhard zischte: „Sie steht genau vor Euch, Mylord.“
    Er schob den Lord in ihre Richtung, und Merrys Augen wurden schmal, denn ihr entging nicht, wie unsicher ihr Bräutigam auf den Beinen war. Es schien ihr, als stünde er nur deshalb aufrecht, weil Gerhard seinen Oberarm umklammert hielt.
    „Mylord, Eure Verlobte, Lady Merewen Stewart“, stellte Gerhard vor, als er seinen Herrn vor ihr zum Stehen brachte. Oder dies zumindest versuchte. Denn der feste Griff, mit dem er d’Aumesberys Arm hielt, hätte diesen zwar bremsen sollen, aber da der Befehl dessen Füße noch nicht erreicht hatte, marschierten sie einfach weiter, sodass der Mann beinahe in Merry hineingelaufen wäre, ehe die Hand an seinem Arm ihn in einem wenig eleganten Halbkreis herumschwenken ließ. „Lady Merewen Stewart“, wiederholte Gerhard grimmig, als sein Herr endlich wie ein ungezogener Bengel vor ihr stand.
    Offenbar blind gegenüber Gerhards gequälter Miene, stierte Alex Merry triefäugig an. „Da will ich doch verflucht sein“, stieß er hervor. Whiskydämpfe begleiteten seine Worte und hüllten Merry ein. „Du bist hübsch. Siehst gar nicht aus wie ein Drache.“
    Alle keuchten entsetzt auf, und Eachann Stewart straffte sich, als wappne er sich für eine passende Entgegnung. Merry legte ihm eine Hand auf den Arm. „Danke“, erwiderte sie spitz.
    Was sonst hätte sie sagen können? Es war offenkundig, dass der Mann jenseits von Gut und Böse war und sich später ohnehin an keine Zurechtweisung würde erinnern können.
    „Bitte, gern.“ Er strahlte sie an, runzelte im nächsten Augenblick die Stirn, wandte sich Gerhard zu und sagte: „Mir ist ganz komisch.“
    Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als er auch schon nach vorn kippte und wie ein Brett zu Boden ging.
    Einen Moment lang war es vollkommen still in der Halle, da alle nur auf den besinnungslosen Mann zu ihren Füßen starrten. Merrys Gedanken hingegen waren alles andere als still. Innerlich heulte sie auf vor Schmerz und Wut, während all die Träume, die sie auf dem Weg hierher gehortet hatte, einer nach dem anderen eines plötzlichen gewaltsamen Todes starben. Sie war vom Regen in die Traufe geraten, hatte ein Haus voller Trunkenbolde verlassen, nur um in ein anderes einzuziehen. Aber hier war die Lage schlimmer. Dieser Trunkenbold hatte Anspruch auf ihr Bett und ihren Körper. Und er war soeben trunken in Raserei verfallen und hatte beinahe einen anderen erwürgt, was darauf schließen ließ, dass er im Rausch gefährlich wurde.
    Merewen schloss die Augen. Verzweiflung und Kummer drückten sie nieder, während sie damit rang, dass dies offenbar ihr Schicksal war. Sie würde den Trinkern und Strolchen dieser Welt nicht entrinnen. Einen Moment lang ergab sie sich dem Selbstmitleid, doch nicht lange. Gleich darauf straffte sie die Schultern und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen, nur um festzustellen, dass keiner mehr den Mann am Boden ansah, sondern aller Augen auf sie gerichtet waren. Merry fasste sich und hob den Kopf.
    „Nun“, sagte sie fest. „Meint ihr nicht auch, dass ihr gut daran tätet, diesen Nichtsnutz von einem Laird ins Bett zu befördern?“
    Flüchtige Blicke wurden getauscht, ehe sich alle, die da waren, hastig um den Liegenden drängten. Nun waren es zu viele helfende Hände, und letztlich genügten vier Männer, von denen jeder einen Arm oder ein Bein ergriff. So schleppten sie ihren Herrn in Richtung Treppe. Die Übrigen folgten, selbst der Schmächtige, den ihr Verlobter eben noch gebeutelt hatte.
    Leise seufzend sah Merry ihnen nach und schaute sich nach ihrem Vater um, wobei ihr Blick jedoch an einer Frau hängen blieb, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Die braunhaarige Dame stand jenseits der Stelle, an der sich bis gerade noch die Männer gedrängt hatten, und wirkte gut fünfzehn Jahre älter als sie selbst. Auch war sie größer und stämmiger, und sie blickte dem Haufen, der Alexander forttrug, aus kleinen, zusammengekniffenen Augen nachdenklich hinterher. Merry betrachtete sie neugierig
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