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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands
Autoren: LYNSAY SANDS
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auch selbst tun“, unterbrach ihn Eachann, stieß die Türflügel auf und schob Merry hindurch. Einige Schritte lang ließ sie sich drängen, ehe sie im plötzlichen Zwielicht blinzelnd stehen blieb. Wie bei den meisten Burgen der Fall, herrschte in der großen Halle im Vergleich zu draußen Dämmerlicht, und es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Düsternis gewöhnt hatten. Sie hörte die Anwesenden, noch bevor sie diese sah: derbe Rufe und Gegröle drangen ihr ans Ohr. Angestrengt schaute sie zu einer dicht gedrängt stehenden Gruppe von Männern hinüber.
    „Ist er dort?“
    Merry sah, dass ihr Vater sich zu Gerhard umgewandt hatte, um die Frage zu stellen. Der Engländer nickte, während er ebenfalls durchs Portal trat. „ Aye , aber bitte lasst mich …“
    Ihr Vater schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab, ergriff sie wieder am Arm und schritt zügig auf die Menschen bei der aufgebockten Tafel zu.
    Gerhard lief ihnen nach. „Ich sollte Euch vielleicht darauf hinweisen, dass er ni… Oh, verflucht!“
    Merry blickte zurück und sah, dass er über etwas in den Binsen gestolpert war. Er blieb stehen, um aufzuheben, was immer es war, doch dann blieb auch ihr Vater abrupt stehen, und ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf die Szene vor ihr. Sie standen nun unmittelbar vor der versammelten Schar, und ihr Vater tippte dem Mann, der ihnen am nächsten war, auf die Schulter. Der Kerl, groß wie ein Haus, fühlte sich offenbar gestört bei dem, was gerade vor sich ging, und warf ihnen über die Schulter einen finsteren Blick zu. Der sich jedoch schnell in etwas anderes wandelte, als ihr Vater schroff verkündete: „Ich bin Laird Stewart und dies ist meine Tochter Merewen, die bald schon eure Herrin sein wird. Wo ist ihr Bräutigam, Alexander d’Aumesbery?“
    Die Augen des Trolls weiteten sich, richteten sich auf Merry und wurden von Fältchen umspielt, als er plötzlich lächelte, jedoch die Frage ihres Vaters unbeantwortet ließ. Stattdessen stieß er den Mann neben sich an. Als der sich ihm zuwandte, flüsterte er ihm etwas ins Ohr, und der Angestoßene sah sich ebenfalls überrascht um und stieß seinerseits seinem Nebenmann den Ellenbogen in die Seite. Es dauerte nicht lange, bis der ganze Haufen sie anzustarren schien. Doch nicht einer der Neugierigen trat vor, um sich als ihr Verlobter Alexander d’Aumesbery zu erkennen zu geben.
    Derart begafft, begann Merry sich schon unbehaglich zu fühlen, ehe Gerhard zu ihnen aufschloss.
    „Wirklich, Laird Stewart, ich sollte Euch zunächst ein paar Worte …“, setzte er einmal mehr an, brach jedoch ab, als aus der Mitte der Gruppe vor ihnen jäh ein wütendes Brüllen ertönte. Darauf folgte ein Schieben und Drängeln, als die Männer vor dem, was sie so sehr in Bann schlug, zurückwichen. Merry stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen, konnte jedoch nichts sehen, und dann drängte sich Gerhard an ihr vorbei und durch die Meute, wobei hinter ihm ein schmaler Durchgang blieb. Flink schlüpfte Merry hinter ihm her. Als er stehen blieb, reckte sie sich erneut, schaute ihm über die Schulter, und dieses Mal sah sie endlich, was sich dort vorne tat. Zwei Männer wälzten sich auf dem Boden – ein kleiner schlanker, der sich gegen einen größeren zur Wehr setzte, weil dieser ihn allem Anschein nach zu erwürgen trachtete. Der Anblick ließ Gerhard innehalten, doch nur kurz, dann setzte er sich wieder in Bewegung. „Ich hab euch doch gesagt, ihr sollt ihn festhalten, verdammt!“, fuhr er die Umstehenden an.
    Der Tadel veranlasste gleich mehrere der Männer vorzustürmen und Gerhard zu helfen, der sich mühte, die beiden Kampfhähne zu trennen. Das war gar nicht so leicht, aber schließlich schafften sie es, die zwei auseinanderzuzerren. Merry vermutete, dass es ihnen nur deshalb gelang, weil der Größere der Sache müde oder aber der Anlass für seinen Angriff nicht mehr gegeben war. Es schien ihr, als habe der stattlichere der beiden freiwillig von dem anderen abgelassen, um sich erst auf die Beine und dann fort von seinem Kontrahenten ziehen zu lassen. Das schmächtigere Kerlchen kroch sofort außer Reichweite. Kopfschüttelnd trat Gerhard vor, klopfte dem Größeren den Staub ab, strich ihm die Kleider glatt und verkündete: „Mylord, Eure Braut ist da.“
    Merry sog scharf die Luft ein, als ihr aufging, dass der Mann, der da schwankend vor ihr stand und noch immer von den Schaulustigen gestützt wurde, ihr
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