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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige
Autoren: Robert Ludlum
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schon so, wie man es immer hört: Auf Bali steht die Zeit still, und in dieser zeitlosen Stille liegt eine ganze Ewigkeit.«
    Bourne träumte mit halb geschlossenen Augen von einem anderen Leben – seinem Leben –, aber die Bilder waren dunkel und verschwommen, wie durch einen Projektor mit einer defekten Lampe betrachtet. Er war schon einmal hier gewesen, das wusste er. Er empfing gewisse Schwingungen vom Wind, vom ruhigen Meer, von den lächelnden Menschen und der Insel selbst – Schwingungen, die etwas in ihm zum Klingen brachten. Es war ein Déjà-vu-Erlebnis, sicher, aber auch mehr als das. Irgendetwas hatte ihn hierher zurückgerufen, hatte ihn angezogen wie ein Magnet, und jetzt, wo er hier war, konnte er es fast mit Händen greifen. Trotzdem wollte es ihm einfach nicht gelingen, sich zu erinnern.
    Was war hier passiert? Etwas Wichtiges, etwas, an das er sich unbedingt erinnern musste. Er sank tiefer in seinen Traum von einem vergangenen Leben hinab. In seinem Traum durchstreifte er die Insel, bis er an die Küste des Indischen Ozeans kam. Dort erhob sich eine Feuersäule aus der Brandung. Sie stieg zum klaren blauen Himmel empor, bis die Spitze die Sonne berührte. Wie ein Schatten huschte er über den weichen Sand, um mit den Flammen zu verschmelzen.
    Er erwachte und wollte Moira von seinem Traum erzählen, aber aus unerfindlichem Grund tat er es nicht.
    Als sie an diesem Abend zu dem Strandklub am Fuße der Klippe hinuntergingen, auf der ihr Hotel stand, blieb Moira bei einem der vielen Schreine stehen, die es hier gab. Er war aus Stein und mit einem schwarz-weiß karierten Tuch geschmückt. Der obere Teil lag im Schatten eines kleinen gelben Schirms; darauf lagen Blumengaben in geflochtenen Palmenblättern. Das Tuch und der Schirm zeigten, dass der Geist des Ortes anwesend war. Das Muster des Tuches hatte eine bestimmte Bedeutung: Weiß und Schwarz standen für den Dualismus allen Seins, der sich in dem Gegenüber von Göttern und Dämonen, von Gut und Böse ausdrückte.
    Moira streifte ihre Sandalen ab und trat auf den Stein vor dem Schrein. Sie legte die Handflächen in Stirnhöhe aneinander und senkte den Kopf.
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass du praktizierende Hindu bist«, sagte Bourne, als sie fertig war.
    »Ich hab mich bei dem Geist für unsere Zeit hier bedankt, für die vielen Geschenke, die man von Bali bekommt«, erklärte sie ihm und sah ihn mit einem bitteren Lächeln an. »Und ich habe mich beim Geist des Ferkels bedankt, das wir gestern gegessen haben und das sich für uns hat opfern müssen.«
    Sie hatten den Strandklub heute Abend für sich allein gebucht. Handtücher warteten ebenso auf sie wie zwei Gläser Mango-Lassi und Krüge mit tropischen Fruchtsäften und Eiswasser. Die Bediensteten hatten sich diskret in die fensterlose Küche zurückgezogen.
    Sie verbrachten eine Stunde im Meer und schwammen die Küste auf und ab. Das Wasser war warm und fühlte sich samtweich auf der Haut an. An dem dunklen Strand krabbelten Einsiedlerkrebse mit ihren Schneckenhäusern über den Sand, und an einer Höhle am anderen Ende des Strandes sah man Fledermäuse ein- und ausfliegen.
    Nach dem Schwimmen tranken sie ihre Mango-Lassis im Pool, bewacht von einem riesigen lächelnden Holzschwein mit einer Krone hinter den Ohren.
    »Es lächelt«, sagte Moira, »weil ich unserem Spanferkel meine Ehrerbietung erwiesen habe.«
    Sie schwammen ein paar Runden, dann trafen sie sich am Ende des Pools unter einem wundervollen Frangipani-Baum mit seinen weiß-gelben Blüten. Unter seinen Ästen hielten sie sich in den Armen und betrachteten den Mond, wie er hinter den Wolken verschwand und wiederauftauchte. Ein Windstoß schüttelte die Wedel der zehn Meter hohen Palmen, die die Strandseite des Pools säumten.
    »Es ist fast vorüber, Jason.«
    »Was?«
    »Das hier.« Moira schlängelte ihre Hand durchs Wasser, als wäre sie ein Fisch. »Das alles. In ein paar Tagen werden wir weg sein.«
    Er sah zu, wie der Mond langsam hinter den Wolken verschwand, und spürte die ersten dicken Tropfen auf seinem Gesicht. Im nächsten Augenblick fiel der Regen und überzog die Wasseroberfläche wie mit einer Gänsehaut.
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, und sie suchten Schutz unter den Zweigen des Frangipani-Baumes. »Und was wird aus uns?«
    Er wusste, dass sie keine Antwort erwartete, sondern einfach nur laut nachdachte. Er spürte ihr Gewicht, ihre Wärme durch das Wasser hindurch an seinem Herz. Es fühlte sich gut
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